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NFL: Gewinner und Verlierer nach der ersten Woche der Free Agency

Von Jan Dafeld
Justin Herbert ist einer der Gewinner der Free Agency.
© getty
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Chicago, Titans - Burrow? Die Verlierer der Free Agency

Chicago Bears

Mangelnden Einsatz kann man den Bears nach dem enttäuschenden Ende der Trubisky-Ära nicht vorwerfen. Chicago versuchte mit allen Mitteln, endlich einen starken Quarterback in die Windy City zu lotsen. Den Seahawks soll die Franchise drei Erstrundenpick, einen Drittrundenpick und zwei Starter angeboten haben - doch Seattle lehnte ab, die Bears gingen leer aus. Auch im Wettbieten um Trent Williams zog Chicago den Kürzeren und bei Kenny Golladay waren die Bears ebenfalls bis zum Schluss mit dabei.

Umso enttäuschender dürfte der Verlauf der Free Agency letztlich für Bears-Fans gewesen sein. Mit Andy Dalton wurde wie schon im Vorjahr ein unterdurchschnittlich guter Starter als neuer Starting Quarterback vorgestellt. Ist Dalton ein Upgrade gegenüber Nick Foles und Mitchell Trubisky? Womöglich ja. Kann er die Bears in den Kreis der Contender heben? Klares Nein.

Daltons Verpflichtung führt die Franchise somit nirgendwo hin. Chicago steckt seit Jahren im Mittelmaß fest, daran dürfte sich in der kommenden Saison wenig ändern. Besonders frustrierend für Bears-Fans zudem: Um Platz für Dalton unter dem Cap zu schaffen, entließ das Team sogar Cornerback Kyle Fuller.

Las Vegas Raiders

Welchen Plan haben die Raiders? Ein echtes Konzept lässt sich in der Offseason des Teams selbst mit Wohlwollen kaum feststellen. Las Vegas tradete drei Starting Offensive Linemen und verwandelte die große Stärke des Teams somit innerhalb weniger Tage in eine große Baustelle. Eine der namhaftesten Verpflichtungen wurde wenig später Running Back Kenyan Drake - und das trotz Josh Jacobs als klarem Lead Back.

Ein Fokus der Raiders lag ganz offensichtlich in der Stärkung der Defensive Line. Eine Problemzone, die mit soliden bis guten Verpflichtungen von Yannick Ngakoue, Quinton Jefferson und Solomon Thomas sogar zufriedenstellend angegangen wurde. Doch zu welchem Preis?

Das Waffenarsenal in der Offense wirkt trotz der Schnäppchen-Verpflichtung von John Brown wenig furchteinflößend, die Offensive Line dürfte 2021 zudem deutlich schlechter sein. Ein echtes Problem, vor allem weil Quarterback Derek Carr in der Vergangenheit meist Unterstützung brauchte, um wirklich gut aussehen zu können. Unterstützung, die Carr in der kommenden Saison wohl nicht haben wird. Stand heute scheint es kaum vorstellbar, dass den Raiders in der kommenden Saison ein Schritt nach vorne gelingen wird.

Joe Burrow

Kaum ein Quarterback hatte in der vergangenen Saison unter einer so schwachen Offensive Line zu leiden wie Joe Burrow in Cincinnati. Dass Burrows Saison unter diesen Umständen aufgrund einer schweren Verletzung vorzeitig beendet wurde, überraschte nicht wirklich. Der Nummer-eins-Pick braucht in Zukunft dringend eine bessere Pass-Protection.

In der Free Agency wurde dafür allerdings kaum Unterstützung geholt. Und dabei kann man den Bengals nicht mal einen großen Vorwurf machen: Brandon Scherff und Taylor Moton kamen gar nicht erst auf den Markt, Trent Williams und Joe Thuney unterschrieben absolute Monsterdeals. Mit Ausnahme von Corey Linsley und vielleicht noch Ex-Bengal Kevin Zeitler blieben somit schlicht keine wirklich eindrucksvollen Optionen mehr übrig.

Für Burrow dürfte das allerdings nur ein schwacher Trost sein. Riley Reiff ist zwar eine solide Verpflichtung, auf ein neues Level kann er die Offensive Line als Right Tackle aber wahrscheinlich auch nicht heben. Stand heute startet Burrow 2021 hinter einer O-Line aus Jonah Williams, Michael Jordan, Trey Hopkins, Xavier Su'a-Filo und Reiff. Hier muss sich noch etwas tun!

