Messi: Zu Großem geboren

Lionel Messi ist der vielleicht beste Fußballer der Welt
© spox
Cookie-Einstellungen

27. Mai 2009: Champions League, FC Barcelona - Manchester United 2:0

Die falsche Neun sichert den Katalanen nur ein paar Wochen später den zweiten Champions-League-Titel in drei Jahren. Eto'o bringt Barcelona in Führung - "mit der Pike", stellt Kommentator Wolff-Christoph Fuss entsetzt fest. Sein Pendant aus Spanien ist zu diesem Zeitpunkt noch ganz ruhig. Das ändert sich in der 70. Minute: Flanke Xavi - Kopfballtor Messi. "Oh Messi, goooooool", schallt es durch katalanische Wohnzimmer.

Selbst der Co-Kommentator kann sich nicht halten und hinterlegt den gewohnt langgezogenen Torschrei seines Kollegen mit einem mindestens ebenso langen "Cabeza", spanisch für "Kopf." Diesmal ist der Argentinier Hauptdarsteller in einem CL-Finale, mit 21 Jahren stemmt er zum zweiten Mal den Henkelpott über seinen Kopf. Diesmal muss ihm Ronaldinho kein Lachen entlocken, Messi hat den Brasilianer überholt, in vielerlei Hinsicht.

6. April 2010: Champions League, FC Barcelona - FC Arsenal 4:1

Die Champions League wird zum Heimspiel für Messi, der einstige Albtraum Arsenal zum Lieblingsgegner. Einen Rückstand durch Nicklas Bendtner pulverisiert La Pulga noch innerhalb der ersten Halbzeit mit drei Treffern. In der 88. Minute gelingt ihm das 4:1. Vier Tore in der Champions League, das hat vor ihm noch kein Spieler des FC Barcelona geschafft.

"Ich bin seit 20 Jahren ein Arsenal-Fan und bis heute habe ich mich nie so gedemütigt, so ausgespielt wie heute gefühlt", resignierte ein mitgereister Anhänger nach dem Spiel gegenüber "BBC". Daran, dass Messi diesen Rekord noch einmal selbst einstellen würde, dachte noch niemand. Auch wenn Arsene Wenger bereits eine leichte Vorahnung hatte. Über das letzte Tor des Argentiniers konnte selbst der sonst so kühle Franzose nur staunen: "Es sieht unmöglich aus, aber Messi macht es möglich."

Weniger als ein Jahr später war es erneut an Messi, Wenger mit offenem Mund zurückzulassen. Fabregas verliert den Ball in der Vorwärtsbewegung mit der Hacke - böse Zungen sprechen vom ersten Assist für Barca - Iniesta schaltet schnell und spielt auf Messi. Der überlupft Wojciech Szczesny, um den Ball dann mit links zu verwandeln. Platz drei beim Puskas-Award und Beweis genug für die unglaubliche Technik und Kaltschnäuzigkeit des Argentiniers.

27. April 2011: Champions League, Real Madrid - Barcelona 0:2

Im April finden die großen Spiele statt, Spiele für einen Mann vom Kaliber eines Messi. Vier Clasicos liefern sich Real Madrid und der FC Barcelona im April 2011. 18 Tage lang steht Spanien Kopf, Jose Mourinho wirft sich mitten hinein in das Kräfteringen der Medien. Einer bleibt ganz cool. Beim 2:0-Auswärtssieg im Bernabeu erzielt Messi zwei Tore und besiegelt den nächsten Finaleinzug.

Als ihm Sergio Busquets in der 88. Minute einen Ball stoppt und entgegenspielt, ist der Argentinier einmal mehr nicht zu halten. Vorbei am machtlosen Diarra, vorbei am zu langsamen Xabi Alonso, vorbei an den verwirrten Sergio Ramos und Raul Albiol, vorbei am eingerückten Marcelo und vorbei an Iker Casillas. Der "Al-Jazeera"-Kommentator kann sich kaum halten: "He has a classic in the clasico!" Jose Mourinho ebenso wenig. Der Portugiese muss auf die Tribüne und gibt den Finaleinzug in der anschließenden Pressekonferenz trotz anstehendem Rückspiel bereits verloren.

7. März 2012: Champions League, Barcelona - Leverkusen 7:1

Mourinho sollte Recht behalten. Barcelona steht nach einem 1:1 ins Finale und entzaubert dort Manchester United. Alex Ferguson spricht von "der besten Mannschaft, der ManUnited jemals begegnet war" und zieht seinen Hut ganz besonders vor einem Mann: "Wir haben Messi nie kontrollieren können. Aber das mussten viele Personen in den letzten Jahren zugeben."

In der darauffolgenden Saison bewahrheitete sich dies auch für Bayer Leverkusen. In Deutschland kam man noch glimpflich davon. 3:1 für Barca nach 90 Minuten. Messi hatte sich zurückgehalten, dennoch so beeindruckt, dass sich Manuel Friedrich und Michael Kadlec schon in der Halbzeit um das Trikot ihres Gegners stritten.

Gonzalo Castro hatte im Rückspiel dann den besten Platz, um die nächste Messi-Show zu bewundern. Nur unterbrochen von zwei Treffern Cristian Tellos nahm La Pulga die Werkself in 60 Minuten mit fünf Toren auseinander. Der eigene Rekord aus dem Spiel gegen Arsenal - eingestellt. Den Gegner ließ er ohne Hoffnung zurück: "Heute hat mich niemand nach meinem Trikot gefragt."

25. Mai 2012: Copa del Rey, Barcelona - Athletic Bilbao 3:0

Es ist das Ende der vielleicht besten Saison des Argentiniers. Ein 3:0-Sieg über Bilbao besiegelt den Gewinn der Copa del Rey. Messi macht wieder ein Tor, 73 Stück sind es damit in der Saison 11/12. Davon alleine 50 in der Liga. Zuvor hatte er mit einem Dreierpack gegen Malaga am 3. Mai Gerd Müller als Rekordtorschützen abgelöst, fünf Tage später in 19 Ligaspielen in Folge mindestens einmal getroffen.

Er gewinnt zum dritten Mal in Folge den Ballon d'Or, den Pichichi sowieso. Die Bestmarke von Cesar Rodriguez Alvarez als bester Torschütze des FC Barcelona in Pflichtspielen wird eingestellt. Die Trofeo Alfredo di Stefano ist nur eine Randnotiz im Gegensatz zur Auszeichnung als bester Spieler Europas. Trainer Guardiola scherzt: "Ich habe in meiner Karriere elf Tore geschossen. Gebt ihm zwei Spiele und er überholt mich."

Seite 1: Debüt, Maradona und der falschen Neun

Seite 2: Königsklassen-Triumph, Viererpack und Fünferpack

Seite 3: Erste Schritte ohne Pep und Rekorde ohne Grenzen

Artikel und Videos zum Thema