SPOX: Sie haben gesagt, dass Sie vielleicht nicht den Körper haben für die dritte oder vierte Reihe in der NHL. Ganz im Gegensatz zu David Wolf, der es jetzt bei den Calgary Flames versucht. Vermissen Sie Ihren kongenialen Reihenpartner schon? Die Traumlinie Flaake-Festerling-Wolf ist gesprengt.
Flaake: Na klar. Es war ein komisches Gefühl, als er jetzt nicht mehr da war. Unsere Reihe hat viele Tore geschossen, aber es bringt ja nichts, ewig darüber nachzudenken, dass David nicht mehr da ist. Ich freue mich für ihn, dass er die Chance bekommen hat und wünsche ihm viel Glück, dass er sich in Calgary durchsetzen kann.
SPOX: Mit Kevin Clark haben Sie jetzt auch wieder einen neuen dritten Mann gefunden, mit dem es sehr gut passt. Sie stehen bei 11 Scorerpunkten (5 Tore, 6 Assists) aus den ersten 10 Spielen, wie zufrieden sind Sie persönlich mit dem Saisonstart?
Flaake: Am Anfang hat es, wie beim gesamten Team, etwas gehakt. Jetzt läuft es aber schon wieder viel besser. Sie haben die Zahlen genannt, die sehen doch ganz okay aus, oder? Ich profitiere dabei sicherlich auch von Festi und eben unserem neuen Knipser Kevin Clark. Wir drei harmonieren echt hervorragend, so dass wir bei jedem Wechsel für eine verrückte Aktion und Tore gut sind.
SPOX: Als Mannschaft war der Saisonstart dagegen eine einzige Katastrophe, erst zuletzt ging es wieder bergauf. Was war los?
Flaake: Natürlich war es für uns nicht einfach, mit neun Niederlagen in Folge zu starten. Zumal wir uns nach der sehr erfolgreichen Vorsaison viel mehr vorgenommen hatten, gerade in der Champions Hockey League. Bei uns kam in dieser Vorbereitung einfach viel zusammen: Unglaubliches Verletzungspech, viele Reisen aufgrund der CHL, eine zu kurze Vorbereitung und die Eingewöhnung der neuen Spieler. Wenn es dann in den ersten Spielen nicht so rund läuft, kommt noch eine gewisse Verunsicherung hinzu - das ist dann eine Art Teufelskreis. Diesem sind wir jetzt ja aber glücklicherweise entkommen und stehen mit fünf Siegen aus den letzten sieben Spielen gut da. Wir sind auf dem richtigen Weg.
SPOX: Die Entlassung von Coach Benoit Laporte war natürlich das bestimmende Thema in den letzten Wochen. Es war die Rede davon, dass es zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr so gestimmt habe und deshalb auch der Trainerwechsel vollzogen wurde. Christoph Schubert sprach von einem schleichenden Prozess. Was war das Problem?
Flaake: Zu diesem Thema ist in den vergangenen Wochen genügend gesagt worden. Ich persönlich habe sicher immer davon profitiert, dass Benoit den jungen deutschen Spielern viel Eiszeit gegeben hat und ich mich so super entwickeln konnte. Es gab auch ein paar Dinge, die zuletzt nicht mehr gepasst haben, sonst hätte man sich sicher nicht getrennt. Aber darüber wurde schon genug geredet.
SPOX: Gerade Sie haben in der Zeit von Laporte nochmal einen großen Schritt gemacht, welchen Anteil hatte Ihr Ex-Coach an Ihrer Entwicklung?
Flaake: Einen sehr großen. Benoit hat mir die Chance und das Vertrauen gegeben, dass ich meine Stärken auch ausspielen konnte. Er hat mir gezeigt, dass es nicht reicht, nur Talent zu haben, sondern dass man auch hart arbeiten muss. Er hat mich vor allem auch defensiv besser gemacht, früher war ich ja ein reiner Offensivspieler. Ich habe ihm einiges zu verdanken.
SPOX: Serge Aubin wurde zum Chef befördert. Wie hat er es geschafft, frischen Wind und einen neuen Spirit reinzubringen?
Flaake: Serge hat viele kleine Dinge verändert. Er spricht z.B. sehr viel mit uns Spielern und kennt uns alle ja noch aus seiner Zeit als Aktiver. Dazu haben wir das System etwas umgestellt und verhalten uns dadurch insgesamt besser auf dem Eis. Wir haben in den letzten sieben Spielen, mit Ausnahme der Niederlage in Augsburg, nie mehr als zwei Gegentore bekommen. Das gibt uns natürlich in jedem Spiel gute Chancen auf den Sieg.
SPOX: In der letzten Saison scheiterten die Freezers im Halbfinale am späteren Meister Ingolstadt. Für die neue Saison kann es eigentlich trotz des miesen Starts nur ein Ziel geben, oder?
Flaake: Absolut, unser Ziel ist die Meisterschaft, auch wenn es sechs bis acht Teams gibt, die das auch schaffen können. Vor zwei Jahren haben wir das Viertelfinale erreicht, dann das Halbfinale, logisch, dass wir jetzt ins Finale und dann auch den Titel holen wollen. Wir haben eine Mannschaft zusammen, die stark genug dafür ist, aber wir wissen natürlich auch, dass es ein langer Weg ist. Jetzt müssen wir erst einmal nach dem schlechten Start noch eine gute Hauptrunde hinlegen und dann schauen wir weiter, in den Playoffs ist bekanntlich grundsätzlich alles möglich, das sehen wir Jahr für Jahr.
SPOX: Letzte Frage: Sie liefern sich gerne mal ein paar verbale Auseinandersetzungen mit Ihrem Freund Moritz Müller. Einmal meinte er, Claude Giroux und Danny Briere hätten beim Handshake nach Ihrem Autogramm gefragt, weil sie so viel von diesem Flaake von der Elbe gehört hätten.
Flaake: Das war damals wieder irgendeine Verarsche von Moritz. Er soll lieber mal seine Wette einlösen. Ich musste damals, als ich eine Wette verlor, in die Elbe springen, was ich selbstverständlich durchgezogen habe. Er musste wenig später für einen Tag mit meinem Trikot durch Köln laufen, was er immer noch nicht eingelöst hat. Das ist traurig, das geht auch so nicht.
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Jerome Flaake im Steckbrief