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Seahawks vs. Rams 30:29 - Seattle gewinnt irren Shootout gegen die Rams

Die Seattle Seahawks haben Woche 5 mit einem Heimsieg über die Rams eröffnet!
© getty

Spektakulärer Shootout zum Auftakt in Woche 5! Die Seattle Seahawks schlagen in einem offensiv geprägten Duell die Los Angeles Rams mit 30:29 - dank eines Field-Goal-Fehlschusses der Rams in letzter Sekunde. Es war zuvor das Duell der Rams-Offense auf der einen und Russell Wilson auf der anderen Seite, mit dem besseren Ausgang für die Seahawks.

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Der größte individuelle Unterschied in diesem Spiel wurde schnell deutlich: Die Seahawks haben in Russell Wilson einen Quarterback, der Plays improvisieren, gegen Pressure konstant Big Plays auflegen und perfekte Downfield-Pässe spät im Down aus der Bewegung heraus abliefern kann - die Rams haben den in Goff in dieser Form nicht ansatzweise. Umgekehrt aber wurde auch klar: Die Rams haben den Play-Caller, um dieses Defizit auszugleichen.

Die Rams-Defense produzierte zwar einen frühen Turnover, doch die Seahawks-Defense ließ zunächst nur zwei Field Goals zu, ehe sie das Run Game der Rams in den Griff bekamen und Goff (29/49, 395 YDS, TD, INT) unter Druck setzen konnte, was in schnellen 3-and-Outs für L.A. resultierte. Auf der anderen Seite kam auch der Rams-Pass-Rush und insbesondere Aaron Donald mehrfach schnell durch, doch Wilson (17/23, 268 YDS, 4 TD) und die Seahawks hatten Antworten.

Seattle gab Wilson mehr Möglichkeiten für schnelle Pässe - dann packte Wilson die Big Plays aus: Ein unfassbarer Touchdown auf Lockett, als Wilson spät im Down das Play nochmal ausdehnte und einen irren Pass abfeuerte, gefolgt von einem 41-Yard-Touchdown auf D.K. Metcalf bei Play Action, der Marcus Peters stehen ließ - die Seahawks rissen das Spiel komplett an sich.

Das änderte sich in den letzten Minuten vor der Halbzeitpause. Nach einem Fumble von Gurley hatte Wilson Seattle schnell in Field-Goal-Reichweite gebracht; doch statt das kurze Fourth Down tief in der Rams-Hälfte auszuspielen, blieb Seattle ultra-konservativ - und das Field Goal ging dann auch noch daneben. Das gab den Rams den Ball zurück mit über 1:30 noch auf der Uhr, was im mit Abstand besten Rams-Drive mit schnellen Pässen resultierte, abgeschlossen von einem Touchdown durch Cooper Kupp gegen eine schlecht gespielte Underneath-Zone-Verteidigung der Seahawks.

TNG: Wilson und Glück tragen Seattle zum Sieg

Und die Rams machten genau hier weiter. Play Action, einige einfache Completions für Goff, der dann auch immer besser seinen Rhythmus fand und kompliziertere Pässe anbrachte, Screens - L.A. marschierte jetzt mehrfach scheinbar mühelos das Feld runter, jeweils abgeschlossen von einfachen Touchdown-Runs für Gurley.

Das Problem aus Rams-Sicht? Seattles Offense, maßgeblich bedingt durch Wilson, konnte in dieser Schlagzahl mitgehen. Wilson legte weiter Big Plays auf und die Seahawks hatten den idealen Play-Call für einen einfachen Screen-Touchdown zu David Moore, und hatte dann einen eindrucksvollen Drive, um ein letztes Mal in Führung zu gehen - wenngleich hier eine absurde Roughing-the-Passer-Strafe gegen Clay Matthews genauso half wie ein weiteres Zauber-Play von Wilson bei 4th-and-Goal, das zum offenen Touchdown für Carson führte.

Und dann schien das Spiel nach einem herausragenden Play von Seahawks-Safety Tedric Thompson entshcieden. Everett konnte einen Ball von Goff nicht kontrollieren, und der Abpraller landete vermeintlich auf dem Boden - doch Thompson hatte spektakulär die Hände darunter bekommen und die Interception gesichert.

Doch es war nicht das Ende, weil zunächst die Seahawks-Offense andere Pläne hatte. Ein First Down hätte das Spiel beendet, doch bei Third Down wählte Seattle plötzlich ein Triple-Option-Play, das komplett in die Hose ging und so erhielt L.A. den Ball nochmals zurück. Und plötzlich rollte die Rams-Offense wieder. Goff verteilte den Ball wie beim letzten Drive vor der Halbzeitpause, fand offene Receiver und traf auch mehrere absolute Big Plays; mit 15 Sekunden auf der Uhr brauchten die Rams das 44-Yard-Field-Goal, um das Spiel zu gewinnen - und der Kick segelte haarscharf rechts vorbei! Ein irres Ende für ein spektakuläres Spiel!

