Im Interview mit SPOX vor dem Bundesliga-Auftakt gegen Sturm (Sonntag, 17 Uhr im LIVETICKER) spricht Meisl über den Abschied von Dietmar Kühbauer zum SK Rapid, die Qualitäten von Marco Rose und wie die Wölfe mit der Transfer-Sperre der FIFA umgehen.
Herr Meisl, im Herbst der vergangenen Saison war St. Pölten das Team der Stunde. Dann verließ Trainer Dietmar Kühbauer den Verein in Richtung Rapid. War es hart, zu diesem Zeitpunkt plötzlich einen neuen Chef zu bekommen?
Luca Meisl: Wir waren zu Beginn ziemlich erfolgsverwöhnt, weil wir das Maximum aus der Mannschaft herausholten. Wenn es gut läuft, wird man interessant für andere Vereine. Das war bei "Küh" der Fall. Ich hätte mir gewünscht, dass er bleibt. Aber den Schritt, dass er zu seinem Herzensverein wechseln konnte, hat ihm jeder beim SKN vergönnt. Es gab keinen, der ihn im Nachhinein schlechtmachte.
Was zeichnet den Trainer Kühbauer aus?
Meisl: Er verlangt von den Spielern, sich stets reinzuhauen und ans Leistungsmaximum zu gehen. Sein Motto lautet überspitzt formuliert: "Spucken, kratzen beißen". Zudem schaffte er es immer, die Mannschaft bei Laune zu halten - auch mit seinem typischen Schmäh. Das hat er richtig gut gemacht. Unter seiner Ära hat sich jeder Spieler dem Erfolg untergeordnet. Alle haben mitgezogen, sei es die Stammspieler, oder jene auf der Ersatzbank oder Tribüne. So stellte er sicher, dass die Mannschaft jedes Match mit derselben Einstellung bestritt. Ich konnte sehr viel von ihm lernen.
Sie haben sich im vergangenen April verletzt und damit das Saisonfinish verpasst. Sind Sie wieder völlig fit?
Meisl: Mein Urlaub hat dem Fuß gut getan. Ich hatte ein Ödem im Sprunggelenk, es war ziemlich schmerzhaft. Die Verletzung hat sich sehr in die Länge gezogen. Es ist bitter, dass ich dadurch die U21-EM verpasste. Am Ende war ich aber glücklich, dass es nichts Schlimmeres war und ich zur neuen Saison fit bin.
SKN St. Pölten: Trainer Alexander Schmidt für Meisl entscheidend
Sie haben sich im vergangenen Sommer für eine Leihe zum SKN St. Pölten entschieden. War es der richtige Schritt?
Meisl: Gemeinsam mit Marco Rose entschied ich mich damals für einen Verein, bei dem ich maximale Spielpraxis sammeln kann. Im Nachhinein war es absolut die richtige Entscheidung. Mit meiner Entwicklung bin ich zufrieden. Ich konnte an einigen Schwächen arbeiten, aber mir geht es darum, mich auch in der kommenden Saison zu verbessern.
Das wollen Sie erneut in St. Pölten tun. Was hat für eine weitere Saison in Niederösterreich gesprochen?
Meisl: Das Umfeld muss stimmen. St. Pölten zeigte großes Interesse an einer weiteren Leihe. Der neue Trainer war letztlich für mich ausschlaggebend. Ich kannte Alex Schmidt nicht persönlich, aber ich hatte eine ungefähre Vorstellung seiner Spielidee. Sie ist ähnlich zu jener, die ich schon seit einigen Jahren kenne.
Hilft es Ihnen, dass er wie Sie selbst in der Salzburg-Akademie tätig war?
Meisl: Das weiß ich nicht so genau. Denn die Vergangenheit hilft mir heute genau gar nichts. Es geht um den Ist-Zustand, ich muss mich täglich neu beweisen, denn der Trainer wird leistungsbezogen aufstellen. Ich will in dieser Saison so viele Spiele wie möglich machen.
