Kommentar zum Umgang des FC Bayern mit den Abschiedsgerüchten um Hansi Flick: Hoeneß liegt falsch

Von Jonas Rütten
Karl-Heinz Rummenigge gilt als engster Vertrauter von Bayern-Trainer Hansi Flick, schweigt jedoch zu den aktuellen Spekulationen um einen Abschied des 56-Jährigen.
© IMAGO / HJS

Ausgerechnet die Verantwortlichen des FC Bayern schweigen zur schwelenden Debatte um einen vorzeitigen Abgang von Triple-Trainer Hansi Flick im Sommer Richtung Bundestraineramt verdächtig. Dabei ist die Causa mittlerweile thematisch so brisant, dass besonders Uli Hoeneß falsch liegt und ein klares Bekenntnis der Bayern-Bosse zu ihrem Cheftrainer längst vonnöten wäre. Ein Kommentar.

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Als Anfang Februar noch nicht klar war, dass Joachim Löw nach der EM im Sommer nach 15 Jahren als Bundestrainer zurücktreten würde, aber nichtsdestotrotz nach einem Interview von DFB-Direktor Oliver Bierhoff in der Sport Bild Gerüchte über Bayern-Trainer Hansi Flick als möglichen Nachfolger die Runde machten, reagierten die aktuellen und auch ehemaligen Verantwortlichen des FC Bayern geradezu empört.

"Völlig hirnrissig" sei es, überhaupt darüber nachzudenken, als Trainer den ruhmreichen FCB für den DFB zu verlassen, polterte Ehrenpräsident Uli Hoeneß im Bayerischen Rundfunk. Schließlich sei die Nationalmannschaft "ja nicht gerade der Traum aller schlaflosen Nächte".

Und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete Bierhoff gar als "illoyal", weil dieser bestätigt hatte, dass der Name Flick in seinen Gedanken bezüglich einer Löw-Nachfolge durchaus eine Rolle spiele ("Ich wäre verrückt, wenn ich das ausschließen würde.").

"Überhaupt kein Thema" sei es, dass der deutsche Rekordmeister Flick aus dem bis 2023 laufenden Vertrag zum Wohle des DFB entlassen werde. "Wir werden nicht die Probleme des DFB lösen", stellte Rummenigge klar. Die Diskussion und die Gerüchte, sie schienen sich angesichts solch klarer Worte in Luft aufgelöst zu haben.

Ab Sommer wieder Seite an Seite beim DFB? Hansi Flick soll bei Oliver Bierhoff in puncto Löw-Nachfolge ganz oben auf dem Zettel stehen.
© getty
Ab Sommer wieder Seite an Seite beim DFB? Hansi Flick soll bei Oliver Bierhoff in puncto Löw-Nachfolge ganz oben auf dem Zettel stehen.

FC Bayern vermeidet klares Bekenntnis zu Flick in DFB-Causa

Doch dann kam der 9. März und mit ihm die Verkündung des DFB, dass Löw nach der EM das Amt des Bundestrainers niederlegen werde. Eine Nachricht mit Knall-Effekt. Schnell machten erste Namen über die mögliche Nachfolge die Runde - und natürlich war auch Flick abermals auf jeder Kandidatenliste zu finden. Und nicht nur das.

Flick gilt nach den unmmissverständlichen Absagen von Jürgen Klopp und Julian Nagelsmann als Top-Favorit auf die Löw-Nachfolge. Wegen seiner DFB-Vergangenheit, weil er selbst eine klare Absage mehrmals vermied, weil eine Zusammenarbeit zwischen dem vereinslosen Fachmann Ralf Rangnick und Bierhoff mehr als unwahrscheinlich scheint und weil in München ein Zwist zwischen Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic schwelt, von dem immer brisantere Details an die Öffentlichkeit dringen.

Nun würde man angesichts der Empörung im Februar gerade vonseiten der Bayern-Bosse, die sich ohnehin nie zu schade waren, in Richtung des DFB zu schießen (siehe Hoeneß' Wutrede anno 2019 in der Torwartdebatte), eine klare Ansage erwarten. Ein öffentliches Bekenntnis zu dem Trainer, der eine in allen Belangen wenig titelreife Mannschaft binnen 16 Monaten zum größtmöglichen Erfolg des Sextuples geführt hatte. Oder ein Machtwort, dass Flick bleiben müsse.

FC Bayern: Hoeneß liegt in Flick-Diskussion falsch

Doch stattdessen herrscht Schweigen - oder vielmehr offene Zurückhaltung. "Entspannt" sei man nach Angaben von Vorstand Oliver Kahn, der im kicker angesichts der Spekulationen über einen künftigen Bundestrainer Flick auf den laufenden Vertrag bis 2023 verwies. Und während Rummenigge, mutmaßlich Flicks größter Befürworter im Klub, aktuell zum Thema schweigt, wollte Hoeneß bei Sky nichts sagen, weil er fürchtete, dadurch "die Diskussionen anzuheizen".

Es sei nicht der richtige Zeitpunkt, "solche Dinge zu kommentieren". Doch genau damit liegt Hoeneß falsch. Der FC Bayern muss unmissverständlich klarmachen, dass man auf Flick, der großen Rückhalt in der Mannschaft und bei den Fans genießt, baut, mit ihm weitermachen will und grundsätzlich in einem vernünftigen Rahmen alles tun wird, um ihn zu halten - sofern man das denn will.

Diesbezüglich sollte man sich klarmachen, dass man aktuell keinen besseren Bayern-Trainer finden wird (auch nicht Nagelsmann) und es erstmals seit dem Abschied von Pep Guardiola leistungsbedingt keinerlei Diskussionen auf dem Trainerstuhl gibt, was zeigt, wie kompliziert es zuweilen ist, den richtigen Bayern-Trainer zu finden. Historische Rohrkrepierer wie Jürgen Klinsmann lassen grüßen.

Flick ist die wichtigste Personalie. Er ist wichtiger als die Egos von Kahn, Rummenigge und Salihamidzic.

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