Es galt als erstes Playoff-Spiel in dieser Saison und die Titans mussten im direkten Duell um den letzten Wild-Card-Spot auf Marcus Mariota verzichten. Der Quarterback der Titans verletzte sich in der Vorwoche gegen die Washington Redskins und wurde durch Blaine Gabbert ersetzt. Ein komplett anderer Typ Quarterback mit einem gänzlich verschiedenen Skill Set.
Wie also würden die Colts den Titans gegenüber treten? Die Antwort war eine ganze Menge Personal an der Line of Scrimmage, mit dem man in erster Linie die Box vollstopfen und das Running Game stoppen wollte. Das gelang hervorragend. Derrick Henry, Tennessees Running Back, der in den letzten Wochen alles in Grund und Boden gelaufen hatte, kam in der ersten Hälfte bei 7 Carries auf lediglich 24 Yards.
Auf der anderen Seite hatten die Colts über ihr Running Game hinter einer hervorragenden Line großen Erfolg. In seinen ersten beiden Drives marschierte man in 12 Plays und 6:46 Minuten über 92 Yards und in 16 Plays und 9:58 Minuten über 90 Yards zu Touchdowns von Dontrelle Inman und Eric Ebron. Es schien eine dominante Angelegenheit zu werden, bis Andrew Luck (24/35, 285 YDS, 3 TD, INT) einen indiskutablen Pick Six in die Hände von Jayon Brown warf und den Titans eine riesige Portion Momentum schenkte.
Tennessee Titans: Blaine Gabbert wirft verheerende Interception
Tennessee schien mit dem nächsten schnellen Stop auf die Wende drängen zu können, doch muffte Adoree Jackson einen Punt. In idealer Feld-Position nahmen die Colts das Geschenk aber nicht an, denn auch Marlon Mack konnte das Leder nicht festhalten. Zum Ende des ersten Durchgang bewiesen beide Kicker nochmals ihr Können um das Spiel mit +7 für die Colts in die Kabine zu schicken.
Die Colts hatten bei einer zweifelhaften Pass-Interference-Penalty gegen Malcolm Butler Glück, dass der Opening Drive der zweiten Halbzeit fortgesetzt wurde. Den allerdings schloss man nach herrlichem Design durch Ryan Hewitt ab. Die Tür schien für die Titans nach einem Touchdown von Tight End Luke Stocker wieder aufzugehen, als Blaine Gabbert den Ball aber wieder in die Hände bekam, war er es, der eine verheerende Interception warf.
Die Colts punkteten daraufhin in ihren nächsten beiden Drives per Field Goal und Touchdown durch Marlon Mack. Gabbert (18/29, 165 YDS, TD, 2 INT) hingegen warf nur noch eine weitere Interception in die Hände von Darius Leonard um das Aus der Titans und auch der Steelers zu besiegeln. Die Colts hingegen stehen nach einem 1-5-Start doch noch in den Playoffs. Das Team, welches in der Vorsaison bei 4-12 abschloss und mit dem Quarterback, dessen Zukunft in der NFL nach einer rund zweijährigen Abstinenz aufgrund von komplizierter Schulter-Problemen stark in Frage gestellt wurde. Nun geht es in einem AFC-South-Duell gegen die Houston Texans.
Titans vs. Colts - die wichtigsten Statistiken
Tennessee Titans (9-7) vs. Indianapolis Colts (10-6) 17:33 (0:7, 10:10, 7:7, 0:9) BOXSCORE
- Darius Leonards furiose Saison wurde mit einem weiteren Meilenstein bereichert. Der Rookie-Linebacker hat nun den Single-Season-Rekord der Colts für Tackles in einer Saison aufgestellt. Dafür brauchte er 161.
- Derrick Henry hatte einen starken Dezember und kann sich über seine erste 1.000 Yard-Saison in der NFL freuen. Er ist einer von 9 Running Backs, denen dies in diesem Jahr gelungen ist.
- Die Titans sind das Team mit den wenigsten Strafen in der Liga. Dies schien auch in diesem Spiel ein Faktor zu sein, so hatte man bis in das dritte Viertel nur eine einzige Strafe gesammelt. Allein im Schlussviertel waren es aber 7 weitere.
- Die Colts sind das erste Team überhaupt, welches nach einem 1-5-Start in die Saison noch in die Playoffs kommt.
Der Star des Spiels: Colts Offensive Line
Egal ob für den Pass oder für den Run. Die Colts-O-Line steht ihren Mann. Es ist beeindruckend mit welch einer Gewalt sich Quenton Nelson als Puller in heranstürmende Linebacker wirft um Lücken für das Run Game aufzureißen. Genauso beeindruckend ist es, wie konstant stark Indys Line nicht nur Hits gegen Luck vermeidet, sondern ihm genug Zeit gibt, lange in der Pocket zu stehen. Die Investitionen in die Unit scheinen sich auf jeden Fall gelohnt zu haben.
Der Flop des Spiels: Blaine Gabbert (Tennessee Titans)
Ganz bitter für den Backup-Quarterback, der eigentlich kein so schlechtes Spiel gemacht hat. Wo die Ungenauigkeiten in der ersten Halbzeit aber oftmals auf mangelnde Spielpraxis zurückzuführen sind, so war die spielentscheidende Interception auf keinen Fall zu entschuldigen. Im Laufen wollte er einen Pass zu Taywan Taylor werfen, doch ist Kenny Moore genau in den Passweg gelaufen. Das hätte der erfahrene Backup sehen müssen.
Analyse Titans vs. Colts: Die Taktiktafel
- Die Colts wussten, dass die Titans nicht allzu viel über das Passing Game kreieren können und wichen teilweise von ihrem gewohnten Two-Deep-Look ab um mit mehr Personal an der Line of Scrimmage für mehr Druck zu sorgen. Das hatte in der ersten Halbzeit großen Erfolg. Die Titans bekamen weder das Run Game, noch das Passing Game aufgrund enger Man Coverage zustande.
- Erst im zweiten Durchgang kam die Offense der Titans in die Gänge. Das hatte vor allem damit zu tun, dass Mike Vrabel viel mehr Motion vor dem Snap anwies. Herrlich war vor allem Luke Stockers Touchdown zu beobachten. Im Run vorher lief Derrick Henry über einen Inside Zone Run an der rechten Seite für großen Raumgewinn. Das darauffolgende Play war ein Play-Action-Fake aus der exakt selben Formation mit exakt selber Motion.
- Die Physis der Colts up Front hat bei den Titans offensichtlich Eindruck hinterlassen. Da man es so gut wie überhaupt nicht schaffte, an Luck heranzukommen, wich Dean Pees immer mehr vom Blitz weg und versuchte Luck mit unterschiedlichen Coverage-Paketen zu irritieren. Das scheint gegen Luck immer wieder zum Erfolg zu führen. Der hat in den letzten Wochen mehrfach Turnover durch komplett verpatzte Reads zu verantworten. So auch gegen die Titans.