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NFL: Los Angeles Rams vs. Kansas City Chiefs - eine magische Nacht in Hollywood

Marcus Peters sorgte mit ein paar Schlüssel-Plays für die Entscheidung gegen die Chiefs.
© getty

Die Los Angeles Rams und Kansas City Chiefs lieferten sich einen epischen Schlagabtausch im Monday Night Game zum Abschluss von Week 11. Die Rams gingen letztlich mit einem historischen 54:51-Erfolg als Sieger hervor, standen damit aber nicht alleine da. Lehrreich war die Begegnung überdies umgekehrt nicht nur für die Verlierer.

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Es war eine magische Nacht im altehrwürdigen Los Angeles Memorial Coliseum, und das nicht nur aufgrund der 105 Punkte - die drittmeisten aller Zeiten in der NFL -; oder aufgrund der über 1000 Yards auf beiden Seiten, oder der Tatsache, dass erstmals überhaupt zwei Teams über 50 Punkte im selben Spiel auflegten.

Es war eine magische Nacht für L.A., das zuletzt abseits des Footballs so arg gebeutelt wurde.

Dank Popsirene Shakira, die mit ihrer Band den Rasen des Aztekenstadions in Mexiko-Stadt ramponierte, fand dieses denkwürdige Monday Night Game - das erste in der Stadt der Engel seit über 30 Jahren - doch in Los Angeles statt. Und obwohl es nur einen sehr kurzen Vorlauf gab, war die Hütte voll! Und die Stimmung war elektrisch.

Es erinnerte ein wenig an dieses besondere Monday Night Game 2005, als die New Orleans Saints erstmals seit Katrina wieder in den Superdome zurückkehrten. Schon vor dem Spiel war klar, dass es hier um mehr ginge als nur um Football und das Duell von zwei der drei 9-1-Teams in der Liga. Die Feuerwehr wurde während der Hymne geehrt, die dieses Mal besonders emotional ausfiel. Anschließend entzündeten die Witwe und der Sohn eines beim Attentat in Thousand Oaks gefallenen Polizisten die (olympische) Flamme an.

Das dazu passende Feuerwerk gab es dann auf dem Platz mit unglaublich vielen Punkten und einem elektrisierten Publikum. Eine Stimmung, die es so schon länger nicht mehr gab in diesem Stadion.

Es war ein Spiel, das diese durch die Waldbrände gebeutelte Stadt so sehr gebraucht hat. Spätestens jetzt sind die Rams an der Westküste angekommen.

Rams vs. Chiefs: Statements auf mehreren Ebenen

An dieser Stelle ist gern von einem Statement-Sieg die Rede. Ein Statement der Rams, die gezeigt haben, dass sie gegen die Besten der Besten mithalten können. Und die gezeigt haben, dass ihre großen Investitionen auf der größten Bühne - in der Primetime - fruchten.

Die Defense nämlich war in den Schlüsselsituationen Trumpf. Und der teuerste Verteidiger überhaupt, Aaron Donald, spielte eine wesentliche Rolle, ebenso Star-Verpflichtung Marcus Peters im Duell mit seinen Ex-Kollegen. Aber auch der noch eher unbekannte Samson Ebukam, der erst in seiner zweiten Saison ist und als Viertrundenpick noch äußerst günstig daherkommt, stand im Blickfeld.

Ein weiteres Statement war freilich auch, dass diese Offensiv-Explosion weitestgehend ohne Todd Gurleys Zutun zustande kam. Gurley hatte ganze 15 Touches mit immerhin 94 Yards. Es reicht für die Gegner also nicht, Gurley weitestgehend auszuschalten. Dazu ist Jared Goff mittlerweile zu konstant gut.

"Er war herausragend, vor allem bei diesem letzten Drive", schwärmte Coach Sean McVay. "Ich glaube das waren sechs Plays, sie haben einige 2-Man-Coverages gespielt, und er hat einfach die richtigen Completions gefunden. Die Jungs haben sich frei gelaufen, die Line hat gut geblockt, aber er muss den Ball dann auch dahin bringen."

Dämpfer für Patrick Mahomes

Das Spiel war jedoch auch ein Statement an die AFC: diese Chiefs sind vielleicht noch nicht ganz oben angekommen. Sie sind vielmehr das erste Team seit den 1966er Giants, das das Kunststück vollbrachten, mehrere Spiele in einer Saison zu verlieren, in denen sie mindestens 40 Punkte erzielten (40:43 gegen die Patriots).

