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Der eindrucksvolle Auftaktsieg der Bills: Wenn das Puzzle auf Anhieb passt

Die Buffalo Bills haben die neue NFL-Saison mit einem Knall eröffnet.
© getty

Die Buffalo Bills haben die Saison mit einem Knall eröffnet: Der dominante Sieg über den Titelverteidiger aus Los Angeles untermauert die Ambitionen in Buffalo. Besonders eindrucksvoll war dabei zu sehen, wie gut sich die Puzzleteile bereits im ersten Spiel ineinander fügten.

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In gewisser Weise war es eine sinnbildliche Szene. Bills-Quarterback Josh Allen hatte im Auftaktspiel gegen die Rams mehrere physische Runs mit einigen Hits am Ende, welche Bills-Coaches in einer perfekten Welt vermutlich lieber nicht sehen würden.

Es ist Allens Spielweise, und keine Szene verdeutlichte das besser als der Run bei 3rd&7 früh im dritten Viertel: Allen las eine Seite des Plays, dann sprintete er in die andere Richtung aus der Pocket. Rams-Safety Nick Scott war zwei Yards vor dem neuen First-Down-Marker bei ihm.

Doch Allen packte einen kräftigen Stiff-Arm aus, schob Scott quer durch die Luft zur Seite und arbeitete sich zum First Down, mit einer kleinen Botschaft für Scott hinterher. Vier Plays später standen die Bills in der Endzone, es war der Touchdown zum 17:10 und damit der Auftakt zu einer dominanten zweiten Hälfte.

"Ich bin froh, dass er für unser Team spielt", dürfte Safety Jordan Poyer das Gefühl in Buffalos Locker Room treffend zusammengefasst haben. "Ich weiß, dass ihr alle den Stiff Arm heute gesehen habt. Meine Güte."

"Ich habe einfach versucht, alles in meiner Macht stehende zu tun, um das First Down zu erreichen", lautete Allens deutlich nüchternere Analyse nach dem Spiel. "Die Jungs wissen das zu schätzen. Ich gebe alles, ich will Spiele gewinnen, egal, auf welchem Wege. Ich denke, das ist ein Beispiel dafür, was ich bereit bin, zu tun, um Spiele zu gewinnen und dieses First Down zu holen, das es uns erlaubt, in Ballbesitz zu bleiben."

Von Miller: Die Kirsche auf der Torte

Allens Bereitschaft, sich in Plays mit der Energie eines Linebackers reinzuwerfen, lässt sich auch bei der Kaderzusammenstellung wiederfinden. Es ist ein All-In-Ansatz in Buffalo, wo ein Team zusammengebaut wurde, dessen Basis über die Jahre sukzessive verbessert wurde, mit einzelnen Highlights. Wie dem Trade für Stefon Diggs - oder der Verpflichtung von Von Miller im Frühjahr.

Und das blieb nach dem Auftaktspiel hängen: Die Art und Weise, wie Buffalo seine Investments sowie wie die offenen Fragen der Offseason in Week 1 prompt zusammenführte.

Da war jener Von Miller, der zwei Sacks verzeichnete und ein wesentlicher Bestandteil eines 4-Man-Rushs war, welcher die Rams pausenlos terrorisierte. Die Bills am Donnerstagabend waren seit 2016 - der Anfang der Next-Gen-Stats-Ära - das dritte Team, das kein einziges Mal blitzte. Buffalo verzeichnete dennoch sieben Sacks. Sieben Sacks mit vier oder weniger Pass-Rushern sind die viertmeisten in einem Spiel seit 2016.

Von Miller bereitete insbesondere Left Tackle Joe Noteboom konstant Probleme. Die Bills haben ihn in dieser Offseason verpflichtet, um diesen Elite-Pass-Rusher zu haben, gewissermaßen die Kirsche auf der Torte. Und die "Torte" in dem Fall ist eine außergewöhnlich tiefe Defensive Line, deren Tiefe im Opener direkt zu sehen war: Mit Jordan Phillips, Von Miller, A.J. Epenesa, DaQuan Jones und Gregory Rousseau hatten laut NGS fünf Verteidiger individuell je mindestens drei Quarterback-Pressures.

Die Folge war auch der Spielraum für Fehler, der zu sehen war: Die Bills als erst zweites Team seit 2014 gewannen ein Spiel mit 21 Punkten, obwohl sie vier eigene Turnover hatten. Zwischenzeitlich hatte man, insbesondere zum Ende der ersten Hälfte, den Eindruck, dass die Bills trotz eines überzeugenden Auftritts zu wenig Zählbares mitgenommen haben und die Rams dieses Spiel drehen könnten. Die Defense schob dem in der zweiten Hälfte schnell einen Riegel vor, ehe die Offense die Big Plays auspackte.

