tennisnet: Herr Auger-Aliassime. Sie haben in diesem Jahr sehr viel Tennis gespielt. Wie geht es Ihnen körperlich?
Félix Auger-Aliassime: Wir sind alle etwas müde. Ich habe die Saison aber eineinhalb Monate später gestartet. Vielleicht habe ich deswegen ein wenig mehr Energie. Aber ich habe auch viele Matches gespielt, fast 30 Turniere. Ich habe also viel Tennis in meinem Körper - fühle mich aber dennoch gut und gesund.
tennisnet: Wie würden Sie Ihr Match gegen Marton Fucsovics, das Sie knapp verloren haben, zusammenfassen?
Auger-Aliassime: Im zweiten und zu Beginn des dritten Satzes ist einiges schief gelaufen. Auch wenn es nicht ein typisches 6:0 war. Ich glaube nicht, dass ich so schlecht gespielt habe. Aber mein großes Problem war: Ich habe nicht gut serviert. Und wenn ich nach meinem ersten Aufschlag nicht viele Punkte mache, was für mich ungewöhnlich ist, das hat einen großen Unterschied gemacht. Mir haben einfach die ein oder zwei Punkte bei meinem Aufschlag gefehlt.
"Denis Shapovalov hat zwei großartige Turniere gespielt"
tennisnet: Sie und Denis Shapovalov scheinen richtig gute Kumpels zu sein. Stimmt dieser Eindruck?
Auger-Aliassime: Das ist wirklich so. Und nicht nur in den sozialen Netzwerken.
tennisnet: Ist es schwierig für Sie, dass Denis in der Weltrangliste schon weiter vorne steht als Sie?
Auger-Aliassime: Das ist ein Vergleich, der oft angestellt wird. Weil wir fast gleich alt und gute Freunde sind. Aber wir haben verschiedene Karrieren, befinden uns in unterschiedlichen Stadien unserer Laufbahn. Denis hat zwei großartige Turniere gehabt im letzten Jahr, beim Rogers Cup und bei den US Open. Das hat ihn unter die Top 50 gebracht. Ich haben diese Turniere nicht gehabt, habe viele enge Matches verloren. Meine Zeit wird kommen. Aber da gibt es keine Eile. Jeder geht seinen eigenen Weg.
"Milos Raonic ist einfach ein gutes Vorbild"
tennisnet: Sie haben sich sehr kritisch über das neue Davis-Cup-Format geäußert. Wollen aber natürlich auch weiterhin Davis Cup spielen. Wie würden Sie denn die Atmosphäre im kanadischen Team beschreiben?
Auger-Aliassime: Die Atmosphäre ist großartig. Denis und ich sind so gute Freunde, sehen uns aber nicht so oft, wie wir es wollen. Und beim Davis Cup haben wir immer eine gute Zeit. Ich bin außerdem sehr eng mit Vasek Pospisil. Und Milos Raonic ist einfach ein gutes Vorbild für die jüngeren Spieler. Und ich kann viel von dem lernen, was er sagt.
tennisnet: Nun sind Sie mit großen Vorschusslorbeeren auf die Tour gekommen, auch und vor allem von älteren Spielern. Wie gehen Sie mit diesem Druck um?
Auger-Aliassime: Ich empfinde das nicht als Druck. Ich habe Turniere gewonnen, seit ich 14 Jahre alt war. Ich konzentriere mich nur darauf, besser zu werden. Und mein Potenzial auszuschöpfen.
tennisnet: Das ist Ihnen bei den US Open 2017 bestens gelungen. Wie ändert sich das Leben mit dem Gewinn eines Junioren-Grand-Slam-Turniers?
Auger-Aliassime: Ganz ehrlich habe ich das nicht erwartet. Manche Spieler nehmen das fast als zwangsläufig an, wenn sie ein bestimmtes Niveau erreicht haben. Und vergessen dabei die vielen Schritte, die es gebraucht hat, um an diesen Punkt zu kommen. Bei den Junioren gibt es viel Unsicherheit. Man startet mit null Punkten, dann gewinnt man ein paar Matches, und wie aus dem Nichts bin in das Finale der French Open gekommen. Für mich war das eine große Sache. Und erst danach habe ich es mir wirklich zum Ziel gesetzt, ein Junioren-Grand-Slam-Turnier zu gewinnen.
tennisnet: Wenn Sie als junger Spieler in eine Stadt wie Wien kommen - nehmen Sie sich dann auch die Zeit, um sich die Stadt anzusehen?
Auger-Aliassime: Oh, ja. Ich bin schon früher angereist, am Donnerstag. Am Sonntag sind wir ein wenig durch die Stadt gefahren, haben uns das Schloß Schönbrunn angesehen. Und dann die vielen kleinen Geschäfte in der Stadt.
"Die Montréal Canadiens sind gut in die Saison gestartet"
tennisnet: Sie sind nur mit Ihrem Coach unterwegs. Reicht Ihnen das?
Auger-Aliassime: Zu ein paar Turnieren kommt mein Physiotherapeut mit. Im nächsten Jahr öfter. Aber sonst brauche ich niemanden. Auch wenn ich meine Familie vermisse. Wenn die zu den Matches kommt, ist es toll. Aber meine Eltern müssen beide arbeiten, meine Schwester auch. Das ist also schwierig.
tennisnet: Werden Sie nach der Saison ein paar Tage freinehmen - oder starten Sie gleich wieder mit dem Training?
Auger-Aliassime: Nein, ich brauche eine Pause, zwei oder drei Wochen. Kommt darauf an, wann ich aufhöre. Und dann werde ich wahrscheinlich in Florida trainieren und versuchen, mich für das kommende Jahr vorzubereiten.
tennisnet: Haben Sie auch noch eine zweite Sportart, die Sie interessiert?
Auger-Aliassime: Fußball. Und dann vor allem auch Eishockey.
tennisnet: Welches Team?
Auger-Aliassime: Montréal Canadiens.
tennisnet: Eine notorisch erfolglose Franchise ...
Auger-Aliassime: In diesem Jahr ist es gut losgegangen. Ich bin zuversichtlich.