Die Rolle von Mäzen Dietmar Hopp
Ende November gab Stanislawski eine Äußerung ab, die angesichts der deutlichen Tonart überraschend wenig Beachtung fand: "Dietmar Hopp ist natürlich immer omnipräsent in gewissen Fragen, weil er hier vieles angeschoben hat. Aber es macht mehr und mehr Sinn, wenn er im Hintergrund da ist. Er muss im täglichen Geschäft nicht permanent dabei sein und das ist er auch nicht. Er muss informiert sein, er soll involviert sein, aber wir dürfen nicht zulassen, dass er zu jedem Kram seinen Senf abgeben muss. Dafür sind andere da."
Nur zwei Monate danach muss dies relativiert werden: Hopp ist entgegen vorheriger Beteuerungen weiterhin im operativen Bereich tätig. In der Schlussphase der Wintertransferperiode hatte Hopp erst gegen einen Ibisevic-Verkauf votiert ("Das Risiko ist zu hoch"), ohne sich zuvor mit Tanner und Stanislawski abzusprechen. Erst nach einer daraufhin einberufenen Sitzung gab Hopp seine Zustimmung.
Wenig später übernahm Hopp erneut die Initiative. Er rief VW-Boss Winterkorn an, um doch noch die Verpflichtung von Lakic zu realisieren. Winterkorn arrangierte ein Gespräch mit VfL-Aufsichtsratsboss Francisco Javier Garcia Sanz, der Hopp wiederum an Trainer/Manager Magath weiter verwies. In einem "überaus freundlichen Gespräch" habe man dann Einigung erzielt.
Hopps Geschäftigkeit ist ein Ausdruck seiner Angst. Im Juli hatte er noch eine Europa-League-Qualifikation thematisiert ("Warum sollten wir nicht Sechster werden?"), mittlerweile aber verweist er auf das abgestiegene Eintracht Frankfurt als abschreckendes Beispiel. "Man wäre leichtsinnig, wenn man nicht nach unten schauen würde", sagt er.
Es sind Worte des Zweifels an der Leistungsfähigkeit und an der mentalen Stabilität des Teams. Vor dem Dortmund-Spiel mahnte Stanislawski die Fans dazu an, mehr Zuversicht zu haben: "Wer uns beim BVB nichts zutraut, soll besser zu Hause bleiben."
Hopp hingegen sagte: "Hoffentlich gehen wir nicht unter. Dann wird es wackelig. Der Abstand zu den Abstiegsrängen ist nicht komfortabel. Das macht mir Sorge."
Mittlerweile teilt auch Stanislawski diese Sorge.
Teil 1: Die Rolle von Trainer Holger Stanislawski