PSG: Warum sollte Kylian Mbappé bleiben? Nasser Al-Khelaifis Kartenhaus kracht endgültig zusammen

Von Mark Doyle
Paris Saint-Germain
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PSG ist nach dem verdienten 0:2 beim FC Bayern München zum fünften Mal in sieben Jahren im Achtelfinale der Champions League ausgeschieden. Die Besessenheit des Klub-Präsidenten nach Superstars funktioniert einfach nicht.

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Ist es an der Zeit, den Masterplan von Paris Saint-Germain zu zerreißen und neu zu beginnen? Nach der Achtelfinalniederlage gegen Bayern München vom Mittwoch in der Champions League liegt der Klub zumindest schon mal in Trümmern.

Die diesjährige Saison von PSG endete mit einem Wimmern. Nasser Al-Khelaifi konnte weder dem Schiedsrichter die Schuld in die Schuhe schieben, noch sonst irgendwelchen angeblich dunklen Mächten. Es gab keine strittige Entscheidung gegen PSG in diesem Spiel.

PSG ist einfach von der besseren Mannschaft geschlagen worden. Die Betonung liegt dabei auf dem Wort Mannschaft. Und das macht nun eine weitere schmerzhafte Analyse in Paris unvermeidlich. Dabei sollten die Dinge dieses Jahr doch anders laufen als fast all die Jahre zuvor.

Zu Beginn der Saison argumentierte Trainer Christophe Galtier, dass das neue Projekt von PSG nicht nur an den Ergebnissen der Champions League gemessen werden sollte. Auch am Mittwoch versuchte der Coach vorsichtig anzumerken, dass man schließlich noch im Rennen um die Meisterschaft sei.

Aber würde den Präsidenten der neunte Gewinn der eher schwachen französischen Liga seit der Klub-Übernahme 2011 jucken? Hatte der Katari doch 2014 in einem Interview mit der L'Equipe erklärt, man müsse innerhalb von vier Jahren die Königsklasse gewinnen.

Stattdessen nun also wieder das Aus im Achtelfinale. PSG ist mal wieder zerschellt.

PSG und Katar: Das Traum-WM-Finale

Man könnte natürlich argumentieren, dass der Kauf von PSG wohl ein größerer Erfolg war, als die katarischen Eigentümer des Klubs erwarten konnten. Aber eben nur aus kommerzieller und marketingtechnischer Perspektive.

Und ja: Erst im vergangenen Dezember waren die Augen der Sportwelt auf das Lusail-Stadion in Katar gerichtet, als im Grunde PSG gegen PSG spielte und die zwei größten Stars des Klubs die Protagonisten des dramatischsten WM-Endspiels der Geschichte waren. Gegen den FC Bayern München blieben aber sowohl Lionel Messi als auch Kylian Mbappé blass.

Zum vierten Mal in sechs Jahren, seit Mbappé zu PSG kam - im selben Sommer, in dem der Verein den Ablöse-Weltrekord für die Verpflichtung von Neymar brach - scheiterten die Franzosen im Achtelfinale.

Und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Dinge in die falsche Richtung bewegen, seit man das Finale 2020 gegen die Bayern verloren hat.

Paris Saint-Germain: Stars anhäufen wie ein verwöhntes Kind

Man hoffte, dass Messi das fehlende Glied in der Kette sein würde. Doch obwohl er nach einem schwierigen ersten Jahr in Frankreich in dieser Saison konstant gute Leistungen bringt, wurde der grundlegende Fehler im Projekt von PSG aufgedeckt.

Wie das Collectif UltrasParis nach dem Ausscheiden im Achtelfinale der letzten Saison in einer vernichtenden Erklärung feststellte: "Dies ist ein Verein, der Stars wie ein verwöhntes Kind anhäuft, ohne sich um einen kohärenten sportlichen Plan zu kümmern.

"Das ist ein Verein, der so große Träume hat, dass es ihm vorkommt, als würde die Saison im Februar beginnen, während er die heimischen Trophäen verachtet."

Das alljährliche Ausscheiden aus der Champions League hat PSG selbst verschuldet. Der Verein hat sich so sehr von seinen Anhängern entfremdet, dass viele von ihnen den Titelgewinn in der Ligue 1 in der vergangenen Saison gar nicht mehr mitfeierten.

