Frage: Wo wir schon bei Ivanisevic sind. Was haben Sie von ihm gelernt?
Cilic: Viele, viele verschiedene Dinge. Mit Goran habe ich mein Spiel verändert, was anfangs sehr schwierig war. Ich musste aggressiver spielen, mein Spiel durchziehen und nicht zu viel über Taktik und damit den Gegner nachdenken. Das brachte mir Goran durch harte Arbeit bei. Außerdem zeigte er mir, was ein Grand-Slam-Champion benötigt und half, meinen Aufschlag zu verbessern. Goran ist mir insgesamt eine riesige Hilfe.
Frage: Es geht also viel um die mentale Herangehensweise?
Cilic: Ganz genau. Ich erinnere mich da an eine Situation in der vergangenen Saison. Wir hatten das Turnier in Rom gerade beendet, die French Open standen vor der Tür. In dieser Zeit kämpfte ich immer noch zwischen dem, was Goran mir sagte, und dem alten Spiel, das einfach noch in mir steckte. Da hatten wir ein sehr gutes Gespräch. Goran sagte mir deutlich, dass ich bestimmte Dinge vergessen und neu lernen müsse, um das beste Tennis zu spielen, das in mir steckt. Anschließend fand bei mir ein Umdenken statt.
Frage: Ivanisevic und Cilic, Djokovic und Becker. Warum setzen derzeit so viele Spieler auf Trainer, die früher selbst Weltklassespieler waren?
Cilic: Meiner persönlichen Meinung nach sind ehemalige Topspieler, die Ihre Erfahrung einfließen lassen, die bestmöglichen Personen, mit denen man arbeiten kann. Sie kennen das Spiel. Sie wissen, wie es läuft und haben so viele Erfahrungen, die Profispieler machen, selbst gemacht. Goran brachte mir bei, nicht dieselben Fehler zu begehen, die er in seiner Karriere gemacht hat. Wenn du einen hast, der weiß, wie man ein Grand-Slam-Turnier gewinnt, ist das ein großes Plus.
Frage: Bei den Grand-Slam-Turnieren dominierten in den vergangenen Jahren in der Regel Federer, Djokovic und Nadal, vielleicht noch Murray. Wie kann man diese Dominanz durchbrechen?
Cilic: Roger, Novak, Rafa und Andy spielen unheimlich konstant. Teilweise seit über zehn Jahren sind sie ganz oben dabei. Ihre Form bricht nicht ein, ihr Spiel hält. Diese Dominanz kann deshalb nur aus dem zweiten Block durchbrochen werden. Von Kei Nishikori, Grigor Dimitrov, mir und vielleicht noch ein paar anderen Spielern. Wenn wir ebenfalls konstant bleiben, wird es in nächster Zeit noch den einen oder anderen neuen Grand-Slam-Champion geben.
Frage: Auch aufgrund Ihres Sieges bei den US Open wurden Sie für den Laureus World Breakthrough of the Year Award nominiert. Was bedeutet Ihnen das?
Cilic: Ich fühle mich sehr geehrt. Die Laureus Awards sind so etwas wie die Oscars des Sports, also kann man eine größere Auszeichnung gar nicht erhalten. Für mich ist es schon ein Erfolg, überhaupt nominiert worden zu sein. Es ist für mich der letzte Beweis: Ich hatte eine grandiose Saison 2014 und meine Arbeit wird von vielen Sportlern anerkannt.
Frage: Persönlichkeiten wie Boris Becker, Martina Navratilova und Monica Seles gehören zur Laureus Academy und stimmen mit ab. Macht es das noch besonderer?
Cilic: Absolut. Diese Personen wissen aus der Erfahrung ihrer eigenen Karrieren ganz genau, was es für einen Aufwand bedeutet, im Sport etwas Großes zu erreichen. Deshalb ist es eine riesige Ehre, dass dies von Menschen wie Boris, Martina, Franz Beckenbauer, Ilie Nastase und vielen mehr kommt.
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