Serie A
Von Oliver Birkner
Enkel des Spieltags: Alessandro Florenzi rennt. Er hat gerade für seine Roma getroffen. Im Stadio Olimpico ist es viertel nach drei und Florenzi rennt also in Richtung Eckfahne. Er deutet zum Jubel keinen Babybauch an und führt keinen komischen Tanz auf. Er rennt weiter zur Werbebande, ein eleganter Hüftschwung über die Balustrade. Er sprintet rund 30 Stufen die Tribüne Monte Mario hoch, dann eine scharfe Rechtskurve und endlich die Umarmung. Dort sitzt seine Oma Aurora, 82 Jahre und zum ersten Mal überhaupt bei einem Fußballspiel. Signora Aurora kullern die Tränen übers Gesicht und die 45.000 bejubeln die Szene. Die Oma hatte den Enkel kürzlich beim Länderspiel in Norwegen am TV verfolgt, als Florenzi eine Riesenchance vergab. "Ich komme jetzt mal ins Stadion, aber dann musst du die Kugel auch reinmachen und einen Gruß zu meinem Sitzplatz hochwinken", sagte Aurora.
Sie kennt sich schließlich aus. Ihr verstorbener Mann, ihr Sohn, der Enkel - alle Fußballer, und sie seit Ewigkeiten Roma-Fan. Florenzi ist jetzt sicher Goldenkel aller Fußball-Omas landesweit. "Ich hatte sie bei der Nationalelf enttäuscht, das musste ich wieder gutmachen. Denn wenn Oma sauer ist, kann sie ungemütlich werden", sagte der 23-Jährige waschechte Römer anschließend. Da er seit Jahren einen Verlobungsring trägt, nennen ihn die Freunde "Frodo". Womöglich lassen sie sich nun etwas Neues einfallen. Für einen Hobbit hat Florenzi ohnehin zu artistische Füße. Freilich sah Florenzi gemäß Reglement Gelb. Großmütter der Welt vereint euch gegen diesen Humbug!
Faustschlag des Spieltages: "Du bist ein Pimmelkopp!" warf ein Passant Sampdoria-Coach Sinisa Mihajlovic an den Kopf, bevor der den Mannschaftsbus zum Spiel bei Sassuolo bestieg. Gewohnt besonnen entgegnete "Miha" "Was zum Scheiß willst du von mir?" und schon hatte er die Faust im Gesicht. Die zertrümmerte glücklicherweise nur dessen Sonnenbrille. Mihajlovic geht ja noch täglich ins Fitness-Studio und legte den Raufbold kurzerhand aufs Kreuz. Später taumelte der offenbar geistig verwirrte Ecuadorianer wieder seines Weges durch Genua. Zumindest hatten die Spieler auf der Fahrt von zweieinhalb Stunden nach Reggio Emilia was zu diskutieren und zu schmunzeln. Das Amüsement war auf dem Platz jedoch vorbei - beim drögen 0:0 riskierten alle Anwesenden während des Eindösens weitaus empfindlichere Kopfverletzungen.
Und sonst? Gennaro Gattuso trainiert mittlerweile auf Kreta, hat seine Verve aber längst nicht verloren. Am Wochenende holte "Ringhio" auf der PK nach anhaltender Pressekritik zu einem formidablen Rundumschlag aus. "Ich bin der Kapitän des Schiffes und werde es als Letzter verlassen. Ich arbeite zwölf, 15 Stunden pro Tag und muss täglich Scheiße, shit, malakia lesen." Mit einem donnernden Faustschlag auf den Tisch brüllte er dann: "Wir sind nicht Real Madrid oder Barcelona, sondern OFI. Ich will Spieler mit Eiern und Herz!" So wie er selbst einst. Vielleicht sollten seine Kicker mal dessen Buch "Der Gattuso Code" studieren. Das startet mit Gebot Nummer eins: "Unter keinen Umständen wird ein Training verpasst - auch nicht bei einem Erdbeben."
Vor dem Wochenende hatte Nemanja Vidic bemerkt, in Italien würden zu viele Schauspielereien der Stürmer den Referees das Leben höllisch schwer machen. Da gäbe es mehr Fairplay in der Premier League. Ein Riesenbock des Neuzuganges von Inter führte in Palermo schon nach drei Minuten zum Rückstand und Vidic erfuhr, dass selbst die Stürmer der Serie A ab und an auf den Beinen bleiben und durchaus auf Tore aus sind.
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