Ihr Bruder Matteo ist ebenfalls Fußballprofi. Gleichzeitig mit Ihnen verließ er Salzburg im vergangenen Sommer und spielt nun bei den Young Violets. Gingen Sie bewusst gleichzeitig in den Osten?
Meisl: Das war eher ein Zufall. Liefering teilte Matteo mit, dass sie ihm keine Einsatzzeiten versprechen können. Daraufhin suchte er sich in Wien eine neue Herausforderung. Bei mir war die Situation ja ähnlich.
Kommen Sie denn aus einer Fußballerfamilie?
Meisl: Mein Vater hat in seinen jungen Jahren gespielt, er musste aber aufgrund einer schweren Verletzung seine Karriere früh beenden. Ich spielte als kleines Kind viel mit meinen Freunden, ehe ich mit sechs Jahren in meinem Heimatort in Kuchl dem Verein beitrat. Dort war mein Vater mein Trainer, bis ich mit zehn Jahren in die Salzburger Akademie wechselte. Damals war der Spaß am Spiel meine Motivation, und der besteht bis heute. Ich spiele einfach gerne Fußball.
Luca Meisl über seine Beziehung zu Marco Rose
Marco Rose hat Sie bei seinem Abschied aus Salzburg namentlich erwähnt und ihre besondere Beziehung herausgestrichen. Sie waren in seiner U16-Mannschaft Kapitän und spielten auch in der UEFA Youth League eine Führungsrolle. Welchen Einfluss hatte Rose auf Ihre Karriere?
Meisl: Den hat er bis heute, denn wir stehen noch immer in Kontakt. Ich führte mit ihm viele Gespräche über meine Situation und er war auch mitentscheidend für mein weiteres Jahr in St. Pölten. Er trug einen großen Teil dazu bei, dass ich dort stehe, wo ich jetzt bin. Aber wenn ich nicht selbst an mir arbeiten würde, würde mir das auch nichts helfen.
Was zeichnet Marco Rose als Trainer aus?
Meisl: Er kennt sich taktisch und fachlich exzellent aus. Er versteht es außerdem, eine Mannschaft auf menschlicher Ebene gut zu führen. Das sind für mich die zwei wesentlichen Anforderungen an einen modernen Trainer, und die setzt er bestens um.
Der SKN St. Pölten ist derzeit mit einer Transfer-Sperre der FIFA konfrontiert, das Urteil wurde mittlerweile bestätigt. Wie nehmen das die Spieler wahr?
Meisl: Ich kann nur sagen, dass die Mannschaft zwar von der Transfersperre weiß, die Stimmung bleibt davon aber unberührt. Wir versuchen mit jenen Spielern, die jetzt im Team sind, das beste herauszuholen. Mit dem aktuellen Kader sind wir ganz gut aufgestellt. Alles andere können wir nicht beeinflussen.
Was sind die Ziele für die kommende Saison?
Meisl: Wir sind eine hungrige Mannschaft. In der vergangenen Saison haben wir gesehen, wie es laufen kann. Es gab genug Zeit, um den Plan unseres neuen Trainers umzusetzen. Zwar müssen die Mechanismen am Platz erst greifen, aber in diesem Jahr ist sicher wieder Vieles möglich.
Luca Meisl: Leistungsdaten bei Red Bull Salzburg, SKN St. Pölten
Meisl wechselte mit zehn Jahren in die Akademie von Red Bull Salzburg und wurde mit den Jugend-Auswahlen U16- und zwei Mal U18-Meister. In der Saison 2016/17 feierte er unter Marco Rose den Sieg in der UEFA Youth League, ein Jahr später wurde er österreichischer Meister.
Saison | Verein | Spiele |
2018/19 | SKN St. Pölten | 24 |
2017/18 | FC Liefering/Red Bull Salzburg | 31 |
2016/17 | Salzburg U18/FC Liefering | 34 |
2015/16 | Salzburg U18 | 21 |