Das Siegespodest war in Bad Mitterndorf erst zum dritten Mal bei Weltcupbewerben ohne österreichisches Gesicht: Die Norweger feierten durch Andreas Stjernen, der seinen ersten Weltcup-Erfolg überhaupt holte, und Daniel Andre Tande einen Doppelsieg. Tande sorgte dabei mit einem Flug auf 240,5 m für die größte Begeisterung vor 13.000 Zuschauern, nur 3,5 m unter dem Schanzenrekord von Peter Prevc.
Ammann sorgt für Überraschung
Für die größte Überraschung sorgte aber Simon Ammann. Der mittlerweile 36-jährige Schweizer segelte mit 218 und 227,5 Metern auf den dritten Rang und damit erstmals seit 10. März 2015 (Kuopio/3.) auf das Podium. Nur mit 0,9 Zählern Vorsprung auf Robert Johansson verhinderte er gar einen Norsker-Triplesieg. "Es ist für mich eine Riesen-Genugtuung, auch für das Team. Es ist für mich gut nach der gewaltigen Enttäuschung bei der Tournee", freute sich Ammann.
Aigner: "Bin überglücklich"
Die Österreicher, die nach der Disqualifikation von Jernej Damjan (SLO/ursprünglich 5.) und Johann Andre Forfang (NOR/7.) noch allesamt zwei Plätze gutmachten, waren großteils zufrieden. Cheftrainer Heinz Kuttin legte sich schon vor dem zweiten Bewerb am Sonntag (14.15 Uhr/live ORF eins) auf vorerst vier Springer für die Skiflug-Weltmeisterschaften kommende Woche in Oberstdorf fest: Stefan Kraft, Michael Hayböck, Manuel Poppinger und eben auch Aigner haben ihr Ticket sicher. Der Kärntner Cheftrainer überlegt noch, ob er mit fünf oder sechs Mann ins Allgäu reist.
Aigner hatte sich auf dem Kulm sukzessive verbesserte und seine persönliche Bestweite nach Rang fünf im ersten Durchgang nochmals auf 216,5 m gesteigert. "Ich bin überglücklich über den Tag. Es war von Anfang cool. Der Probedurchgang war glaube ich noch 50 m kürzer als der erste Durchgang. Ich war dann nach dem ersten Durchgang sehr nervös, aber es ist mir sehr gut gelungen", freute sich Aigner.
Dabei war Aigner mit geringen Hoffnungen gekommen, weil es bei seinen bisherigen drei Skiflug-Auftritten nicht gut gegangen war. "Die Trainer haben immer schon gesagt, dass ich eigentlich ein Skiflieger wäre. Es ist ein Traum, dass man einmal vorne mitmischt im Weltcup - beim Skifliegen hätte ich echt nicht geglaubt, dass es hinhaut, deswegen bin ich sehr überrascht", wunderte sich Aigner.
Dass er jetzt bei der Skiflug-WM dabei ist, freut den Tiroler: "Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Die Skiflug-WM war für mich eigentlich außer Reichweite, aber natürlich - nehme ich gerne mit."
Kuttin war vor allem von Aigner angetan. "Hut ab vor dem Clemens, das war sensationell. Er hat sich im Training sukzessive gesteigert." Die Tatsache, dass Leistungsträger Kraft (9.) und Hayböck (12.) nicht weiter vorne gelandet sind, war für Kuttin kein Rätsel. "Das ist ganz klar. Gestern waren Stefan und Michi besser, aber sie haben es ein bisserl übertrieben. Das sind Kleinigkeiten beim Absprung, Kleinigkeiten über dem Vorbau, wo man nicht die letzte Lockerheit hat."
Kraft war mit Rang neun nicht restlos zufrieden, vor allem weil im zweiten Sprung auf 223,5 mehr möglich gewesen wäre. "Ja, da war sicher mehr drinnen. Da habe ich die Reserven, die ich noch habe, extrem gemerkt. Das war vom Tisch her sicher einer meiner besten Sprünge und da war so viel Energie da, dass ich nicht gewusst habe, wie ich damit umgehe", meinte der im Gesamt-Weltcup auf Platz fünf verbesserte Salzburger.
Dass ausgerechnet Aigner der beste ÖSV-Mann am ersten Kulm-Tag wird, überraschte auch Kraft. "Der hat immer schon gesagt, dass er nicht mehr Skifliegen geht, weil das zipft ihn an, er kann das nicht. Dann wird er heute Siebenter", meinte Kraft lachend. "Wir freuen uns für ihn, wenigstens können wir ihn heute ein bisserl feiern lassen." Kraft ist froh, dass es am Sonntag noch eine Chance bekommt. "Ich hoffe, dass ich morgen die richtige Mischung zwischen Angriff und dem Genuss finde, dann kann es schon ein bisserl besser gehen."
Als vierter ÖSV-Adler schaffte es auch Manuel Poppinger als 19., noch zwei Ränge vor Tourneesieger Kamil Stoch (POL), in die Punkteränge. Gregor Schlierenzauer hatte das Finale der besten 30 klar verpasst und war dementsprechend sauer. "173 Meter auf so einer großen Schanze, da kommt man sich eher wie ein Skifahrer vor. Offensichtlich fehlt es gröber. Vom Tisch geht die Energie nicht in die richtige Richtung, dann bremst es mich nur mehr her", konstatierte der 53-fache Weltcupsieger.