NFL: Welche Coaches stehen schon unter Druck?
Kliff Kingsbury, Arizona Cardinals
Kliff Kingsbury war 2019 in die NFL gekommen, um essenziell das Offensivspiel zu revolutionieren. Um seine Version der Air Raid Offense zu realisieren, wurde ihm Quarterback Kyler Murray an die Hand gegeben, dazu kam zuletzt Superstar-Receiver DeAndre Hopkins neben anderen guten Spielern.
Das Ergebnis jedoch war bislang ernüchternd. Weder eine Winning Season noch Playoffs standen unterm Strich. Im dritten Jahr nun muss sich das ändern, will Kingsbury seinen Aufenthalt in der Wüste verlängern, denn allzu viel Geduld dürften General Manager Steve Keim und Co. nicht mehr haben.
Um ihm erneut bessere Möglichkeiten zu geben, wurde mit A.J. Green ein erfahrener zweiter Outside-Receiver geholt und defensiv verbreitet nun J.J. Watt an der Front Angst und Schrecken. Der größte Push muss aber durch Kingsbury selbst kommen, indem er seine Offense noch mehr öffnet, noch extremer aufs Passspiel geht und idealerweise noch bessere Matchups für Hopkins schafft.
Matt Nagy, Chicago Bears
Wie lange haben er und GM Ryan Pace noch? Beide experimentieren nun schon seit ein paar Jahren mit diversen Quarterbacks, darunter Mitchell Trubisky und Nick Foles. Nun kommt Andy Dalton dazu, den Nagy unbedingt in der Regular Season sehen will, um ihn abschließend zu bewerten.
Letztlich haben die Bears sehr viele Ressourcen in ihr Team investiert, um in den Win-Now-Modus zu gehen. Jedoch ergab das eigentlich nur eine wirklich gute Saison seit Nagys Amtsantritt 2018 - nämlich 2018 (12-4). Seither tritt das Team auf der Stelle, auch wenn im Vorjahr immerhin noch eine Wildcard nach einer 8-8-Saison heraussprang.
Nun haben beide mit Rookie-Quarterback Justin Fields noch einen letzten Pfeil im Köcher. Wann sie ihn nutzen, wird dabei genauso entscheidend wie die Frage, ob es mit ihm gelingt, die Teameigner davon zu überzeugen, dass eine gemeinsame Zukunft noch Sinn macht.
Mike Zimmer, Minnesota Vikings
Seit Mike Zimmer die Vikings 2014 übernahm, ging es dreimal in die Playoffs - 2017 reichte es sogar bis zum NFC Championship Game, in dem man allerdings von den Eagles zerlegt wurde. Seither sind die Leistungen eher schwankend.
Im Vorjahr versagte vor allem die Defense, das Steckenpferd von Zimmer. Das mag an zahlreichen Verletzungen von Schlüsselspielern gelegen haben, aber Zimmer schaffte es auch nicht, mit Scheme-Anpassungen die Schleusentore irgendwie zu schließen.
Er steht nicht so sehr unter Druck wie andere Coaches, doch eine weitere verhältnismäßig schwache Saison könnte auch in Minnesota allmählich dazu führen, dass Alternativen in Erwägung gezogen werden.
Zac Taylor, Cincinnati Bengals
Taylor kam mit Vorschusslorbeeren nach Cincy, schließlich kam er aus dem damals heißen Coaching Tree von Sean McVay - der nächste Trainer-Shootingstar gewissermaßen. Seit 2019 allerdings ist einiges passiert und Taylors Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache.
Insgesamt gewann er nur sechs Spiele in zwei Jahren - die zwei aus seiner Rookie-Saison, in der er im Grunde den Insolvenzverwalter gab, brachten ihm immerhin Quarterback Joe Burrow im Draft 2020 ein. Doch mehr als ein Fünkchen Hoffnung bis zu dessen Knieverletzung blieb eben auch aus Taylors zweiter Saison nicht übrig.
Taylor galt als Offensivguru und wurde diesem Ruf bislang nicht gerecht. Sein zweites Jahr mit Burrow dürfte daher wegweisend sein. Gelingt hier nicht zumindest mal eine positive Trendwende, könnte selbst der extrem geduldige Teameigner Paul Brown ins Grübeln geraten.