Seattle Seahawks (4-1) - Los Angeles Rams (3-2)

Ergebnis: 30:29 (7:6, 7:7, 7:13, 9:3) BOXSCORE

Seahawks vs. Rams - die wichtigsten Statistiken

  • Die Probleme der Rams-Offense zum Start des Spiels gehen weiter. Die Partie in Seattle war jetzt das fünfte Spiel in Folge ohne einen Touchdown im ersten Viertel.
  • Der Touchdown-Pass von Wilson auf Lockett war schon fast historisch unwahrscheinlich: Zunächst scrambelte er für 24,6 Yards ehe er den Ball warf und laut Next Gen Stats war es dann noch die "unwahrscheinlichste" Completion (Wahrscheinlichkeit: 6,3 Prozent) der letzten zwei Jahre, sowie die zweitunwahrscheinlichste in der NGS-Ära.
  • Ein Hinweis darauf, wie die Rams ihre Offense umstellten: Bereits spät im dritten Viertel kamen die Tight Ends der Gäste auf zusammengerechnet 137 Receiving-Yards. Bereits da war das der höchste Wert für Rams-Tight-Ends in einem Spiel seit Woche 1 2013, als Sam Bradford und Jared Cook die Offense anführten.
  • Ganz besonders Gerald Everett ist hier zu nennen. Everett fing sieben Pässe für 136 Yards und war nach Cooper Kupp (9 REC, 117 YDS, TD) der wichtigste Spieler in der Rams-Offense am Donnerstagabend. Aufseiten der Seahawks noch erwähnenswert: Das Run Game über Chris Carson (27 ATT, 118 YDS) funktionierte im Laufe des Spiels zunehmend besser.

Der Star des Spiels: Russell Wilson (Seahawks)

Dieses Spiel war ein guter Reminder für eine Tatsache, die jeder Seahawks-Fan weiß, Seattles Coaches aber dennoch nur zu gerne ignorieren: Gute Dinge passieren, wenn Russell Wilson den Ball werfen darf. Wie häufig Schottenheimer und Carroll dennoch insbesondere bei Early Downs den Ball aus Wilsons Hand nehmen und - selbst wenn es nicht funktioniert - auf das Run Game setzen, ist aus Seahawks-Sicht maximal frustrierend. Wilson ist so unglaublich gut darin, Plays auszudehnen, schier unmögliche Pässe anzubringen und als Runner ein ausreichend großes Element hinzuzufügen, damit Defenses es insbesondere in der Red Zone respektieren müssen; es war ein fantastisches Spiel in einer bislang fantastischen Saison für Seattles Quarterback.

Der Flop des Spiels: Marcus Peters (Rams)

Goff wäre hier ebenfalls ein Kandidat, mehrfach war er zu spät oder zu ungenau mit seinen Pässen über die Mitte des Feldes und hatte Glück, das er aus der eigenen Endzone keine Interception zu Ziggy Ansah warf. Auch Pressure bereitete ihm einmal mehr Probleme, doch spielte er sich vor allem in den Quick-Passing-Drives ein Stück weit heraus und lieferte mehrere kritische Big Plays. Peters dagegen spielte den Screen-Touchdown von David Moore Mitte des dritten Viertels komplett falsch, davor sah er beim langen Metcalf-Touchdown überhaupt nicht gut aus. Auch Cornerback-Kollege Aqib Talib wackelte mehrfach.

Analyse: Seahawks vs. Rams - die Taktiktafel

  • Die In-Game-Decisions der Seahawks müssen nach wie vor kritisiert werden, hier ist viel zu häufig viel zu viel konservatives Denken zu sehen. Das Field Goal kurz vor der Halbzeitpause, Runs bei Early Downs, der Run bei 3rd&11 fünf Punkte im Rückstand (!) kurz vor Ende des Spiels sowie der Ansatz, beim letzten Touchdown-Drive bereits an der Uhr zu drehen, obwohl man davon ausgehen musste, dass man selbst nochmal die Zeit benötigt. Und das sind nur einige Beispiele. Seattles Coaching Staff darf sich am heutigen Abend bei Wilson und einem Field-Goal-Fehlschuss aus absolut machbarer Distanz bedanken.
  • Nach frühen Problemen in Protection nutzte Seattle einige mehr Spread-Formationen, teilweise auch mit Empty Backfield, um Wilson schnelle Pässe zu ermöglichen. Doch gleichzeitig kamen die noch immer zu selten, denn Seattles O-Line wurde zwar besser in den Blitz-Pickups, hatte aber dennoch immer wieder auch Probleme. Wilson war hier der entscheidende Faktor. Die Pass- und auch Screen-Designs sehen dennoch im Vergleich zum Vorjahr weiterhin verbessert aus.
  • Die Seahawks defensiv nutzten ein Mittel, das mehrere Defenses inzwischen erfolgreich gegen die Rams einsetzen: Die 6-1-Front. Sechs Verteidiger an der Line of Scrimmage, mit einem Linebacker dahinter, um zu verhindern, dass die Rams ihr Outside Zone Run Game aufziehen können. Das klappte aber nur vereinzelt - die Rams hatten auch gegen diese Front einige Big Plays, darunter der offene Touchdown-Run für Gurley.
  • Doch es war das Passspiel, das die Rams-Offense aufweckte - beginnend mit dem 2-Minute-Drill vor dem Ende der ersten Halbzeit, und L.A. knüpfte daran nach der Halbzeitpause an. Mehr Tempo, Play Action insbesondere gegen das Base Personnel der Seahawks, Screens, die Tight Ends besser in die Offense involviert - wenn die Offense diese Mittel nutzte, lief der Motor deutlich runder.
  • Ein großes Problem für L.A. war die Man Coverage der Seahawks. Hier hatte Goff am häufigsten Schwierigkeiten, Pässe in enge Fenster zu treffen. Gleichzeitig aber zeigte er auch mehrere eindrucksvolle Pässe vor allem spät im Spiel.
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