Eine Defense zu haben, die mit dem 4-Man-Rush Spiele gewinnen kann, während man gleichzeitig eine Elite-Offense aufs Feld führt, ist eine unheimlich gute Formel. Eine dominante Defensive Front kann Spiele an sich reißen und insbesondere wacklige Offensive Lines - von denen es nach wie vor viele in der NFL gibt - zerlegen, was selbst gute Offenses eindimensional machen kann. Das war in Los Angeles sehr gut zu sehen, und wenige Dinge geben einem Team einen höheren Floor sowie eben den Spielraum, um Fehler zu kompensieren.

Josh Allen und die Offense zeigen ihre Vielseitigkeit

Da war aber auch die Offense, die trotz der individuellen Ausnahmequalität durchaus mit einigen Fragezeichen daher kam. Wie würde die Offense ohne Offensive Coordinator Brian Daboll funktionieren? Könnte die Offensive Line ein größeres Problem sein?

Die Antworten waren - auch hier - beeindruckend. Buffalo hatte nicht nur einen klaren offensiven Plan, welcher auch die Flexibilität in der Offense unterstrich; die Umsetzung war mindestens genauso eindrucksvoll. Allen verteilte den Ball auffallend konstant und schnell Underneath, 2,47 Sekunden bis zum Wurf waren für ihn der zweitschnellste Karriere-Wert bislang. Die vermeintlichen Schwachstellen in Buffalos Offensive Line konnten die Rams so gar nicht attackieren, Allen stand in seiner Karriere noch nie so wenig unter Druck (9,1 Prozent Pressure-Rate).

Während die Rams auf der anderen Seite keine Antworten für ihre O-Line-Probleme fanden und in puncto Personnel-Groupings wie auch was ihren Ansatz im Run Game anging eher statisch und eindimensional wirkten, war Buffalo flexibel und konnte reagieren. Das beste Beispiel war der 47-Yard-Pass auf Davis zum Start des Schlussviertels, die erste tiefe Completion für Allen am Donnerstagabend: Die Rams hatten defensiv erwartungsgemäß einen Fokus darauf gelegt, abzusichern und sich nicht tief schlagen zu lassen.

Doch Allen konnte dieses Geduldsspiel nicht nur sehr erfolgreich mitspielen - als die Rams dann aggressiv wurden, bestrafte er sie prompt mit dem tiefen Pass zu Davis. Der Wegbereiter für den Touchdown zum 24:10, die Vorentscheidung. Die Aussicht, dass Buffalo Defenses in Häppchen zerlegen kann, wenn sie auf Absicherung gehen und Buffalo die Deep Shots wegnehmen, nur um dann Aggressivität direkt ausnutzen zu können, gibt der weiteren Saison-Prognose für die Bills so viel mehr Sicherheit. Es war ein Statement von Allen, aber auch von der neuen Offense insgesamt.

Wide Receiver Stefon Diggs, der wenig später mit einem weiteren tiefen Pass Jalen Ramsey zum Touchdown schlug, hatte unter der Woche gesagt, dass er Dabolls Nachfolger Ken Dorsey gut aussehen lassen wollte. Sein Fazit am Donnerstagabend: "Wie sah er aus? Nicht schlecht, oder?"

Buffalo scheint bereit für den großen Wurf

Week 1 ist immer sehr gefährlich was Overreactions angeht. Es ist das erste Spiel von Bedeutung, welches man nach mehr als einem halben Jahr voller Überlegungen, Theorien und Gedankenspiele sieht - die Gefahr ist groß, die ersten realen Eindrücke dann gleich zu 100 Prozent auf diese Theorien anzuwenden, positiv wie negativ, obwohl die Sample Size selbstredend immer noch sehr klein ist.

Auch mit diesem Wissen im Hinterkopf ist es schwierig, bei den Bills nicht auf den Hype aufzuspringen. Buffalo ging bei den Buchmachern als Titelfavorit in die Saison, Josh Allen ging als MVP-Favorit in die Saison, Gabriel Davis war für viele ein Breakout-Kandidat und Von Miller sollte die Verpflichtung sein, welche eine sehr gute Bills-Defense in kritischen Momenten zu einer dominanten Unit machen kann.

Alles davon war in Woche 1 zu sehen. Zu sehen war auch ein Team, das sehr genau zu wissen scheint, was es ist, und was man von ihm erwartet. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison war dieses Narrativ rund um die Bills noch ganz anders, als Buffalo in Week 1 überraschend gegen Pittsburgh verloren und offensiv zu wenige Antworten gefunden hat.

Die Erwartungshaltung rund um dieses Bills-Team wird nicht kleiner werden. Doch Buffalo scheint das Team und vor allem den Quarterback zu haben, um sich diesen zu stellen.

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