Tennessee Titans

Dass die Titans nicht völlig unbeschadet aus der diesjährigen Free Agency hervorgehen würden, war bereits vor Beginn der Offseason abzusehen. Zu viele Leistungsträger des Teams wurden Free Agents, zu wenig Cap Space war vorhanden. Das Ausmaß des Qualitätsverlust ist nach der ersten Woche der Free Agency aber doch bemerkenswert.

Mit Corey Davis und Jonnu Smith mussten zwei wichtige offensive Playmaker ziehen gelassen werden, zudem wurde der solide Right Tackle Dennis Kelly entlassen. Defensiv sieht es kaum besser aus: Mehr als die Hälfte der Starting Secondary wurde entlassen, Jadeveon Clowney wird in der Front wohl nicht gehalten. Ja, das Team konnte Linebacker Jayon Brown halten und ja, Janoris Jenkins ist solider Ersatz auf der Cornerback-Position. Dennoch wirft so manche Entscheidung der Titans Fragen auf.

Den ohnehin sehr begrenzten Cap-Spielraum zu großen Teilen in Bud Dupree zu investieren, steht dabei an erster Stelle. Dupree könnte Tennessees Pass-Rush verstärken, in seiner Karriere war er allerdings noch nie als Nummer-eins-Rusher seines Teams gefordert. Erinnerungen an Dante Fowler Jr., der im Vorjahr von den Falcons verpflichtet wurde und stark enttäuschte, werden unweigerlich wach. Die Titans, die zudem einen neuen Offensive Coordinator haben werden, konnten in den letzten beiden Saisons am Contender-Status kratzen, 2021 haben sie allerdings eher einen Schritt zurück als nach vorne gemacht.

Anthony Harris

Der Safety-Markt sorgt jedes Jahr aufs Neue für Überraschungen. Die Safety-Position wird längst nicht von allen Teams geschätzt, viele Coaches und GMs sind der Überzeugung, Abgänge relativ kostengünstig über das eigene Scheme auffangen zu können. So kommt es fast jedes Jahr zu echten Schnäppchen-Deals.

In diesem Jahr ist Harris der Hauptleidtragende dieses Phänomens. Im vergangenen Jahr hatten die Vikings ihren Safety noch unbedingt halten wollen und belegten ihn daher, trotz knapp bemessenem Cap Space, mit dem Franchise Tag. In einer insgesamt enttäuschenden Vikings-Defense konnte Harris seine starke Saison aus dem Jahr 2019 jedoch nicht reproduzieren. Sein Markt litt offensichtlich enorm darunter.

Obwohl Harris laut den Metriken von Pro Football Focus zu den besten Safetys der Liga zählt und obwohl ein John Johnson III von den Browns einen Vertrag über rund elf Millionen Dollar pro Jahr erhielt, unterschrieb Harris letztlich für gerade mal ein Jahr und fünf Millionen Dollar bei den Eagles. Womöglich kann er sich in der Philadelphia-Defense wieder steigern, Harris wird im Oktober allerdings auch schon 30. Möglich, dass seine Chance auf einen großen und langfristigen Vertrag verstrichen ist.

Jacksonville Jaguars

Auch die Jaguars schlugen auf dem Safety-Markt zu. Die Franchise schätzte diesen aber offensichtlich ganz anders ein als der Rest der Liga: Gleich am ersten Tag der Free Agency verpflichtete Jacksonville Rayshawn Jenkins, einen als solide, aber längst nicht herausragend geltenden Safety, für 35 Millionen Dollar über vier Jahre. Jenkins wurde völlig überraschend zu einem der 20 bestbezahlten Safeties der Liga.

Doch Jenkins' Verpflichtung ist keine Ausnahmeerscheinung in der Offseaon der Jaguars: Jacksonville gab innerhalb der vergangenen Tage Verträge mit einem Gesamtvolumen von insgesamt fast 170 Millionen Dollar heraus. Die Empfänger dieser Verträge: Roy Robertson-Harris, Jamal Agnew, Dawuane Smoot, Carlos Hyde, Rayshawn Jenkins, Chris Manhertz, Shaquill Griffin, Tyson Alualu, Marvin Jones Jr. und Jihad Ward. Große Namen sucht man in dieser Gruppe vergeblich. Welche Spieler für das Team im Rebuild tatsächlich eine Verstärkung darstellen können, bleibt abzuwarten.

Dass die Jaguars vor Beginn der Free Agency Cam Robinson, einen unterdurchschnittlichen Left Tackle, per Franchise Tag hielten, passt ins Bild. Echte Unterstützung für den neuen Quarterback des Teams (sehr wahrscheinlich Trevor Lawrence) sieht anders aus.

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