Gerettet, aber wohl doch abgestiegen: Der von der Insolvenz bedrohte SV Babelsberg hat das finanzielle Aus offenbar gerade noch abgewendet, wird aber voraussichtlich in der kommenden Saison nicht in der 3. Fußball-Liga spielen.
Nach einem Gespräch zwischen dem Vereinsvorstand und Vertretern der Stadt Potsdam am Freitagnachmittag entschied Oberbürgermeister Jann Jakobs zusammen mit den Fraktionsvorsitzenden, dass der Klub einen einmaligen Zuschuss von 700.000 Euro aus dem städtischen Haushalt erhalten soll.
"Es fehlt knapp noch einmal so viel"
Mit diesem Geld wären die Babelsberger, denen etwa 1,5 Millionen Euro zur Deckung des Etats fehlen, zwar vor der Insolvenz gerettet, der Abstieg in die Regionalliga wäre damit aber nicht zu verhindern. Es sei denn, es eilen dem Verein noch weitere Geldgeber kurzfristig zur Hilfe.
"Bis jetzt ist der weiße Ritter noch nicht vorbeigeritten", sagte Babelsbergs Geschäftsführer Ralf Hechel, der an dem Treffen mit der Stadt teilgenommen hatte.
Hechel schätzt die Chancen auf einen Drittligaverbleib auf lediglich drei bis fünf Prozent ein. "Es fehlt definitiv knapp noch einmal so viel. Ich hatte die Hoffnung, dass die Stadt über ihren Schatten springt und die 3. Liga sichert", sagte er. Bis zum 1. Juni muss das fehlende Geld beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nachgewiesen werden.
Politik stellt strenge Auflagen
Zuvor hatte es noch nach einem Verbleib der Babelsberger in der dritthöchsten deutschen Spielklasse ausgesehen. Die Fraktionsspitzen im Potsdamer Stadtparlament hatten sich am Donnerstagabend offenbar auf einen Rettungsplan verständigt, bei dem die Stadtwerke für den Verein bürgen sollten. Dazu kam es offenbar aufgrund von rechtlichen Bedenken nicht.
Am Montag hatte der Babelsberger Präsident Rainer Speer erklärt, dass der geplante Gesamtetat von 2,7 Millionen Euro bislang nur zur Hälfte gedeckt sei. Der Drittligist schloss die vergangene Saison mit dem geringsten Etat als Tabellen-13. ab.
Die Geldspritze knüpften die Politiker allerdings an strenge Auflagen. "Bedingung dafür ist, dass es im SVB 03 funktionsfähige Leitungsgremien gibt, der Wirtschaftsplan offengelegt wird und dieser Zuschuss einmalig gewährt wird", hieß es in einer Mitteilung.
Bürgschaft nicht mehr verfügbar
Denn nach übereinstimmenden Zeitungsinformationen hängt das Etatloch ursächlich mit dem Rücktritt des Babelsberger Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Paffhausen als Chef der Potsdamer Stadtwerke zusammen.
Die ebenfalls von Paffhausen geführte Stadtwerke-Tochtergesellschaft Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) soll demnach alljährlich für die im Babelsberger Etat fehlenden Gelder gebürgt haben.
Vor seinem Rücktritt im Zuge einer angeblichen Spitzel-Affäre habe Paffhausen die Bürgschaft anscheinend nicht mehr auf dem Weg bringen können.
Flaschenpfand für Nulldrei
Die Fans tun unterdessen alles um den Verein am Leben zu erhalten und ließen ihrer Kreativität freien Lauf: Am Donnerstagabend hatten sich die Fans unter dem Motto "Flaschenpfand für Nulldrei" vor dem Potsdamer Rathaus versammelt.
Ein Ladenbesitzer schickte unter dem Motto "Döner gegen den Zwangsabstieg" 0,80 Euro für jeden verkauften Döner an ein extra eingerichtetes Spendenkonto. Dort waren bis zum Freitagmittag mehr als 15.000 Euro zusammengekommen. Am Samstag soll es eine Fandemo und ein Benefiz-Stadionfest geben.
Am Donnerstag besetzten allerdings auch einige Fans die Geschäftstsstelle des Vereins und forderten den Rücktritt Speers. Mehrere Personen ketteten sich an ein Treppengeländer. Die Lage blieb jedoch ruhig.
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