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NFL: New England Patriots vs. Kansas City Chiefs: Die Ordnung ist wieder hergestellt

Die New England Patriots haben den Kansas City Chiefs die erste Niederlage dieser Saison beigebracht.
© getty

Nach Week 6 gibt es nur noch ein ungeschlagenes Team in der NFL - die Rams. Durch den Sieg der New England Patriots über die Kansas City Chiefs hat die AFC kein Team mit weißer Weste mehr, und wo vor drei Wochen noch, wie viel zu häufig in den vergangenen Jahren, mit Untergangsstimmung über die Patriots berichtet wurde, gilt kurz vor der Regular-Season-Halbzeit einmal mehr: New England gehört auch dieses Jahr wieder zum engsten Titelanwärter-Kreis.

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Vor zwei Wochen gegen Denver lag die erste Saison-Niederlage für Kansas City zumindest zwischenzeitlich erstmals in der Luft. Doch nach einem späten Sieg sowie einem überzeugenden Erfolg gegen die Jaguars, in dem auch die Defense einige Big Plays beisteuerte, war das Duell gegen die Pats auch für Kansas City ein potentiell extrem wichtiges Spiel.

Mit dem Sieg über Jacksonville und dem Erfolg in Pittsburgh hatten die Chiefs direkte Tie-Breaker gegen potentielle Playoff-Seeding-Konkurrenten schon in der Tasche - ein Erfolg gegen New England hätte Kansas City auf sehr direkten Kurs Richtung Playoff-Bye-Week gebracht. Stattdessen haben die Patriots die seit vielen Jahren gültige Ordnung in der AFC einmal mehr wieder hergestellt: New England steht nur noch ein Spiel hinter Kansas City, mit dem direkten Tie-Breaker jetzt aufseiten der Pats.

"Ein schwieriger Gegner", resümierte Coach Bill Belichick nach der Partie, "aber am Ende konnten wir ein klein wenig mehr abliefern. Ich bin stolz auf das Team, wir hatten eine wirklich gute Woche und haben heute über vier Viertel hart gespielt. Ich denke, dass wir diesen Sieg verdient haben."

Offensivfeuerwerk - Brady vs. Mahomes erfüllt die Erwartungen

Belichick war dabei in seinem Enthusiasmus gewohnt begrenzt, denn tatsächlich hatten beide Teams gerade ein absolutes Feuerwerk abgebrannt.

Den ersten Punt überhaupt gab es vier Minuten vor dem Ende, die Patriots selbst punteten überhaupt nicht - und stellten ohne Punt und ohne eigene Strafe ganz nebenbei einen NFL-Rekord auf. Das Spiel erinnerte immer wieder an den Super Bowl im Februar, mit ein klein wenig mehr Defense eingestreut.

Oder, wie Neu-Patriot Josh Gordon - der auch diese Woche wieder ein Stück weit besser in die Offense eingebaut wurde - es zusammenfasste: "Wir hatten das erwartet, wir wussten, dass da eine Offense mit jeder Menge Feuerkraft kommt. Aber die haben wir auch."

Und der große Vorteil für die Patriots: auch die Defense hatte, vor allem früh im Spiel, Big Plays, um die Partie auf den richtigen Weg zu bringen. Dabei gab es einige Szenen, die heraus stachen und die symptomatisch für die Ansätze der Patriots standen.

Patriots vs. Chiefs - Big Play 1: Mahomes' Interception

1. Viertel, 5:12 Minuten auf der Uhr, Spielstand: 3:3.

Der defensive Plan der Patriots wurde früh im Spiel klarer: New England hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Mahomes keinerlei mentale Pausen zu geben und ihn permanent herauszufordern.

Das machten die Pats einerseits mit viel Safety-Movement nach dem Snap, in ihrer gerne gespielten Man Coverage sah man ein altes Belichick-Rezept: Nummer-1-Corner Stephone Gilmore nahm Nummer-2-Receiver Sammy Watkins in Eins-gegen-Eins-Coverage, während Tyreek Hill die Double Coverage erhielt.

Außerdem deuteten sie immer wieder Blitzer an und stellten die Line of Scrimmage zu, um dann Pressure aus verschiedenen Richtungen zu bringen und unerwartete Spieler in Coverage fallen zu lassen. Mahomes wurde so zu Post-Snap-Reads gezwungen und erhielt wenige klare Reads.

Die ersten Früchte dieses Ansatzes waren gleich ertragreich und bei Mahomes' erster Interception zu beobachten: New England spielte hier einen angetäuschten Blitz mit Linebacker Dont'a Hightower als vermeintlichem Blitzer. Doch Hightower täuscht den Blitz nur an, und lässt sich dann, weg von der Offensive Line, in Coverage fallen.

Mahomes sieht Hightower erst, nachdem er den Ball schon geworfen hat - genau in die Reichweite des Linebackers. Direkt beim ersten Play nach dem Turnover trug Sony Michel den Ball zum Touchdown in die Endzone.