Nachdem Al-Khelaifi vor weniger als einem Jahr von den Fans zum Rücktritt aufgefordert worden war, nahm er am Ende der Saison tiefgreifende Veränderungen vor und entließ Leonardo und Mauricio Pochettino als Sportdirektor respektive Cheftrainer, während er gleichzeitig Mbappé einen kolossalen Vertrag und eine nie dagewesene Machtfülle verlieh.

"Wir wollen eine neue Ära von Paris Saint-Germain schaffen", sagte er im Mai 2022 zu CNN, "ein neues Projekt". Zum Leidwesen von Al-Khelaifi und seinen Mitstreitern führt dieses neue Projekt zu denselben alten Ergebnissen.

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PSG: Mbappé ist das Fundament des gesamten Projekts

PSG hat immer noch einen unausgewogenen Kader mit viel zu vielen Superstars, aber ohne Struktur, dass man zu Recht argumentieren konnte, dass die jüngste Verletzung von Neymar ein Segen für Galtier war. Er ist schließlich wie schon sein Vorgänger mit der wenig beneidenswerten Aufgabe betraut worden, die Champions League mit einer Mannschaft gewinnen zu müssen, die drei Stürmer beinhaltet, die entweder nicht gewillt oder nicht in der Lage sind, zu pressen oder nach hinten zu arbeiten.

Natürlich bedeutet die Verletzung von Neymar wahrscheinlich nicht nur das Ende seiner Saison, sondern auch das Ende seiner sechsjährigen Zeit in Paris. Messi denkt immer noch über seine Zukunft nach, und Mbappé ist irgendwie der Einzige, der das Projekt PSG noch zusammenhält.

Wenn er beschließt, dass er genug hat, wird das wirklich das Ende sein. Al-Khelaifi hat Mbappé zum "Fundament" der Zukunft des Vereins gemacht, was bedeutet, dass das ganze Kartenhaus zusammenbricht, wenn der Stürmer geht.

Mbappé betonte, seine Zukunft sei nicht an den Erfolg in der Champions League geknüpft. Aber welche andere Motivation hat er, bei PSG zu bleiben?

Er ist bereits der Rekordtorschütze seines Heimatvereins. Sein Ziel ist es, wie er selbst zugegeben hat, PSG zum ersten Mal in seiner Karriere zu einem Champions-League-Titel zu führen. Das würde ihm mehr als alles andere bedeuten.

Al-Khelaifi kann niemandem mehr die Schuld geben

Nach der letztjährigen Niederlage gegen Real Madrid argumentierte Leonardo, dass es für PSG keinen Grund gebe, "nach jeder Niederlage alles in den Müll zu werfen und wieder bei Null anzufangen". Und das ist auch richtig so.

Aber warum erwartet der Verein andere Ergebnisse, wenn er immer wieder dasselbe tut? Die uneinheitliche Vorgehensweise bei der Anwerbung von Spielern und der Einstellung von Trainern funktioniert eindeutig nicht.

Als Unai Emery in einem Interview mit der L'Equipe darauf hingewiesen wurde, dass er zu den drei ehemaligen PSG-Trainern (Carlo Ancelotti und Thomas Tuchel) gehörte, die in jenem Jahr das Viertelfinale der Champions League erreicht hatten, antwortete er: "Das heißt, sie sind alle sehr gute Trainer. Wenn sie es mit PSG nicht geschafft haben, liegt es daran, dass etwas anderes dahintersteckt."

Etwas, das nicht stimmt, etwas, das im Innersten des Vereins faul ist.

Neun Jahre nach dem Versprechen, bis 2018 die Champions League zu gewinnen, versucht Al-Khelaifi immer noch, das Problem an der Wurzel zu packen.

Auf seiner immer verzweifelteren Suche nach Lösungen hat er in den letzten fünf Jahren die Schuld auf Trainer, Sportdirektoren und sogar Schiedsrichter geschoben.

Nach der jüngsten Blamage in Europa ist es vielleicht an der Zeit, dass er sich im eigenen Haus umschaut.

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