Denver Broncos (9-7) - Gary Kubiak
Weshalb die Trennung? Selbstverständlich ist die Lage in Denver eine ganz andere: Kubiak entschied sich aus gesundheitlichen Gründen - der 55-Jährige hatte 2013 einen leichten Schlaganfall sowie während der vergangenen Saison Probleme mit schweren Migränen - eigenständig, sein Amt niederzulegen. Die Tatsache, dass der Titelverteidiger schon vor Week 17 aus dem Playoff-Rennen draußen war, spielte dabei keine Rolle.
Kubiak hatte, nachdem er den Job als Offensive Coordinator der Ravens angetreten hatte, wohl schon stark in die Richtung tendiert, sich dem Head-Coaching-Stress nicht mehr auszusetzen. Dann allerdings kam sein Ex-Team mit seinem Traum-Job um die Ecke.
Wo steht das Team? Denver hat noch immer die beste Pass-Defense der Liga, in der Run-Defense dagegen machten sich die Abgänge von Malik Jackson und Danny Trevathan mehr als bemerkbar. Hauptthema aber ist fraglos die Offense: Die Offensive Line muss, unabhängig davon, wer für Kubiak übernimmt, deutlich verstärkt werden.
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Die Running Backs und die Receiver sind da, die große Frage wird allerdings sein, wer als Starting-Quarterback in die kommende Saison geht. Trevor Siemian zeigte einige gute Ansätze, war aber äußerst inkonstant, und je mehr durch das schwache Run Game auf seine Schultern geladen wurde, desto wirkungsloser wurde die Offense. Es gilt für das neue Regime, Erstrunden-Pick Paxton Lynch weiter zu entwickeln. Und das dürfte noch eine Weile dauern.
Wer kommt in Frage? Broncos-Boss John Elway hat bereits erklärt, dass er drei oder vier Kandidaten im Kopf habe und auf eine schnelle Entscheidung hofft. Zunächst aber ist die große Frage: Was passiert mit Wade Phillips? Der Vertrag von Denvers Defense-Mastermind läuft aus, via Twitter erklärte Phillips, dass er "natürlich gerne in Denver" bleiben würde - allerdings erst, nachdem er getweetet hatte: "Das Leben eines Coaches: Von arbeitslos zum Super-Bowl-Sieg zu arbeitslos in drei Jahren."
Bleibt Phillips, macht ein offensiv geprägter Head Coach Sinn, Atlantas Offensive Coordinator Kyle Shanahan etwa. Interessanterweise allerdings ist der Name, der sich bisher am konstantesten hält, der eines Defense-Coaches: Miamis Defensive Coordinator Vance Joseph soll schon vor zwei Jahren, als schließlich Kubiak kam, ein ganz heißer Kandidat in Denver gewesen sein.
Los Angeles Rams (4-12) - Jeff Fisher
Weshalb die Entlassung? Wo ist die Weiterentwicklung? Fisher führte die Rams zwar von einem der schlechtesten Teams schnell ins Mittelmaß - da aber steckt das Team seit mehreren Jahren fest, und das betrifft insbesondere einen schlimmen Mangel an Kreativität in der Offense. Es dauerte unglaubliche acht Jahre, ehe die Rams wieder einen 1.000-Yard-Receiver hatten, in der heutigen NFL eigentlich undenkbar. Kenny Britt durchbrach diese Serie in der gerade beendeten Saison - mit 1.002 Yards.
Dennoch reichte es in dieser Saison nicht einmal mehr für Mittelmaß, nach dem überraschend guten Start stürzten die Rams gnadenlos ab und nach der 14:42-Heim-Blamage gegen Atlanta war Schluss für Fisher. Team-Vizepräsident Kevin Demoff erklärte offen: "Wir wollten sicherstellen, dass solche Spiele nicht noch einmal passieren."
Auch einige der Aussagen der Spieler sprechen eine eindeutige Sprache. "Wir brauchen eine Sieger-Kultur. Die fehlt uns", erklärte etwa Defensive End William Hayes und O-Liner Rodger Saffold fügte hinzu: "Ich bin jetzt seit einigen Jahren hier und wir hatten noch keine Saison mit positiver Bilanz." Das Team brauche jetzt jemanden, "der uns motiviert", forderte Tight End Lance Kendricks. "Nicht, dass Jeff Fisher das nicht gemacht hat. Aber wir brauchen jemanden, der uns motiviert und uns in den Hintern tritt, wenn wir Fehler machen."
Wo steht das Team? Vergleichsweise schwer zu sagen, weil noch niemand genau abschätzen kann, ob der teure Draft-Trade für Jared Goff die richtige Entscheidung war. Bislang jedenfalls spielte Goff weitestgehend schwach, bekam aber von einer desolaten Offensive Line sowie einem nicht-existenten Run Game auch wenig Hilfe. Generell fehlt es in der Offense an Spielern, die den Unterschied ausmachen können, das gilt ganz besonders für das Receiving-Corps.
