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Von Oliver Wittenburg und Stefan Rommel
Auch unter Roy Hodgson hat sich England fußballerisch wenig weiter entwickelt
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Kein grundsätzlicher Rahmen

Es gibt keine Basis, die als grundsätzlicher Rahmen firmieren könnte. Die englische Spielidee ist schwer zu definieren, die Mannschaft gibt kein schlüssiges Gesamtbild ab, das auf Top-Niveau mit den Stärksten der Welt mithalten könnte.

Andere Nationen wie Deutschland oder Spanien kennen solche Probleme nicht. Bayern und Dortmunder, Spieler aus Barcelona oder Madrid lassen sich nahezu beliebig kombinieren, sie sprechen fußballerisch die gleiche Sprache - ganz davon zu schweigen, dass sie in den meisten Fällen mehr Qualität und Talent mitbringen als ihre englischen Pendants.

Italien hatte lange Jahre ein ähnlich gelagertes Problem wie die Engländer. Stars aus dem Rest der Welt drückten den Top-Klubs ihren Stempel auf und standen im Mittelpunkt des Interesses.

Zu keinem Zeitpunkt jedoch ließen es die Italiener geschehen, dass das Italienische fast vollständig aus ihrem Fußball gedrängt wurde. Anders als in der Premier League ist die italienische Fußballschule omnipräsent. Der Einfluss einheimischer Trainer ist ungleich größer als in England und der Nachwuchs besser ausgebildet.

Bloemfontein hat einiges verändert

Italienischer, spanischer, deutscher oder niederländischer Fußball - sie alle haben eine Identität, der englische hat seine offenbar irgendwann verloren. Als die Three Lions vor vier Jahren in Bloemfontein an der Jugend und Schnelligkeit der deutschen Nationalmannschaft zerschellten, war das Gejammer groß und die Fragen bohrend.

Warum um alles in der Welt haben es die Deutschen innerhalb kurzer Zeit zurück in die Weltspitze geschafft und die Engländer nicht? Wo kommen plötzlich all diese jungen, perfekt ausgebildeten Spieler her, während England fast ausschließlich mit Spielern um die 30 im Achtelfinale rausflog?

Relativ schnell wurde die Sollbruchstelle zwischen Deutschem Fußball-Bund und der Deutschen Fußball-Liga offenkundig und dass die beiden Institutionen in Deutschland anders miteinander kooperieren als es die Football Association mit der Premier League tut.

Interessenkonflikt als zentrales Problem

22 der 23 deutschen WM-Fahrer von 2010 entstammten aus den Fußballakademien von Bundesliga- (18) oder Zweitligaklubs (vier). Nur Jörg Butt nicht, der dritte Torhüter.

Dass die deutschen Profiligen mittels der 50+1-Regelung ihre eingetragenen Vereine schützen, dass der Ausländeranteil in den letzten zehn Jahren auf unter 40 Prozent gesunken ist und die Klubs stattdessen begriffen haben, dass in der Ausbildung eigener Talente nicht nur kostbares Gut für den Seniorenbereich generiert wird, sondern auch die Möglichkeit, durch den Weiterverkauf dieser Spieler neu zu investieren - das alles hat der deutschen Nationalmannschaft zu ihrem Aufschwung verholfen.

Ziemlich konträr zu dem bleibt dagegen die Premier League bei ihrer Linie, zunächst das eigene Produkt im Auge zu behalten und erst dann die Interessen unter anderem der FA zu unterstützen. Die Engländer haben sich mal an einer "Professional Game Youth Development Group" versucht, um die Ausbildungsrichtlinien zu vereinheitlichen und gebündelt weiterzuentwickeln. Nach nur einem Jahr wurde die Idee wieder begraben.

Zeichen der Besserung

Analog zur schleppenden Spielerausbildung stockt auch die Aus- und Fortbildung englischer Trainer. Die großen Klubs werden seit Jahrzehnten fast ausnahmslos von ausländischen Managern zu den Erfolgen geführt. Dieser gerne unterschätzte Fakt ist ein wesentlicher Mosaikstein der fehlenden englischen Kultur.

Immerhin laufen seit zwei Jahren die Anstrengungen gezielt in die richtige Richtung. Die alte Reserverunde der Zweitvertretungen der Klubs wurde abgeschafft, in der "Barclays U21 League" messen sich seitdem die besten Talente des Landes unter Profibedingungen.

Die finanziellen Anstrengungen der Klubs haben sich nochmals intensiviert und die FA hat im Herbst 2012 endlich den St. George's Park eröffnet - einen 130 Hektar großen Anlaufpunkt in Burton upon Trent für alle Teams des englischen Verbandes, analog zu Frankreichs Trainingsstätte in Clairefontaine.

Die U 17 wurde vor wenigen Wochen Europameister, es war bereits der zweite Titel dieses Jahrgangs in den letzten vier Jahren. Der aktuelle WM-Kader weist insgesamt immerhin zehn Spieler auf, die jünger als 25 Jahre sind. Erste Ansätze für eine erfolgreichere Zukunft sind geschaffen.

Die englische Mentalität muss sich aber auch lossagen vom kultivierten Image des tragischen Verlierers. So lange ein 0:1 zu Hause gegen Deutschland schon als Erfolg, weil nicht zu hoch ausgefallene Niederlage bewertet wird, bleiben die Probleme systemimmanent. Fast 50 Jahre nach dem einzigen großen Triumph wäre die Zeit reif, etwas daran zu ändern.

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