Haie klauen dem Meister die Favoritenrolle

Von Cliff Schmit
Im Finale knapp unterlegen, unternehmen die Haie einen neuen Anlauf auf die Krone der Eisbären
© getty

Die Sommerpause ist vorbei. Endlich ist wieder Eiszeit angesagt. Vor dem Auftakt in die Jubiläumssaison (ab 19.30 im LIVE-TICKER) hat SPOX sämtliche Teams der DEL unter die Lupe genommen. Wer kann Serienmeister Berlin gefährlich werden? Welche Rolle spielen die rundum erneuerten Münchner und wie sehen die Chancen des Underdogs aus Schwenningen aus?

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Kölner Haie: Nach Platz zwei im Vorjahr kann es für die Haie in dieser Saison eigentlich nur ein Ziel geben: den Meistertitel. Und die Kölner machen aus ihren hohen Ambitionen auch gar keinen Hehl: "Wir werden alles dafür tun, damit wir, wenn das letzte Spiel gespielt ist, die Nase vorn haben werden," gibt Trainer Uwe Krupp die Richtung vor.

Schaut man sich den Kader der Domstädter an, so wäre alles andere als der Titel auch pures Understatement. Die Vizemeister-Mannschaft geht quasi unverändert in die neue Saison, ist mehr als eingespielt und offenbart keine wirkliche Schwachstelle. Mit Goalie Danny aus den Birken verfügt man über den statistisch besten Keeper der Liga, die Abwehr vor dem 28-Jährigen blieb gleich. Heimkehrer Marcel Müller und der Schwede Yared Hagos sind in der Offensive zusätzliche Alternativen. Zudem spekuliert man in Köln auf eine Rückkehr von Marco Sturm, falls dieser in der NHL leer ausgehen sollte.

Danny aus den Birken im SPOX-Interview: "Ein Stück vom Bayern-Gen"

Größter Unterschied zur Vorsaison ist lediglich die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Die Haie können sich nicht mehr als Überraschungsteam postulieren, sondern werden von Anfang an als ernsthafter Titelkandidat gehandelt. Hält die relativ junge Mannschaft diesem Druck stand und bleibt von größeren Verletzungssorgen verschont, werden die Haie bei der Titelvergabe ein gehöriges Wort mitreden.

EHC Red Bull München: Die öffentliche Wahrnehmung der Münchner hat sich innerhalb weniger Monate komplett gewandelt. Vom letztjährigen Tabellenzwölften zum diesjährigen Mitfavoriten um den Meistertitel. Sage und schreibe einundzwanzig neue Spieler haben die Bayern in der Sommerpause verpflichtet, die Probespieler nicht mitgezählt. Unter den zahlreichen Neuzugängen befinden sich sowohl Spieler mit NHL-Erfahrung wie Darren Haydar, Nick Palmieri, Jon DiSalvatore oder Matt Smaby, als auch gestandene deutsche Nationalspieler wie Alexander Barta.

Zur größten Überraschung könnte allerdings ein Youngster werden. Der 17-jährige Goalie Kevin Reich überzeugte in den Testpartien auf ganzer Linie und darf sich berechtigte Hoffnungen auf weitere Einsätze machen.

In der Vorbereitungsphase war beim EHC noch mächtig Sand im Getriebe, was angesichts der Armada an neuen Spielern auch nicht weiter verwunderlich ist. Sobald sich die Akteure jedoch auf das offensiv ausgerichtete System ihres neuen Trainers Pierre Piage eingestellt haben, wird München mit Sicherheit eine gute Rolle in der DEL spielen.

EHC Red Bull München: Vom Sterbebett an die Weltspitze

"Wir wollen mit den anderen mithalten," stapelt Page zunächst tief, nur um anschließend anzuführen, dass "München eine Weltmacht im Eishockey werden soll." Dieses Unterfangen lässt sich Red Bull auch einiges kosten. Bei sechs Millionen Euro soll der Spieleretat der Münchner liegen, mit Abstand Ligahöchstwert.

Eisbären Berlin: Die Vorbereitung des Meisters lief alles andere als optimal. Mit lediglich drei Siegen aus acht Partien spielten die Eisbären nicht nur ihre schwächste European Trophy seit 2010, sondern präsentierten sich auch in ihren Testbegegnungen wenig souverän. Zuletzt setzte es zwei Niederlagen gegen die Freezers. "Wir sind noch im Findungsprozess und brauchen ein wenig, bis es perfekt läuft. Ich bin aber überzeugt, dass uns das neue Spielsystem in der Saison sehr weit bringen wird," so Stürmer Andre Rankel.

