Im Besitz des Feindes

Von Michael Berndt
Joel und Avram Glazer führen seit Mai 2005 die Geschicke bei Manchester United
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Glazers sind "echte Sportfans"

Der ehemalige Sprecher der Glazers widersprach dem Vorwurf, die Amerikaner wollen United ausbeuten. "Die Familie Glazer passt hervorragend zu einem geradlinigen Klub, der zugleich ein großes Prestige genießt, dabei aber Wert auf seine Privatsphäre legt", sagte Tehsin Nayani in seinem Buch "The Glazer Gatekeeper: Six Years' Speakingfor Manchester United's Silent Owners".

"Wenige haben die Familie wirklich kennen gelernt. Sie sind sensible und gemäßigte Geschäftsleute, echte Sportfans und keine zynischen, rücksichtslosen Opportunisten." Dies beweise das Engagement bei den Tampa Bay Buccaneers in der NFL. Acht Jahre nach dem Kauf gewannen die Bucs den Super-Bowl 2002, seitdem lief jedoch wenig zusammen.

Und auch Trainer-Legende Ferguson verstand sich angeblich prächtig mit der neuen Chefetage. "Keine Frage, ich finde die Besitzer exzellent. Sie haben mich 100 Prozent unterstützt. Ich hatte nie ein Problem mit ihnen und sie haben mir alles Geld zur Verfügung gestellt", so der heutige Vorstandsvorsitzende. Gerüchte wonach er sich bei den "Red Knights" beteiligte, schmetterte er als "absoluten Blödsinn" ab.

Fergusons Erfolg rettet die ungeliebten Geldgeber

Sir Alex wurde unfreiwillig zum einem Schutzpatron der Glazers. Die Erfolge ließen den Protest verstummen. Im goldenen Herbst der Ferguson-Ära gewann Manchester United fünf englische Meisterschaften und stieg damit zum Rekordchampion auf. Es folgten drei Ligapokale und die Krönung mit dem Champions-League Titel 2008 gegen Chelsea. Trotz des Verlusts von Cristiano Ronaldo 2009 nach Madrid, gepaart mit ausbleibenden Reinvestitionen in den Kader und dem verlorenem CL-Finale gegen den FC Barcelona 2011, blieb Manchester United die Nummer eins auf der Insel.

Mit dem Abschied der Trainer-Ikone nach 27 Jahren wendete sich das Blatt. Die Verpflichtung von David Moyes im Sommer 2013 vom FC Everton entpuppte sich als Fehlgriff. Teure Zugänge wie Juan Mata (Chelsea) und Marouane Fellaini (Everton) zündeten nicht und ManUtd verpasste erstmals seit 1995 das europäische Geschäft. Der unbeliebte, aber von Ferguson protegierte Schotte Moyes musste im April 2014 gehen, Spieler-Legende Ryan Giggs führte die Saison unaufgeregt zu Ende.

Joel und Avram Glazer waren zum Handeln gezwungen. Nach dem missglückten Experiment Moyes verpflichteten die Brüder Erfolgsgarant Louis van Gaal.

Kein Erfolg trotz teurer Shopping-Tour

Wie Moyes durfte auch der Niederländer mit knappen 200 Millionen Euro auf Shoppingtour gehen, um Lokalrivale ManCity sowie Arsenal, Chelsea und Liverpool wieder Beine zu machen. Es folgte der 75-Millionen-Deal mit Angel di Maria von Real Madrid. Der argentinische Vizeweltmeister konnte aber die hohen Erwartungen nicht immer erfüllen. Super-Talent Luke Shaw vom FC Southampton war meist verletzt, der ausgeliehene Radamel Falcao wurde zwischenzeitlich sogar zur zweiten Mannschaft abgeschoben und ist inzwischen zum FC Chelsea weiter gezogen. Dennoch verbesserte sich United auf Rang vier und kann im Sommer standesgemäß in die Königsklasse zurückkehren.

An Geld wird es abermals nicht fehlen. Mit Memphis Depay verstärkt einer der begehrtesten Jungspunde Europas den Kader zur neuen Saison. Der Offensivallrounder kam für 27,5 Millionen Euro vom PSV Eindhoven.

Funkstille zwischen Glazers und United-Fans

Den Fans wird es egal sein, wie viel Millionen das Glazer-Konto verlassen werden, für sie stehen der sportliche Erfolg und die Integrität des Klubs im Vordergrund. Viel entscheidender scheint es jedoch, eine Kommunikation zwischen den Eigentümern und den Fans aufzubauen.

"Es ist extrem wichtig, mit den Fans zu sprechen. Ich kann es nicht genug betonen, die Fans sind das Lebenselixier des Vereins. Die Leute wollen wissen, wo die Reise hingeht und werden das kommunizieren", hatte Joel Glazer vor zehn Jahren noch betont. Ein offenes Gespräch fand bisher nicht statt. Die Investoren operieren schweigsam im Hintergrund. Ein Novum ist das nicht, werden Fans von Paris St. Germain, Manchester City und 1860 München sagen. Solange der Erfolg anhält, ist das kein Problem. Wird die Königsklasse nicht erreicht, haben die Glazers keine guten Argumente für teure Tickets, undurchsichtiges Wirtschaften und fehlender Kommunikation. Manchester United befände sich dann wieder im Besitz des Feindes.

Manchester United im Überblick

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