New England Patriots: Run Game Stats vs. Chiefs

SpielerRunsRushing-YardsLongest RunRushing-TDs
Sony Michel24106152
Kenjon Barner316100
James White639120
Cordarrelle Patterson1330
Tom Brady3241
Julian Edelman1770
Team:38173-3

Michels Touchdown-Run war dabei ein gutes Beispiel für New Englands Rezept in diesem Bereich des Spiels. Die Patriots arbeiteten hier intensiv mit Lead- und Pull-Blockern, um für Michel und Co. gegen die extrem anfällige Interior-Run-Defense der Chiefs Räume zu schaffen - und das klappte mehrfach extrem gut.

Vor allem wenn Kansas City in seine Nickel-Defense mit einem Defensive Back für einen Linebacker spielte, attackierte New England das mit seinem Power Run Game gnadenlos. Kansas City hatte in der Run-Defense keine Antworten, und konnte dabei auch nicht einfach die Box zustellen: Bradys Chemie mit Josh Gordon wirkte abermals verbessert, Gordon wurde auch vermehrt bei kurzen Slants eingesetzt.

Und dabei wurden die Pats auch kreativ: New England spielte 4-WR-Sets - etwas, das die Patriots in der Saison bisher nahezu nie gemacht haben - und auch daraus bestand über Cordarrelle Patterson eine Bedrohung im Run Game, bei anderen Snaps waren Edelman, Patterson und James White gemeinsam im Backfield.

Patriots vs. Chiefs: Big Play 2: Julian Edelmans Touchdown

2. Viertel, 12:58 auf der Uhr, Spielstand: 10:6 Patriots.

Im zweiten Viertel dann bekam man erstmals das Gefühl, dass New England hier das bessere Team ist - die Patriots zogen auf 17:6 davon, dank eines simplen, aber dennoch effizienten Play Designs beim langen Third Down.

Die Chiefs sind dabei in Man Coverage. Julian Edelman als sehr tief postierter Inside-Slot-Receiver hat Kendall Fuller als seinen Gegenspieler, und dafür nicht nur einen freien Release - bedingt durch seine tiefe Positionierung vor dem Snap, so dass niemand ihn pressen kann -, sondern auch jede Menge Raum, mit dem er arbeiten kann.

Denn die Routes von Hogan und Gronkowski auf der gleichen Seite der Formation ziehen die Verteidiger Richtung Zentrum. Edelman derweil macht in der Mitte des vertikalen Parts seiner Route einen kurzen Schritt nach rechts und zieht dann Richtung Ecke der Endzone. Dieser kleine Schritt reicht, um einen kurzen Stolperer bei Fuller zu bewirken.

Am Ende stand ein einfacher Touchdown für Edelman, der einen 10-Play-Drive über fünfeinhalb Minuten abschloss.

Patriots vs. Chiefs Big Play 3: Mahomes' Red Zone Interception

2. Viertel, 0:14 auf der Uhr, Spielstand: 24:9 Patriots.

Als Kansas City kurz vor der Halbzeitpause dann die Chance hatte, bis auf acht Punkte ran zu kommen - oder zumindest via Field Goal zu verkürzen - unterlief Mahomes sein vielleicht größter Fehler in diesem Spiel.

Die Patriots spielen auch hier wieder Man Coverage, und haben für Tight End Travis Kelce ein besonderes Red-Zone-Paket parat: Zunächst gibt Hightower, der ihm direkt gegenüber steht, Kelce nach dem Snap einen Schubser mit, um dessen Rhythmus zu zerstören. Danach sind zwei Spieler (grün markiert) für Kelce zuständig, Hightower wird ein verspäteter Rusher über die Mitte und kann Mahomes unter Druck setzen.

Kansas Citys Quarterback bewegt sich nach rechts und New Englands Safety agiert wie ein Quarterback-Spy, um zu verhindern, dass Mahomes losläuft - und um gleichzeitig die Underneath-Zone abzudecken. Weil Mahomes nach rechts aus der Pocket raus geht, halbiert sich für ihn das Pass-Fenster - und sein Pass zu Kelce fliegt letztlich in die Double Coverage und wird zur Interception abgefälscht.

Ähnlich wie auch die erste Interception, zeigte dieser Pick, dass New England defensiv Mahomes mit Komplexität und möglichst vielen Hindernissen begegnete, um wenige einfache Completions zuzulassen; was zumindest in der ersten Hälfte auch eindrucksvoll klappte. Die explosiven Plays der Chiefs über vier Viertel zu unterbinden ist nahezu unmöglich - die Patriots zeigten aber zumindest, dass sie in der Lage sind, kritische Turnover zu forcieren.

