Wenn der Assistent den Pulli föhnt

Von Frank Oschwald / Oliver Birkner
Absolut bescheiden geblieben: Roberto Mancini
© getty

Roberto Mancini zeigt sich als bodenständiger Kerl. Na gut, er ließ den Assistenten seinen Pulli föhnen, dass dieser mollig warm ist. Aber wer will das nicht? In Italien will man ein "Verbrechen an der Menschheit" verhindern und in Spanien gibt Benitez dem kleinen Cristiano Nachhilfe.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Serie A

Von Oliver Birkner

Toiletten-Inventar des Spieltags: Unter Rahmenprogramm versteht der Fan gemeinhin ein paar ganz süße aber eher nasenbohrend langweilige Gimmicks rund ums Spiel. Also nahmen Palermitaner und Laziali die sonntägliche Gestaltung spontan selbst in die Hand. Vor dem Duell beider Klubs entdeckten einige Sizilianer römische Ultras vor einer Bar der Innenstadt und auf ging's zum brodelnden Wild West. Neben Stöcken, Fäusten und Füßen befanden die Palermitaner auch Flaschen, Papierkörbe und Stühle als geeignete Objekte, die gegnerischen Anhänger aufs Wärmste willkommen zu heißen. Abscheulich wirkte vor allem jenes Video-Zeitzeugnis, auf dem ein auf dem Boden liegender Fan mit Kopftritten malträtiert wurde. Ein radikales Payback für Auseinandersetzungen vor dem Hinspiel.

Im Stadion hatte sich die Guerilla-Seele mitnichten abgekühlt und nach den beiden schnellen Treffern von Miro Klose gegen das abstiegsbedrohte Palermo rasselte ein Regen von Pyrotechnik und herausgerissenem Toiletten-Inventar (!) auf den Rasen. Die Partie (Endstand 0:3) musste zwei Mal unterbrochen werden. Zu Beginn der zweiten Hälfte verließ der Kern der Rosanero-Ultras aus Protest das Stadion, um auf der Piazza bis tief in die Nacht weiter zu randalieren. Als Coach Walter Novellino vor dem Spiel "Männer mit Eiern aus Stahl" forderte, besaß er womöglich eine differenzierte Vorstellung von den Nebenwirkungen anorganischer Attribute. Novellino wird das kommende Duell wahrscheinlich ohnehin nicht mehr erleben, und im sizilianischen Armageddon wäre es Trainerwechsel Nummer acht der laufenden Saison. Die passende Einschätzung lieferte Ex-Milanista und TV-Experte Zvonimir Boban: "Die Wechsel auf der Palermo-Bank bewirken rein gar nichts. Jeder weitere Coach ist wie ein Chirurg, der versucht, an einem toten Körper zu operieren." Signor Presidente, Skalpell bitte.

Maske des Spieltags: Je suis Gonzalo, lautete das Motto der Partie zwischen Napoli und Hellas. Vier Spiele Sperre hatte man Higuain nach seinem Ausraster samt Schiedsrichter-Beleidigung in Udine (1:3) letzten Sonntag aufgebrummt und Neapel empörte sich bereits unter der Woche mit einem protestierenden Flash mob im Zentrum. Ins Stadion kamen viele der über 40 000 mit Higuain-Masken vor dem Gesicht oder Higuain in Handschellen auf dem T-Shirt: "Schuldig, diesen Klub zu lieben". Der Liga-Richter hatte auch ansonsten ganze Arbeit geleistet. Neben dem Argentinier genossen auf der Tribüne die gesperrten Mertens, Koulibaly und Trainer Sarri die Sonne. Zigtausende Higuain erwiesen sich für das harmlose Verona freilich als Übermacht und der Tabellenletzte verlor 0:3. Hellas-Trainer Gigi Delneri darf nun um seine Anstellung bangen, doch wie sagte einst Maestro Trapattoni: "Es gibt nur zwei Sorten Trainer - die entlassenen und die, die bald entlassen werden."

Und sonst? Einige Klubs der Serie A liebäugeln ja mit einer sommerlichen Rückkehr des verlorenen Sohnes Zlatan Ibrahimovic. Sein Berater heißt Mino Raiola (unter anderem auch Manager von Balotelli und Mkhitaryan), besser bekannt unter dem Spitznamen "Pizzabäcker", da er einst im Ristorante des Vaters aushalf. Raiola macht Italien für ein Comeback derzeit leise Hoffnung, auch wenn der Schwede jüngst mal vom Karriere-Ende redete. Das wird der Pizzabäcker zu verhindern wissen: "Sollte Zlatan aufhören, wäre es wie der Raub der Mona Lisa. Es wäre ein Verbrechen an der Menschheit. Dann sperre ich ihn solange ins Gefängnis, bis er seine Meinung ändert." Ein ausgezeichnetes Szenario für eine bombastische Reality-Show.