Heel ist Cena dadurch jedenfalls nicht geworden. Vielmehr wirkt er spätestens seit den Survivor Series wie das klare Babyface in der Konstellation. Die Angriffe, ob nun verbal oder physisch, gingen eigentlich immer von The Rock aus. Ganz zu schweigen davon, dass er während des großartigen "Rock"-Konzerts bei RAW vergangene Woche auch niveautechnisch mal wieder ganz tief gewühlt hat. Stichwort: der Wundheitsgrad von Cenas Mama.
Seien wir ehrlich: John kommt wesentlich sympathischer rüber als sein Gegenüber. Dazu tragen die Twitter-Wortgefechte ebenso bei wie die zahlreichen Meldungen über den schweren Stand des Great One im Locker Room. Eine ganze Weile lang wirkte es tatsächlich so, als sei der komplette WWE-Kader eifersüchtig auf Johnson, was teilweise vermutlich auch zutrifft...
Geworkter Neid?
Doch das Ganze riecht immer mehr nach einem Work. Rocky soll nur wegen des Geldes zurückgekommen sein, da seine Filmkarriere angeblich nicht mehr so rund läuft - seine kolportierten Gagen sprechen aber eindeutig eine andere Sprache. Weiterhin soll er einem anderen Superstar den WrestleMania-Spot weggenommen haben; ähnliches warfen mehrere Diven und John Morrison im Vorjahr Trish Stratus vor.
Fakt ist, dass durch das Team Johnny vs. Team Teddy-Match das Gros des (relevanten) Rosters untergebracht wurde. Die WWE hat bislang noch jedes Jahr diejenigen Wrestler auf der Card untergebracht, denen sie den dicken Zusatzcheck gegönnt hat; und wer soll dafür sorgen, dass dieser 2012 besonders fett ausfällt? Richtig, Dwayne und John!
Letzten Endes bleibt der Vorwurf, Rocky habe seit seinem Comeback niemanden over gebracht und sei ohnehin - trotz seines Versprechens, nie wieder zu verschwinden - kaum in den WWE-Shows zu sehen, während sich die übrigen Wrestler Woche für Woche den Allerwertesten aufreißen. Zum neuen Vorredner schwingt sich dabei CM Punk auf, ausgerechnet der Kerl also, der als potentieller SummerSlam-Gegner von The Rock gilt.
Irgendwie drängt sich einem der Eindruck auf, dass die ganzen Locker-Room-Berichte, die seit Johnsons Comeback im Netz kursieren, ein riesiges Work sind. Klar ist wohl immer ein Körnchen Wahrheit dabei, aber gerade die Positionierung Punks scheint kein Zufall zu sein.
Alles beim Alten?
Rocky ist also wieder da und großmäulig wie immer. Cena ist derselbe Charakter wie eh und je und die miese Stimmung hinter den Kulissen wohl überwiegend vom Creative Team erfunden. Alles beim Alten also? Nein, denn verändert hat sich definitiv die Erwartungshaltung gegenüber dem Match.
Lange Zeit galt als sicher, dass The Rock die Halle als Sieger verlassen würde. Wenn der Hollywood-Star sich schon zu einem Auftritt bewegen lässt, wird er ganz sicher nicht sein Solo-Comeback im Main Event der bedeutendsten Wrestling-Veranstaltung überhaupt verlieren. Schon gar nicht in seiner Heimatstadt. Und wieso auch - schließlich geht es gegen Super-Cena, der braucht den Erfolg eh nicht! Oder eben doch. Kommen wir zurück zum Anfang der Geschichte, zu Hogan vs. The Rock bei WrestleMania 18: Rockys Rolle ist nun vertauscht.
Klar ist zudem, dass Cena deutlich mehr Hass entgegen schlagen wird als seinerzeit seinem Gegenüber. Dennoch: am Ende hat damals das jüngere Aushängeschild den Sieg eingefahren, nicht etwa der Veteran - und das, obwohl schon Ostern, Kwanzaa, der Buß- und Bettag sowie das Äquinoktium auf den gleichen Tag fallen müssen, damit Hogan sich mal für jemanden hinlegt. Trotzdem ist es vor zehn Jahren geschehen und hat dem Hulkster damals nicht geschadet.
Ebenso wenig wird die Niederlage Johnson schaden. Er braucht den Sieg nicht, Cena nach den unzähligen Demütigungen bei den Series sowie in den letzten Wochen aber schon. Mit diesem Erfolg wird er endgültig seinen Status als einer der größten Wrestler aller Zeiten zementieren. Die Smark-Fraktion wird ihn dafür sicher nicht weniger hassen, aber das ist der WWE längst schnuppe. "If Cena wins, we riot" - na, dann mal viel Spaß am Sonntag!