Zudem hat die MVP-Kampagne von Patrick Mahomes einen empfindlichen Dämpfer erlitten. Mit fünf Turnovern kostete er sein Team letztlich diesen Sieg, der nochmal teuer werden könnte. Und als Team begingen die Chiefs 13 Penalties (für 135 Yards) und zeigten sich damit mal wieder von ihrer eher disziplinlosen Seite. Gerade in engen Spielen und gerade gegen eine andere Top-Offense hilft es wenig, wenn man dem Gegner First Downs und Extra-Yards schenkt.

"Die Turnover haben das Spiel geprägt. Ich habe ihnen 21 Punkte gegeben, mehr oder weniger, durch die Turnover. Das war ein bisschen wie im Spiel gegen die Patriots", übte sich Mahomes in Selbstkritik. "Man darf sich gegen gute Teams keine Turnover leisten. Das war der Wendepunkt in diesem Spiel."

Pass-Rusher Justin Houston war es anschließend allerdings besonders wichtig, sich vor seinen Quarterback zu stellen: "Jeder macht Fehler, keiner spielt zu 100 Prozent fehlerfrei. Wir werden diese Niederlage sicher nicht einem Spieler zuschreiben. Elf Spieler stehen auf dem Feld, wir werden nicht einen Spieler in die Verantwortung nehmen. Das ist ein Team-Sport! Wie viele Spiele hat Patrick für uns gewonnen?"

Mahomes: "Im Moment ist es scheiße"

"Ich glaube, dass unsere Offense die beste Offense in der Liga sein kann, das haben wir in dieser Saison eine Weile lang gezeigt. Aber es gibt mehrere großartige Offenses dieses Jahr. Die Saints, die Rams, die Chargers - viele Teams spielen aktuell gut", bilanzierte Kansas Citys Quarterback selbst weiter, fügte allerdings auch hinzu: "Im Moment ist es scheiße, da bin ich ganz ehrlich. Wir wollten mit einem Sieg über ein starkes Team, ein Playoff-Team, in die Bye Week gehen. Aber gleichzeitig haben wir unser Schicksal weiter selbst in der Hand."

Das stimmt zwar, doch liegen die Chiefs jetzt nur noch eineinhalb Spiele vor den Patriots im Kampf um Home-Field Advantage in den Playoffs, anstatt der bisher zwei. Und wenn die Chiefs zu packen sind, dann offenbar auswärts.

Was dieses Monday Night Game aber auch sein muss, ist eine Lehrstunde für Rams-Coach Sean McVay: Sicherlich hat sein Team gewonnen. Doch die eine oder andere Entscheidung seinerseits wäre beinahe nach hinten losgegangen. Da wäre etwa der etwas unmotivierte Draw mit Gurley bei 3rd-and-Long in der eigenen Hälfte in der ersten Halbzeit. Da war er für seine Verhältnisse viel zu risikoscheu, was angesichts des mächtigen Gegners komisch wirkte.

Genauso entschied er sich vorm letzten Chiefs-Touchdown dazu, einen 4th-and-Short nicht auszuspielen und stattdessen lieber zu punten. Auf der Gegenseite spielten die Chiefs den vierten Versuch in ähnlicher Situation aus und wurden belohnt.

L.A. Rams: Lehrreicher Sieg für Head Coach Sean McVay

Zu aggressiv wiederum war McVay dann in seiner letzten Offensiv-Serie: Anstatt nach dem Peters-Pick die Uhr herunterzulaufen - mit dem wohl besten Running Back und Run Game der NFL -, gab es drei Pässe, von denen zu allem Überfluss auch noch einer unvollständig war. Die Chiefs hatten vor dem Drive noch drei Timeouts und nach selbigem immer noch eine. Das verlief suboptimal.

Alles in allem jedoch könnte dies bereits ein Vorgeschmack auf den Super Bowl gewesen sein. Beide Teams haben weiterhin die beste Bilanz in ihrer Conference und wurden jeweils nur in besonderen Partien gestoppt. Die Rams in einem epischen Shootout durch die Saints, die Chiefs in New England und eben Los Angeles.

Gerade New Orleans wird hier ein gewichtiges Wort mitreden, doch sollte es zu einem Wiedersehen in dieser Spielzeit kommen, wäre eines vorprogrammiert: eine weitere magische Nacht.

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