NFL

Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 9 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 9 in der NFL.
© getty

Wer schnappt sich Odell Beckham - und warum brauchen die Chiefs ihn so dringend? Könnte die Kaderzusammenstellung der Rams mehr als nur ein aggressiver Zwischensprint sein? Und wie lief das Debüt von Jordan Love? SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf den NFL-Spieltag.

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Ereignisreiche Woche in der NFL. Zu meinem bevorzugten Team für Odell Beckham - sofern er durchs Waiver Wire durchgeht, wovon ich angesichts des Vertrags ausgehe - nach dessen Aus in Cleveland komme ich noch; auch wenn ich mir nach der Vorstellung der eigenen Skill-Position-Player gegen die Falcons vorstellen könnte, dass die Saints sehr aggressiv auf OBJ gehen werden. Und vielleicht claimen sie ihn ja sogar über das Waiver Wire, um auf Nummer sicher zu gehen.

Zu Aaron Rodgers habe ich eigentlich alles gesagt, was ich dazu sagen wollte.

Rein sportlich sticht für mich aus diesem Sonntag eine Erkenntnis heraus: Wir sind mittendrin in einer wahnsinnig offenen Saison! Natürlich wird noch viel Zeit ins Land gehen, bis wir über Playoff-Matchups oder darüber, wer in der Divisional Round als Favorit ins Rennen geht, diskutieren. Aber aktuell wirkt die NFL so unvorhersehbar wie lange nicht mehr, weil einfach kaum ein Team wirklich dominant ist. Klar, es gibt einige Teams mit sehr guter Bilanz, aber welche davon treten wirklich dominant auf?

Die Rams, auch mit einem ganz schwachen offensiven Auftritt gegen Tennessee, und die Cardinals würde ich hier noch am ehesten nennen aktuell. Arizona hatte sicher auch etwas Glück in der ersten Hälfte, aber ohne Murray, ohne Hopkins, ohne Green war das ein eindrucksvoller offensiver Game Plan, und das vielleicht physischste Spiel der Cardinals-Offense in der Kingsbury-Ära.

Arizona dominierte einen Division-Rivalen auswärts, ohne einige seiner wichtigsten Spieler. Die Packers, wenn wieder näher an der Bestbesetzung, gehören hier ebenfalls dazu; ich wäre nach der Niederlage in Kansas City als Chiefs-Fan eher besorgt als als Packers-Fan. Das ist jetzt sehr hypothetisch, aber ich denke, dass die Packers mit Rodgers dieses Chiefs-Team am Sonntag deutlich geschlagen hätten.

Aber sonst? Die Cowboys hatten gerade ihr mit Abstand schlechtestes Saisonspiel zuhause gegen ein Broncos-Team, das unter der Woche den Verlust von Von Miller verkraften musste. Die Bills-Offense ist einfach nicht auf ihrem Vorjahres-Level, und das war frappierend deutlich gegen eine bis dato horrend schwache Jaguars-Pass-Defense. Die Bengals haben letzte Woche gegen die Jets verloren und waren gegen Cleveland diese Woche haushoch unterlegen, die Ravens habe ich in dieser Saison noch nicht so sloppy gesehen wie über weite Strecken der ersten drei Viertel gegen Minnesota.

Und so weiter, und so fort. Es gibt kaum ein Team, das noch keine wirklich unschöne Niederlage hatte oder bei dem klare Schwachstellen bereits deutlich offenbart wurden. Insbesondere die AFC-Spitze ist Woche für Woche unvorhersehbar; aktuell würde ich die Titans hier ganz oben einordnen, auch weil die Defense sich über die letzten Wochen gesteigert hat. Tennessee verdient auf jeden Fall die Plakette für das unangenehmste Team in der AFC.

Wie gesagt, das kann sich alles noch deutlich ändern in der zweiten Saisonhälfte, und vielleicht stehen wir Anfang Januar mit einer klaren Spitzengruppe da, die auch als entsprechend merkliche Favoriten ins Playoff-Rennen geht. Aber im Moment ist alles weit offen. Und das wiederum bietet auch Teams wie den Chiefs, oder den Vikings, oder den Browns, die alle für sich betrachtet ihre größeren und kleineren Probleme in der ersten Saisonhälfte hatten, alle Möglichkeiten für die zweite Hälfte.

Die NFL ist noch unberechenbarer als sonst, und das macht diese Saison wahnsinnig unterhaltsam.

