Alexander Zverev hat die letzte Saison früher beendet, an seiner Physis gearbeitet. Was muss eintreten, dass die deutsche Nummer Eins in Melbourne weit kommt? Wer sollte nicht auf seinen Ast zugelost werden?
Marcel Meinert (SKY): Da gibt es Einige, die man gerne vermeiden möchte, aber es macht keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen jetzt zu überlegen, gegen wen man früher und wen man später spielen möchte. Sascha muss seinen Weg Schritt für Schritt weitergehen und das macht er bisher hervorragend. Melbourne wird einen ersten Aufschluss darüber geben, in wie weit er körperlich in der Saisonvorbereitung einen kleinen oder einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Mit seinen Stärken kann er jeden Gegner bin Gefahr bringen. Spielerisch würde ich mir für 2017 wünschen, dass er noch offensiver wird und häufiger ans Netz geht.
Oliver Faßnacht (Eurosport/DAZN): Kurz gesagt: Nadal, Dimitrov, Raonic ... und natürlich : Thiem. Und gegen Nadal könnte es ja schon recht früh gehen.
Jörg Allmeroth (tennisnet): Zverev schreitet gut voran in seiner Entwicklung. Er ist einer der dark horses im Feld. Natürlich möchte jeder Murray und Djokovic so lange wie möglich meiden, dazu auch noch Raonic. In dieser Hinsicht hat er es ja nicht schlecht getroffen.
Alexander Antonitsch (Eurosport): Vom Tennis her kann Sascha ja bereits fast jeden Topspieler bezwingen Die Auslosung mit Nadal schon früh hat es nicht so gut mit ihm gemeint. Die zwei entscheidenden Fragen: Wie viel Kraft lässt er in den ersten Runden und wie oft kann er Topleistungen bei einem Turnier abrufen.
Markus Theil (Eurosport): Es ist doch eh schon toll, welche Erwartungen man mit Zverev verbindet! Da darf er aus meiner Sicht auch früher verlieren, die Tenniswelt ist so eng beisammen. Ich schaue bei ihm auf die langfristige Entwicklung im körperlichen und mentalen Bereich und nicht jetzt schon auf die Ergebnisse bei den Grand Slams.
Christian Schwell (Sandplatzgötter): Genau diese verbesserte Physis muss so weit entwickelt sein, dass er sein enormen spielerischen Fähigkeiten über mehrere Best-of-Five-Runden einigermaßen konstant ausspielen kann. Denn dann kann er mit den Allermeisten mehr als mithalten. Er profitiert zunächst davon, diesmal gesetzt zu sein, ab einer dritten Runde wäre er natürlich trotzdem auch vom Losglück und Turnierverlauf abhängig, um die ganz dicken Brocken zu vermeiden. Frühe mögliche Stolpersteine? Gegner, bei denen das Publikum stark ins Spiel kommt. Lokalmatadore oder andere Profis mit lautstarker Anhängerschaft wie z.B. ein Marcos Baghdatis.
Andrej Antic (tennisMAGAZIN): Also, die großen Namen und die großem Plätze liegen ihm sogar besser, als wenn er irgendwo weit draußen gegen, sagen wir mal, einen Dimitrov spielen müsste. Nishikori ist natürlich auch ein Spielertyp, wo Zverev Probleme bekommen könnte.
Florian Regelmann (Spox): Ich sehe im Moment nicht mehr als eine dritte Runde für Zverev. Ich sehe zum Beispiel nicht, dass er da dann Nadal schlägt. Oder Berdych. Vielleicht beweist er mir das Gegenteil, wäre ja schön, aber noch traue ich ihm das nicht zu.
Dominic Thiem verliert in Brisbane gegen Dimitrov, geht an Position Acht gesetzt ins Rennen. Was muss sich im Spiel von Thiem verbessert haben, damit er in einem Best-of-Five-Match auch gegen die ganz Großen eine Chance hat?
Alexander Antonitsch (Eurosport): Struff ist natürlich gleich eine schwierige Aufgabe. Die ersten beiden Turniere waren sicher nicht so, wie Dominic sich das vorgestellt hat. Er liebt es ja, mit vielen Matches zu einem Slam zu kommen, umso wichtiger wird es sein, gut ins Turnier zu starten. Phasenweise hat er auch schon richtig gutes Tennis gezeigt , es war aber einfach noch zu unkonstant. Wenn er seine Setzung bestätigt wäre es super!
Florian Regelmann (Spox): Für mich ist es bei Thiem eine mentale Geschichte. Er kommt jetzt in die Phase, dass es "normal" ist, dass er in den Top 10 steht. Jetzt muss der nächste Schritt her, jetzt muss vom Anspruch eben mal ein Grand-Slam-Halbfinale und jetzt müssen größere Siege her. Das kann er nur schaffen, wenn er im Kopf bereit dafür ist.
Jörg Allmeroth (tennisnet): Wahrscheinlich muss er das Netzspiel verbessern. Um unter ungünstigen bedingungen Ballwechsel auch mal abzukürzen, sollte man Vertrauen in sein Offensivspiel haben - und dieses Vertrauen auch in Punkte umsetzen.
Marcel Meinert (SKY): Da geht es wohl mehr um Details, als um einen speziellen Schlag, vor allem aber um das nötige Selbstvertrauen. Ihm fehlt in wichtigen Momenten vielleicht noch manchmal das Selbstverständnis eines Top 10-Spielers und der Glaube an einen ganz großen Sieg (vor allem auf Hartplatz). Körperlich scheint er in guter Verfassung zu sein, er sollte sich aber noch nicht zu viel Druck machen. Das Erreichen der 2.Woche wäre sicher ein gutes Resultat, mit weniger kann ein Top 10-Spieler aber auch schon nicht mehr zufrieden sein...
Christian Schwell (Sandplatzgötter): Meiner Meinung nach hat er gegen einen Murray oder Djokovic in Grand-Slam-Topform immer noch nur wenig Chancen. Gegen alle anderen hat er mittlerweile Chancen, wenn er es schafft (Achtung Phrasenschwein) in frühen Runden Körner zu sparen und im direkten Vergleich zu den Ranglisten-Nachbarn seine herausgespielten (Break-)Möglichkeiten konsequent zu nutzen.
Markus Theil (Eurosport): Das sind Nuancen, die man nicht in ein, zwei kurze Sätze fassen kann. Statistisch gesehen sicherlich eine höhere Quote bei Returnspielen. Da liegt er relativ deutlich hinter den ganz Großen, aber auch hinter Spielern, die er in den Matches dann beherrscht. Oder vielleicht doch Boris Becker als Assistenten von Günter Bresnik verpflichten, wenn der nicht für uns am Mikro ist?