Gerade mal eine knappe Minute benötigten die Colts Ende des dritten Viertels, um die Partie bei den Titans zu drehen und den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf zu stellen - üble Fehler von Tennessees Punt-Unit machten es möglich.
Nachdem die Titans die Colts zunächst bei einem Fourth-and-Goal-Versuch gestoppt hatten, rutschte Punter Trevor Daniel nur wenig später der Ball über den Fuß und segelte in Richtung Seitenaus. Die Colts übernahmen nach nur 17 Yards Raumgewinn für die Titans an der gegnerischen 27-Yard-Linie, Nyheim Hines (12 ATT, 70 YDS, TD, 5 REC, 45 YDS, TD) schloss den kurzen Drive mit einem Touchdown ab und brachte die Gäste somit erstmals in der Nacht in Führung.
Doch es sollte noch schlimmer kommen: Nach einem Three-and-Out der eigenen Offense blockte E.J. Speed Daniels Punt, T.J. Carrie nahm den Ball auf und erzielte exakt 59 Sekunden nach Hines' Touchdown den nächsten TD der Begegnung. Die Colts gingen mit 27:17 in Führung. Beim anschließenden Drive verschoss Stephen Gostkowski (1/2 FG, 2/2 XP) zu allem Überfluss auch noch ein Field Goal aus 44 Yards Entfernung. Diese Sequenz brachte Tennessee auf die Verliererstraße.
Dabei waren die Titans eigentlich gut ins Spiel gestartet: Den ersten Drive des Spiels schloss die Heimmannschaft dank ihres so effektiven Play-Action-Spiels gleich mit einem Touchdown-Pass auf D'Onta Foreman (7 ATT, 18 YDS, REC, 5 YDS, TD) ab, im Gegenzug stoppten Jadeveon Clowney und Malcolm Butler zudem Jordan Wilkins (8 ATT, 28 YDS) bei einem Fourth-and-Goal-Versuch an der 29-Yard-Linie.
NFL: Nyheim Hines erzielt zwei Touchdowns
Von diesem Zeitpunkt an war das Spiel umkämpft. Beide Teams leisteten sich Aussetzer, beide konnten ihr Spiel nicht ganz wie gewünscht durchziehen. Auf Seiten der Titans ließ A.J. Brown (REC, 21 YDS) einen perfekt geworfenen Pass von Ryan Tannehill (15/27, 147 YDS, TD, 2 ATT, 9 YDS) bei Third-and-11 fallen, auf der Gegenseite lief Wilkins eine Slant-Route in der Red Zone nicht gut zu Ende, die Colts mussten ein Field Goal zum 7:3 schießen.
Nach einem 50-Yard-Field-Goal von Gostkowski sorgte Hines mit seinem ersten von zwei Touchdowns in der Begegnung schließlich für den 10:10-Ausgleich. Nahe der linken Seitenlinie ließ der Running Back Gegenspieler Jayon Brown im Eins-gegen-eins stehen und wurde von Philip Rivers (29/39, 308 YDS, TD) gefunden. Die Titans antworteten wiederum mit einem Drive über neun Plays und 75 Yards, den Jonnu Smith (2 REC, 14 YDS, ATT, 1 YDS, TD) mit einem kurzen Jet-Sweep-Run zum 17:10 abschloss, Rodrigo Blankenship (2/2 FG, 4/4 XP) verkürzte eine Sekunde vor der Halbzeit per Field Goal auf 17:13.
Nach der Pause wendete sich das Blatt dann allerdings zu Gunsten der Colts: Indianapolis spielte nach der Pause zwei Fourth Downs erfolgreich aus, nur um bei dem folgenden Fourth-and-Goal von der Ein-Yard-Linie gestoppt zu werden. Die zahlreichen Fehler in der Punt-Unit der Gastgeber sowie Gostkowskis verschossenes Field Goal sorgten allerdings für eine 27:17-Führung der Colts. Jacoby Brissett (ATT, 2 YDS, TD) erhöhte diese durch eine Quarterback-Sneak neun Minuten vor Schluss schließlich auf den 34:17-Endstand. Tennessee marschierte noch einmal bis in die gegnerische Red Zone, Tannehills Passversuch auf Smith war bei Fourth-and-Three allerdings nicht erfolgreich.
Die Colts treffen in der kommenden Woche auf die Green Bay Packers, ehe sie die Titans zuhause zum Rematch empfangen. Tennessee muss nächste Woche gegen die Ravens ran, bevor es für sie nach Indianapolis geht.
Tennessee Titans (6-3) - Indianapolis Colts (6-3)
Ergebnis: 17:34 (7:3,10:10, 0:14, 0:7) BOXSCORE
Titans vs. Colts - die wichtigsten Statistiken
- Bereits beim ersten Drive der Colts schrieb Rivers - mal wieder - Geschichte. Der Veteran zog in der Rangliste der Spieler mit den meisten Passing Yards in der Geschichte der NFL an Legende Dan Marino vorbei und liegt mit mehr als 61.500 Passing Yards nun auf Platz fünf.