Und defensiv? Um die D-Line mit Aaron Donald, Robert Quinn und Michael Brockers beneiden viele Teams L.A. Die Tatsache, dass die Rams dennoch mehrfach in der Run-Defense Probleme hatten, lässt allerdings wenig positive Schlüsse über das Linebacker-Corps zu. Top-Cornerback Trumaine Johnson wird, nachdem er 2016 unter dem Franchise Tag gespielt hat, Free Agent.
Wer kommt in Frage? Es sieht immer mehr danach aus, als wolle Rams-Besitzer Stan Kroenke für den großen Markt L.A. die prominente Lösung - was sicher dabei helfen würde, das zuletzt regelmäßig halbleere Stadion wieder besser zu füllen. Kurz nach der Entlassung von Fisher kursierten bereits Namen wie Jon Gruden, Jim Harbaugh und Pete Carroll, gefolgt von einem Gerücht am Sonntag, wonach die Rams Saints-Coach Sean Payton via Trade verpflichten wollen.
Ein zentraler Aspekt im neuen Trainerstab muss es sein, eine Offense zu entwickeln: In der vergangenen Saison war nicht nur das Run Game - wenn auch hinter einer desolaten O-Line - ein Problem. Für Tavon Austin gibt es, trotz teurer Vertragsverlängerung, nach wie vor keine vernünftige Rolle, während Goff noch jede Menge Coaching brauchen wird. Ein Name, der zum Wochenbeginn etwas überraschend auftauchte: Carolinas Co-Head-Coach und Defensive-Backs-Coach Steve Wilks. Auch Kyle Shanahan und Josh McDaniels werden gehandelt.
Buffalo Bills (7-9) - Rex Ryan
Weshalb die Entlassung? Interne Uneinigkeiten sowie Ryans laute, forsche Art dürften eine große Rolle gespielt haben, immerhin war seine Bilanz über zwei Jahre (15 Siege, 16 Niederlagen) nicht gerade katastrophal. Gleichzeitig aber passierte rein sportlich genau das, was sich Ryan nicht leisten konnte: Die Defense wurde schlechter, als sie es 2014, im letzten Jahr vor seiner Verpflichtung, war.
Hier spielten Verletzungen eine nicht unerhebliche Rolle, gleichzeitig aber verrieten Spieler nach der Entlassung öffentlich, dass Ryans Scheme zu kompliziert war. Das machte sich in der Pass-Defense bemerkbar, vor allem aber in der Run-Defense gehörte Buffalo zu den anfälligsten Teams.
Wo steht das Team? Die Bills haben Talent, und zwar nicht wenig. Unter Offensive Coordinator Anthony Lynn, der nach der Entlassung von Greg Roman früh in der Saison übernommen und das Playbook seinerseits vereinfacht hatte, wurde Buffalo zum dominantesten Rushing-Team in der NFL: 5,3 Yards pro Run, 164,4 Rushing-Yards pro Spiel und 29 Rushing-Touchdowns gelangen LeSean McCoy und Co., allesamt die Liga-Höchstwerte.
Die Defense hat einige junge, talentierte Spieler, ein vereinfachtes Scheme könnte Wunder bewirken und wieder deutlich mehr aus dem Potential heraus holen. Wer auch immer jedoch der neue Head Coach wird: Er wird auf der wichtigsten Position direkt eine Entscheidung treffen müssen. Der Vertrag von Quarterback Tyrod Taylor würde Garantien von über 30 Millionen Dollar mit sich bringen, sollten die Bills an ihm festhalten und die entsprechende Option damit aktivieren.
Geht Taylor, der alles in allem eine solide Saison gespielt hat, steht hier womöglich der komplette Neuanfang bevor. Backup EJ Manuel dürfte kaum einen neuen Vertrag erhalten, Cardale Jones ist in seiner Entwicklung noch extrem roh.
Wer kommt in Frage? Lynn scheint zunächst in der Pole Position zu liegen, die Ryan-Entlassung vor dem letzten Spiel und Lynns damit verbundene Beförderung zum Interim-Head-Coach soll für einige intern eine Art Mini-Audition gewesen sein. Der 48-Jährige hatte in seiner Coaching-Karriere allerdings noch nie etwas mit Defenses zu tun (seit 2003 durchgehend Running-Backs-Coach bei mehreren Teams) - ein starker Defensive Coordinator müsste in dem Fall also fraglos her. Ein nicht zu unterschätzender Faktor: Mit seiner ruhigen Art wäre Lynn quasi das genaue Gegenstück zu Ryan. Auch Arizonas Harold Goodwin wird gehandelt.