WTA: Spielerin des Jahres, Kandidatin eins - Sloane Stephens

Von Jens Huiber
Sloane Stephens hat auch im Herbst Grund zu lächeln gehabt
© getty

Die tennisnet.com-Redaktion pickt ihre KandidatInnen für die Spieler und Spielerinnen des Jahres auf der ATP- und der WTA-Tour. Wir beginnen mit den Damen. Heute: Sloane Stephens.

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Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit, so heißt es. Martina Navratilova gehört keiner dieser beiden Gruppen an, jedenfalls sind keine alkoholischen Eskapaden der 18-fachen Einzel-Grand-Slam-Siegerin bekannt. Dafür aber der Umstand, dass Navratilova auch immer die Wahrheit sagt. Und also sprach die mittlerweile 62-jährige Legende vor Beginn der US Open sinngemäß: Schön, wie Sloane Stephens spielt. Nicht so schön, dass die US-Amerikanerin nicht in der Lage zu sein scheint, ein längeres, härteres Match auch erfolgreich zu gestalten.

Beweisstücke A und B lieferte dafür Simona Halep, in Roland Garros und später in Toronto: Die Rumänin ließ nicht locker, Stephens schon, was vor allem bei den French Open ärgerlich war - da lag Sloane mit Satz und Break vorne.

Easy Power - und das ganz leise

Gerade der Auftritt in Paris war es aber, der Sloane Stephens als Spielerin des Jahres qualifiziert: Selten wurde dem geneigten Zuschauer besser vor Augen geführt, was die 25-Jährige aus Florida auszeichnet: ein unglaublich guter Instinkt für das Spiel, die Fähigkeit, mit der Geschwindigkeit der jeweiligen Gegnerin zu spielen (Brad Gilbert spricht gerne von "Easy Power"), aber auch die Möglichkeit, selbst das Tempo anzuziehen. Und das Ganze in biblischer, fast vorweihnachtlicher Ruhe, ohne die Stöhn- und Schreiattacken, die auf der WTA-Tour immer noch bei vielen Spielerinnen en vogue sind.

So ganz nebenbei hat sich Sloane Stephens in Paris auch abseits des Courts von einer Seite gezeigt, die man nicht oft von ihr sieht: Charmant, eloquent, witzig. Ein paar Tage zuvor, in Nürnberg, wurde von einer anderen Gemütslage berichtet. Im Vorfeld der US Open übrigens auch.

Was spricht noch für Sloane Stephens als Spielerin des Jahres?

Zum einen: dass sie nach den US Open im Gegensatz zum Vorjahr tatsächlich noch ein Match gewonnen hat. Mehrere sogar. Der letzte Sieg des Jahres fiel sogar fast episch aus, gegen Karolina Pliskova nach hoffnungslosem Rückstand beim WTA-Finale in Singapur.

Zwar steht kein zweiter Major-Titel im 2018er-Zeugnis, der Triumph in Miami mit Siegen gegen Angelique Kerber, Garbine Muguruza, Victoria Azarenka und im Endspiel Jelena Ostapenko hatte aber beinahe Grand-Slam-Qualität.

Was spricht gegen Sloane?

Dass eben drei große Finali in die Binsen gegangen sind, zweimal gegen Halep und in Singapur gegen Elina Svitolina.

Dass Martina Navratilova mit ihrer Einschätzung wohl recht hat, auch wenn Stephens nach dem Ausscheiden gegen Anastasija Sevastova auf mildernde Umstände plädieren durfte: Das Arthur Ashe Stadium wurde an jenem Tag zur größten Sauna der Welt, Sevastova quälte Stephens fortwährend mit ihren Stopps.

Und schließlich die Tatsache, dass Sloane das Turnier in Wimbledon ganz offenbar nicht ernst genommen hat - ohne ein einziges Rasenmatch angereist, kam gleich in Runde eins gegen Donna Vekic das Aus.

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