- Die Colts fanden sich immer wieder in Fourth-and-Short-Situationen wieder und zeigten sich dabei durchaus aggressiv. In den ersten drei Vierteln spielte Indianapolis somit ganze fünfmal das vierte Down aus - bemerkenswert: In den vergangenen 20 Jahren spielte kein anderes Team mehr als vier Fourth Downs in den ersten drei Vierteln eines Spiels aus.
- Stephen Gostkowski verschoss im vierten Viertel ein weiteres Field Goal. In der laufenden Saison traf der ehemalige Patriots-Star gerade mal 12 seiner 20 Field Goals, seine acht Fehlschüsse sind die meisten in der NFL. Kein anderer Kicker hat bislang mehr als sechs Field Goals verschossen.
Der Star des Spiels: Nyheim Hines (Running Back, Indianapolis Colts)
Die Colts versuchten zu Beginn der Nacht ganz offensichtlich Jonathan Taylor (7 ATT, 12 YDS, 2 REC, 25 YDS) und Jordan Wilkins mit Runs nach Handoffs von under Center ins Spiel zu bringen. Die beiden Running Backs fanden durch die Mitte der Offensive Line allerdings keinerlei Raum. In der Folge spielte Hines deutlich mehr und machte die Offense so merklich explosiver. Der flinke Hines lief mehr aus der Shotgun und war dabei klar erfolgreicher: Hines kam bei zwölf Runs auf 70 Rushing Yards, Taylor und Wilkins verbuchten bei 15 Runs gemeinsam nur 40 Yards. Zudem wurde Hines auch als Matchup-Waffe im Passspiel eingesetzt. Den ersten Colts-Touchdown ermöglichte er erst, indem er Jayon Brown isoliert auf der linken Seite des Feldes im Eins-gegen-Eins schlug.
Der Flop des Spiels: Die Special Teams der Titans
Ende des dritten Viertels führten die Titans mit 17:13, die Gäste befanden sich in einer guten Position, um das Spiel zu gewinnen. Dann machten die eigenen Special Teams Tennessee aber einen Strich durch die Rechnung: Zunächst rutschte Trevor Daniel ein Punt über den Fuß, der Schuss brachte gerade mal 17 Yards Raumgewinn ein, im Gegenzug erzielten die Colts ihren zweiten Touchdown der Begegnung. Kurz darauf wurde Daniels nächster Punt geblockt, Joshua Kalu und David Long hatten sich beide nicht für E.J. Speed zuständig gefühlt, der daraus resultierende Touchdown erhöhte die Führung der Colts auf 27:17. Als wären diese Fehler nicht schon schlimm genug, setzte Stephen Gostkowski den Special-Teams-Problemen wenig später die Krone auf: Er verschoss ein Field Goal aus 44 Yards.
Analyse: Titans vs. Colts - die Taktiktafel
- Die Colts konzentrierten sich, ausgehend von ihren defensiven Formationen, früh auf Derrick Henry (19 ATT, 103 YDS, REC, 6 YDS) und den Run. Die Gäste boten immer wieder Acht- oder sogar Neun-Mann-Boxes auf. Die Titans setzten als Antwort darauf auf den Play-Action-Pass. Vier der ersten fünf Pässe und vier der ersten sechs Plays der Titans waren Play-Action-Pässe, der Drive endete im ersten Touchdown des Spiels.
- Offensiv setzte Indianapolis bei zahlreichen seiner Plays auf eine No-Huddle-Offense, Rivers sagte die Plays also sehr schnell an und ließ somit häufig keine Auswechslungen in der Defensive zu. In der Folge wurden die Titans defensiv eindimensionaler und berechenbarer. Rivers wurde den Ball so immer sehr schnell los: Der Colts-QB warf fast ausschließlich kurz und neutralisierte dadurch den Pass-Rush der Gastgeber.
- Die Colts-Offense funktioniert bekanntermaßen über die Breite, nicht über individuell herausragende Spieler. Das war auch am heutigen Abend so: Rivers traf immer wieder schnell unterschiedliche Receiver in offenen Fenstern. In der Red Zone, wo die Räume deutlich enger werden, funktionierte diese Vorgehensweise allerdings deutlich schlechter. Mit Ausnahme von Hines konnte kein Colts-Spieler seine individuellen Matchups gewinnen. Die Colts versuchten mehrfach, Rivers Würfe in die Flats zu ermöglichen, der Quarterback agierte dabei jedoch häufig zu zögerlich.
- Nachdem die Colts bei mehreren Third- und Fourth-and-Short-Versuchen wenig Erfolg gehabt hatten, brachte Indy bei einem Third-and-One im vierten Viertel schließlich Jacoby Brissett für Rivers aufs Feld. Der Backup-Quarterback spielte eine Sneak und erzielte damit den Touchdown zum 34:17.