1. Packers: So lief das Debüt von Jordan Love

Einzig das Rennen um den Nummer-1-Pick im kommenden Draft wird zunehmend klarer, mit den Siegen der Jaguars und Dolphins machten die Lions hier auch in ihrer spielfreien Woche "Fortschritte".

Mit derartigen Draft-Regionen wird Detroits Division-Rivale Green Bay natürlich nichts zu tun haben. Und ich habe es bereits geschrieben, diese Niederlage gegen die Chiefs war trotz allem immer noch relativ knapp, auch wenn sich das Spiel selbst lange Zeit nicht so anfühlte. Die beiden Field-Goal-Fehlschüsse hatten am Ende definitiv nochmal mehr Gewicht. Das Special Team insgesamt war eine Katastrophe.

Aber es war eben auch die Offense, die den Ball mit Backup-Quarterback Jordan Love einfach nicht konstant bewegen konnte. Und natürlich waren die Umstände turbulent und man will im Playoff-Rennen nie verlieren - aber diese spezifische Situation schien mir gar nicht so schlecht. Ein Spiel außerhalb der eigenen Conference, gegen eine definitiv schlagbare Chiefs-Defense, und die Packers hatten gerade anderweitig angeschlagen in Arizona gezeigt, dass Green Bay den Ball effizient bewegen kann, auch ohne dass der Quarterback viele Plays selbst machen muss.

Was mich bei Loves Debüt am ehesten gestört hat, war die Tatsache, dass er in mehreren Aspekten überfordert wirkte. Und klar, wir hatten Love quasi noch nie gesehen, seitdem die Packers ihn in der ersten Runde des 2020er Drafts überraschend ausgewählt hatten. Ich hatte im Frühjahr darüber geschrieben, welche Entwicklungen Love vielleicht an diesem Punkt gemacht haben und wo er stehen könnte, aber letztlich war er eine große Wundertüte. Ein Stück weit auch für die Coaches, die ihn schließlich in einer echten, kompetitiven Regular-Season-Situation ebenfalls noch nicht gesehen hatten.

Ich bin mir sicher, dass sie sich an diesem Punkt mehr erhofft hatten. Green Bay lief den Ball zu Beginn gut, aber vom ersten Drive weg war zu sehen, dass Love unrund spielte. Er verfehlte offene Receiver, er warf viel zu viele Risiko-Bälle und hatte Glück, dass er nicht schon vor seinem späten Pick zumindest eine Interception auf dem Konto hatte, als der Ball durch die Hände von Tyrann Mathieu rutschte. Seine Accuracy war bestenfalls inkonstant, eher darunter anzuordnen, und das beispielsweise war schon ein Thema bei ihm im College.

Und er hatte merklich große Probleme mit den Blitzes, die Chiefs-DC Steve Spagnuolo ihm natürlich entgegen warf. Nicht dass er dabei kopflos agierte, sondern eher dahingehend, dass er häufiger nicht zu wissen schien, wo sein Ausweg, seine Antwort gegen den Blitz war.

Coach Matt LaFleur übernahm die Verantwortung spezifisch dafür nach dem Spiel und betonte, dass er bessere Plays gegen den Blitz hätte callen müssen und dass die Protection nicht gut war in diesen Situationen. Und gerade Letzteres fiel fraglos auch auf, trotzdem hatte ich mir gewünscht, dass er schon sicherer ist, dass er der Offense mehr einen Floor geben kann, als es tatsächlich der Fall war. Auch der 2-Minute-Drive vor der Halbzeit verdiente am ehesten das Prädikat "wild".

Love half der Offense am ehesten mit seinen Runs und Scrambles, was irgendwie auch wieder in das Bild des jungen, athletischen Quarterbacks passt, der noch ein gutes Stück davon entfernt ist, tatsächlich Quarterback in der NFL zu spielen. Das heißt natürlich nicht, dass das nicht noch kommen kann, dass er sich nicht noch entwickeln kann. Und er hatte auch einige positive Plays, er kreierte ein, zwei Mal Plays, bei denen man das Armtalent sah. Und gerade auch das Timing mit den Receivern kommt natürlich in erster Linie über gemeinsame Snaps auf dem Feld und im Training.

Es heißt nur, dass ich an diesem Punkt erhofft hatte, dass Love innerhalb der Struktur dieser Offense, die er bestens kennen sollte, bereits stabiler auftreten kann.