4. Die Vikings machen Spaß - wo steht die Packers-Offense?
Wenn wir heute sowieso schon im Matchup-Thema sind, warum dann nicht mit der Packers-Defense weitermachen? Green Bay war für mich dahingehend ein spannender Test Case.
Nach teilweise dominanten Auftritten gegen die Chiefs und die Seahawks wartete jetzt mit Minnesota eine ganz andere Aufgabe: Wo Seattle und Kansas City aus der Shotgun, aus Spread-Formationen ihre Shot-Plays kreieren wollen, will Minnesota den Ball laufen - und via Play Action oder zumindest anderweitig über Eins-gegen-Eins-Matchups vertikal gehen.
Und Kirk Cousins ist ein guter Quarterback für diesen Ansatz. Nicht nur weil er hier die nötige Aggressivität mitbringt, sondern auch weil er gegen Druck in der Pocket steht und den Ball abliefert. Gegen Green Bay am Sonntag brachte er laut Next Gen Stats sieben seiner 13 Pässe für 149 Yards und zwei Touchdowns gegen Druck an. Elf Pässe warf Cousins über 15 Yards tief, trotz einer permanent wackligen Interior Offensive Line.
Einer der ersten Shots kam dabei prompt, als die Packers mal ihre bevorzugte 2-High-Coverage aufgaben und einen zusätzlichen Verteidiger in die Box abstellten. Cousins registrierte das und fand Jefferson tief. Minnesotas Offense war viel explosiver gegen diese Packers-Defense, weil Green Bay strukturell gegen diese Offense anders spielen musste als zuletzt gegen Seattle und Kansas City.
Minnesota hat eine klare Identität, und die besteht darin, Eins-gegen-Eins-Matchups für die Receiver zu erzwingen, indem man die Defense so lange mit dem Run Game und Screens und kurzen Rollout-Pässen in die Flats und neuerdings Angle-Routes von Justin Jefferson aus dem Backfield nervt, bis die Defense mehr Ressourcen in die Box investiert und weniger mit zwei tiefen Safeties agiert. Diese Chancen müssen dann genutzt werden, und Minnesota hat zwei exzellente Route-Runner, um hier dann Big Plays zu erzielen.
Wo steht die Packers-Offense?
Bei Green Bay auf der anderen Seite fällt mir nach wie vor Woche für Woche auf, wie hoch der Floor dieser Offense ist. Die Play-Designs sind in sich so schlüssig, und sie passen exzellent zum gesamten Personal dieser Unit.
Die Packers sind sehr gut darin, den Ball konstant kurz zu verteilen und daraus gelegentlich Big Plays zu kreieren, vor allem aber den Ball schrittweise zu bewegen. Das funktionierte, als man in Arizona ohne mehrere Starting-Receiver antreten musste, und es klappte auch zuletzt, als Aaron Rodgers einige schwächere Spiele hatte.
Gegen Minnesota versuchte Green Bay anfangs, den tiefen Pass zu erzwingen; Rodgers hatte früh zwei Mal Turnover-Glück, einmal mit einer Beinahe-Interception und dann mit einem eigenen Fumble, welcher wieder bei ihm landete. Aber er verfehlte auch mehrere Bälle tief, ehe die Offense einen Rhythmus im Kurzpassspiel fand.
Das öffnete alles, und dann kamen auch die Shot-Plays, welche Rodgers im Laufe des Spiels mehrfach auf eindrucksvolle Art und Weise traf. Rodgers brachte 16 von 19 Pässen für 303 Yards und zwei Touchdowns an, wenn er den Ball zwischen 2,5 und 4 Sekunden nach dem Snap warf, ein Wurf, den Next Gen Stats als "im Rhythmus" klassifiziert.
Es war ein Shootout, der in beide Richtungen hätte gehen können, am Ende hatte Minnesota das bessere Ende für sich.
Minnesota ist ein Playoff-Team - Sorge in Green Bay?
Dennoch gibt es eine Sache, die man nach diesem Spiel aus Packers-Sicht mit ein wenig Bauchschmerzen beobachten muss: Green Bay hat seinen besten Lineman Elgton Jenkins gegen die Vikings verletzungsbedingt verloren, die Sorge ist, dass sich Jenkins das Kreuzband gerissen hat.
Der Ausfall des vielleicht vielseitigste Elite-O-Liner in der NFL wäre ein herber Verlust für eine Line, die nach wie vor auf der Center-Position wackeln kann und noch auf die Rückkehr von David Bakhtiari wartet. Denn gegen Minnesota fiel auf, wie die Vikings-Front mit Stunts, mit Blitzern, mit Pressure-Paketen der Packers-Line Probleme bereitete.
Und ich sehe die Gefahr, dass die Packers offensiv noch eindimensionaler - sprich: noch abhängiger vom Kurzpassspiel - werden könnten, falls die Line jetzt wackliger wird. Auch wenn das gegen die Vikings ein sehr guter Auftritt der Offense war, und Rodgers definitiv die Highlight-Würfe mitgebracht hatte.
Dennoch sehe ich die Packers weiterhin als relativ ungefährdeten Division-Sieger. Aber: Minnesota hatte sich zuletzt bereits defensiv stabilisiert, und gegen Green Bay zeigten die Vikings einige neue Seiten aus ihrem Playbook.
Ich war bei Minnesota früher in der Saison schon einmal relativ optimistisch, weil ich der Meinung war, dass dieses Team besser spielt als es der Record vermuten lässt. Dieser Optimismus wurde in den vergangenen Wochen einige Male auf die Probe gestellt, mittlerweile bin ich wieder zuversichtlicher: Die Vikings werden ein Playoff-Ticket ergattern.