Patriots vs. Chiefs Big Play 4: 40 Yards für Gronks Nummer 500

4. Viertel, 0:51 auf der Uhr, Spielstand: 40:40.

Dass dieses Spiel trotzdem bis zum Schluss extrem spannend und offen war, ist gleichbedeutend mit einem riesigen Lob an die Chiefs-Offense. Doch nachdem die Chiefs durch einen spektakulären 75-Yard-Touchdown von Tyreek Hill ausgeglichen hatten, erhielt Brady den Ball mit über drei Minuten auf der Uhr zurück - zu viel Zeit. Und das Play, das schließlich das entscheidende Field Goal ermöglichte, zeigte nochmal allen, dass der stotternde Patriots-Offense-Motor der ersten Wochen der Vergangenheit angehört.

Denn mit all den Waffen auf dem Feld - Edelman und White hatten beide Catches bei dem Drive, Gordon wird ein immer größerer Faktor - ist es für Defenses zunehmend schwierig, Gronkowski in Double Coverage zu nehmen. Und genau das passierte bei jenem finalen Big Play.

Die Chiefs spielen eine Man-Zone-Kombination mit Eins-gegen-Eins-Coverage und einem tiefen Safety sowie zwei Linebackern in Underneath-Zones. Die In-Breaking-Route von Chris Hogan räumt dabei den Weg für Gronkowski frei und gibt ihm die komplette vertikale Freiheit, für sein Matchup mit Josh Shaw, ein physischer Cornerback mit Safety-Hintergrund, den Kansas City ganz bewusst für diese Aufgabe ausgesucht haben dürfte.

Für Brady und die Patriots änderte das aber nichts: "Gronk hatte sein Matchup und hat ein Big Play daraus gemacht, von denen hatte er in seiner Karriere ja schon einige. Ich werde in den größten Momenten in seine Richtung werfen."

New England konnte so die Uhr runterlaufen lassen, und Kansas Citys Kareem Hunt sagte, was viele anschließend dachten: "Ich glaube, wenn wir den Ball als letztes gehabt hätten, dann hätten wir gewonnen. Wir können mit dieser Niederlage umgehen. Ich meine, natürlich will man nie verlieren. Aber wir werden daraus lernen und sicherstellen, dass es nicht nochmal passiert."

Dieses "nochmal" könnte dann in den Playoffs stattfinden - vielleicht in Kansas City, vielleicht in Foxboro. Letzteres bleibt durch den Sieg der Patriots jedenfalls eine realistische Möglichkeit.

Patriots: AFC-Ordnung wieder hergestellt

Und natürlich soll dabei nicht unter den Teppich fallen, wie eindrucksvoll die Chiefs in diesem Schwergewichtskampf mithielten. Mahomes wirkte in der ersten Hälfte teilweise etwas überwältigt, nach der Pause war davon quasi nichts mehr zu sehen. Tyreek Hill ist schlicht kaum zu verteidigen, und erneut gelang es Kansas City gegen die Pats, über Kareem Hunt Big Plays im Passspiel zu kreieren.

Und dennoch werden die Chiefs bis zu den Playoffs defensiv mehr Stabilität finden müssen. Gerade ein Team wie etwa Jacksonville oder Baltimore - sehr gute Defenses und Offenses, die gewillt sind, über das Run Game spiele zu gewinnen - könnte in den Playoffs andernfalls für eine unangenehme Überraschung sorgen.

Die Patriots auf der anderen Seite, und der Eindruck wird seit nunmehr drei Wochen immer stärker, sind auf dem Weg zurück zu Dominanz, zumindest offensiv. Sie können mit ihrem Run Game Drives dominieren, genau wie mit ihrem Kurzpassspiel, das seit der Rückkehr von Julian Edelman deutlich verbessert ist. Und sie haben gleichzeitig mit Josh Gordon und Rob Gronkowski auf dem Feld auch jede Menge Big-Play-Potential, umso mehr, da die Pats Play Action sehr gut einsetzen.

"Wenn die Sachen nicht gut laufen, dann ist es leicht, sich selbst und alles zu hinterfragen", betonte Special-Teams-Kapitän Matthew Slater gegenüber USA Today, "und ganz klar: zum Start der Saison hatten wir einige unschöne Spiele. Aber wir haben nie an uns gezweifelt, oder den eingeschlagenen Weg verlassen, und das ist enorm wichtig. Natürlich können wir uns noch deutlich steigern, aber so ein Sieg ist ein wichtiger Schritt."

Für den Rest der AFC ist das - wieder einmal - die bittere Erkenntnis dieses Abends. Die Patriots haben fraglos noch Baustellen, ganz besonders in der Defense. Aber New England wird auch dieses Jahr wieder ein Team sein, das man auf dem Weg zum Super Bowl schlagen muss und der Trend der Patriots verheißt für die Conference wenig Gutes.

Oder, um mit Brady zu schließen: "Ich glaube nicht, dass wir unsere bestmögliche Leistung schon gesehen haben. Wir können alle viel besser spielen. Und genau das wollen wir erreichen."

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