Mit Höhen und Tiefen
VfL Wolfsburg: Der Zukauf von Kevin de Bruyne für kolportierte 22 Millionen Euro überstrahlte die Winterpause bei den Wölfen. Mit dem Belgier hat Wolfsburg im Mittelfeld ein unglaubliches Potenzial - aber eben auch einen Konkurrenzkampf, der Opfer fordern wird. Zudem wird Trainer Dieter Hecking auf die Balance achten müssen, wenn er de Bruyne ins Team einbaut. In dessen Zeit in Bremen hat sich der Belgier nicht eben als besonders lustvoll in puncto Defensivaufgaben präsentiert. Hecking hat das Glück, dass bis auf Vierinha kein Spieler verletzt war. Die magere Torausbeute (nur 28 Treffer) soll behoben werden, Bas Dost kommt immer besser in Fahrt und könnte schon bald eine echte Alternative zu Ivica Olic werden. Die Defensive zeigte in den Testspielen einige Schwachstellen, das Verhalten bei Defensivstandards war ein Punkt, den Hecking in Angriff nahm. Insgesamt bleibt das Gefühl, dass der VfL sich immer besser findet und in der Rückrunde ein ernsthafter Kandidat für die Champions-League-Plätze ist.
VfB Stuttgart: Die Stimmung im Trainingslager in Kapstadt war bestens, in den Testspielen konnte Trainer Thomas Schneider einige interessante Erkenntnisse gewinnen. Zum Beispiel, dass er in der Offensivbewegung mit der Doppel-Sechs Gentner/Leitner besser aufgestellt ist und sich beide einspielen konnten. Auch Mo Abdellaoue, bisher ein Flop beim VfB, deutete sein Können an und lässt Schneider die Option offen, in einem 4-4-2 zu operieren. In den Tests lag das Hauptaugenmerk im aggressiveren Pressing und Umschalten nach Ballgewinn - beides funktionierte gut. Probleme bleiben in der Rückwärtsbewegung, auch die personelle Besetzung der Defensive ist noch nicht final geklärt. Im Umfeld war es ruhig, die Mannschaft konnte sich voll auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren. Der Start mit Spielen gegen Mainz, die Bayern und in Leverkusen innerhalb von einer Woche hat es aber in sich.
Hertha BSC: Trainer Jos Luhukay hat im Grunde zwei wertvolle Alternativen mehr: Ronny hat die Vorbereitung anders als im Sommer konzentriert durchgezogen, dazu kehrt Änis Ben-Hatira nach seiner Sprunggelenksverletzung nach drei Monaten wieder zurück. Das erhöht den Konkurrenzkampf im Mittelfeld, auch wenn Tolgay Cigercy zunächst noch ausfällt. Luhukay forcierte in den Trainingseinheiten das Spiel gegen den Ball und probte ein noch schnelleres Umschalten in die Offensive. Der Trainer zeigte sich mit den Fortschritten seiner Mannschaft zufrieden. Die Testspiele dagegen verliefen eher holprig, aus drei Spielen gab es keinen Sieg - dafür unter anderem ein 0:3 gegen Gladbach. Zugang Rune Jarstein macht im Tor mächtig Dampf, während Thomas Kraft fast die komplette Vorbereitung wegen Knie- und Rückenproblemen verpasst hat. Berlin ist schwer einzuordnen, die Mannschaft sollte aber so gut eingespielt sein, dass der machbar erscheinende Start (Frankfurt, Club, HSV) auch gelingen kann.
1. FC Nürnberg: Der Club kann also doch noch siegen - und das gleich drei Mal in den Testspielen. Besonders das 5:1 gegen Champions-League-Teilnehmer Steaua Bukarest ließ aufhorchen. Die Spielidee von Trainer Gertjan Verbeek wird immer klarer, der Niederländer nutzte seine erste Vorbereitung zur Arbeit am aggressiven und frühen Pressing. Der Club will seiner offensiven Ausrichtung weiter treu bleiben - dafür müssen aber auch endlich die erforderlichen Tore her. Die Abschlussschwäche war frappierend. Die Ausfälle von Emanuel Pogatetz und Makoto Hasebe schmerzen enorm, außerdem drängt die Zeit: Ab sofort ist jedes der verbleibenden 17 Spiele ein Endspiel. Und mit dem großen Druck kann der Club fast schon traditionell eher schlecht umgehen.
Eintracht Frankfurt: Nach der miserablen Hinrunde in der Liga kann es für Frankfurt eigentlich nur noch bergauf gehen. Der Zukauf der Routiniers Alex Madlung und Tobias Weis soll die Diskrepanz in den Leistungen im Ligaalltag und den Pokalwettbewerben abfedern. Alex Meier und Stefan Aigner sind wieder fit. In den Testspielen - gegen allerdings ordentliche Gegner - gab es nur einen Sieg. Trainer Armin Veh hatte vornehmlich psychologische Arbeit zu verrichten, an der grundlegenden Spielweise seiner Mannschaft hält Veh auch in der Rückrunde fest. Mit einer kleinen Ausnahme: Zuletzt wurde wieder ein Spielsystem ohne echte Angreifer im Zentrum probiert, Jan Rosenthal kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Der Start gegen die Hertha hält gleich zwei Optionen für eine Trendwende parat: Zum einen gilt es gegen den Aufsteiger die 1:6-Packung der Vorrunde wettzumachen - und zum anderen wäre mit einem Sieg der Heimfluch endlich beendet.
1899 Hoffenheim: Der Event-Fußball soll langsam verschwinden, Trainer Markus Gisdol hat keine Lust mehr auf das pure Spektakel. Deshalb lagen die Schwerpunkte in den Trainingseinheiten auf einer besseren Grundordnung und der Balleroberung spätestens im Mittelfelddrittel. Die Umkehrbewegung in die Offensive funktionierte erneut richtig gut, die Probleme (auch die individuellen) in der Abwehr bleiben bisher aber. Trotzdem wurden alle Testspiele gewonnen. Mit Kevin Volland verpasste der Torgarant weite Teile der Vorbereitung. Auf der anderen Seite hat sich Zugang Jiloan Hamad überraschend schnell an das Niveau der Bundesliga gewöhnt und dürfte eine veritable Verstärkung darstellen. Die Frage bleibt, wie schnell die junge Mannschaft die geänderten Vorgaben des Trainers auf den Platz bringen kann. Immerhin: Das Theater um Tim Wiese und andere Spieler aus Trainingsgruppe 2 (Tobias Weis) hat ein Ende.
SC Freiburg: Die Dreifachbelastung ist weg, mit Mensur Mujdza, Vegar Eggen Hedenstad und Julian Schuster sind drei wichtige Spieler zurück und erweitern die Optionen in der Defensive. Jonathan Schmid und Marco Terrazzino sind ebenfalls wieder fit und vergrößern das Repertoire in der Offensive. Trotzdem soll eigentlich noch ein neuer Angreifer kommen. Der SCF stellt mit 16 Toren nicht nur die zweitschlechteste Offensive, sondern schoss auch so selten aufs gegnerische Tor wie kein anderer Bundesligist (166 Mal). Insofern stand das Offensivspiel in der Vorbereitung an oberster Stelle. Herbe Rückschläge wie das 0:5 gegen Union Berlin zeigen, dass die Balance noch nicht so recht gefunden ist. Die Tendenz stimmt trotzdem, Freiburg wird die mehr gewordene Zeit zwischen den Partien in der Liga nutzen und Stück für Stück stärker werden.