Dabei fiel auf, dass vor allem bei den beiden Neuzugängen Casey Borer und Shawn Lalonde noch mächtig Luft nach oben besteht. Während Lalonde bisher lediglich sein großes Potenzial andeutete, wurde Borer zudem von einer Rückenverletzung ausgebremst. Überraschen konnte dagegen der junge Abwehrspieler Alex Trivellato, der einen äußerst abgezockten Eindruck hinterließ. Der 20-Jährige wird jedoch wahrscheinlich zunächst in der DEL2 Spielpraxis erhalten.

Der Vorjahresmeister wird auch in diesem Jahr wieder zum engen Favoritenkreis zählen. Dafür versprüht der relativ dünn besetzte Kader individuell einfach zu viel Klasse. Hinzukommt, dass die Eisbären weiterhin eines der besten Powerplay-Teams der Liga sein werden. Die Mannschaft von Jeff Tomlinson muss allerdings auch einige Schwachstellen ausmerzen. Dazu zählen in erster Linie das Spiel in Unterzahl, sowie die schlechte Angewohnheit, Anfangsphasen einer Begegnung in schöner Regelmäßigkeit zu verschlafen.

Adler Mannheim: Die vergangene Saison endete bei den Kurpfälzern mit einer riesengroßen Enttäuschung. Als beste Mannschaft der regulären Spielzeit musste man sich gleich im Viertelfinale Außenseiter Wolfsburg in sechs Partien überraschend geschlagen geben. Bei den erfolgsverwöhnten Mannheimern wartet man mittlerweile bereits seit sechs Jahren auf einen Titel, stand in der Zeitspanne lediglich 2012 im Finale.

Damit diese Durststrecke endlich ein Ende findet, haben die Verantwortlichen um Manager Teal Fowler die ohnehin gut besetzte Mannschaft noch einmal gezielt verstärkt. Mit Blueliner Mike Vernace, Jon Rheault und Ex-NHL-Profi Jochen Hecht wurde Spieler geholt, die die Adler auf Anhieb noch unberechenbarer machen werden. Auch Christopher Fischer und Kai Hospelt verfügen über jede Menge Qualität, müssen aufgrund diverser Verletzungen aber noch einige Zeit kürzer treten.

"Wir wollen keine Parolen raushauen, sondern unser Potenzial abrufen. Es geht darum, uns als Mannschaft ans Limit zu bringen. Das wird ein längerer Weg werden, aber wir sind unterwegs," findet Kapitän Marcus Kink deutliche Worte vor Saisonbeginn. Mannheim wird sicherlich wieder ganz oben mitmischen. Dafür wird auch das neue schnellere System von Harold Kreis sorgen. Legt das Team das aktuelle Verletzungspech ab und wird im Umfeld nicht zu viel Druck aufgebaut, kann der ganz große Wurf gelingen.

Hamburg Freezers: "Nach dem Viertelfinale im Vorjahr wollen wir den nächsten Schritt machen." Sportdirektor Stephane Richer ist ein Mann klarer Worte. Mit den drei neuen Topstürmern Adam Mitchell, Philippe Dupuis und Morten Madsen sollte diese Vorgabe auch durchaus erfüllt werden können. Dabei lief es bei den neu formierten Offensivreihen zunächst nicht rund, nach einigen Umstellungen von Coach Benoit Laporte, näherte sich der Hamburger Angriffsmotor in der letzten Woche allerdings seiner Betriebstemperatur: Die beiden Testspiele gegen die Eisbären gingen mit 6:4 und 6:2 an die Freezers.

Kummer bereitete zuletzt allerdings etwas überraschend die wacklige Defensive, eigentlich das Prunkstück der Hamburger. Nach den Ausfällen von Keeper Dimitrij Kotschnew und Eliteverteidiger Mathieu Roy müssen sich Goalie Niklas Treutle und seine Vorderleute zu Beginn der Saison jedenfalls mächtig steigern.

Für Furore sorgen wird weiterhin die sogenannte "Kid-Reihe" um Garrett Festerling, Jerome Flaake und David Wolf. In der abgelaufenen Saison erzielte das Toptrio nicht weniger als 51 Saisontore, war jedoch des Öfteren auf sich alleine gestellt. Mit den Verpflichtungen der erfahrenen Mitchell und Co. soll dieses Manko nun der Vergangenheit angehören.

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