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Frankreich nach dem WM-Titel: Weltmeister – und jetzt die Ära der Unschlagbarkeit?

Frankreich ist nach 1998 zum zweiten Mal Weltmeister geworden.
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Frankreich: Die Situation in der Abwehr

WM-Personal: Raphael Varane (25, Real Madrid), Samuel Umtiti (24, FC Barcelona), Benjamin Pavard (22, VfB Stuttgart), Lucas Hernandez (22, Atletico Madrid), Djibril Sidibe (25, AS Monaco), Benjamin Mendy (23, Manchester City), Presnel Kimpembe (22, PSG), Adil Rami (32, Olympique Marseille)

Spieler im Blickfeld: Layvin Kurzawa (25, PSG), Aymeric Laporte (24, Manchester City), Lucas Digne (24, FC Barcelona), Clement Lenglet (23, FC Barcelona), Laurent Koscielny (32, FC Arsenal), Sebastien Corchia (27, FC Sevilla), Theo Hernandez (20, Real Madrid), Eliaquim Mangala (27, Manchester City), Dayot Upamecano (19, RB Leipzig), Kurt Zouma (23, FC Chelsea), Boubacar Kamara (19, Olympique Marseille), Malang Sarr (19, OGC Nizza), Abdou Diallo (22, Borussia Dortmund), Nordi Mukiele (20, RB Leipzig), Mouctar Diakhaby (21, FC Valencia), Issa Diop (21, West Ham United)

Situation:

Das Prunkstück der französischen Weltmeistertruppe war die Viererkette. Aufgrund der Altersstruktur deutet vieles darauf hin, dass sich das auch in den kommenden Jahren nicht ändern wird. Außer dem bereits zurückgetreten Adil Rami sind alle WM-Verteidiger 25 oder jünger.

Raphael Varane und Samuel Umtiti bildeten das beste Innenverteidiger-Duo bei der WM. Den beiden haftete in den letzten Jahren das Vorurteil an, bei Real Madrid und dem FC Barcelona nur die "Kleinen" neben Sergio Ramos und Gerard Pique zu sein, denen jedoch das gewisse Etwas fehle.

Mit diesem Vorurteil räumten sie in Russland auf. Sie waren stark in Zweikampf, Stellungsspiel und Spieleröffnung. Dazu waren beide gefährlich bei Standardsituationen und erzielten wichtige Tore (Varane das 1:0 im Viertelfinale gegen Uruguay, Umtiti das 1:0 im Halbfinale gegen Belgien).

Varane und Umtiti bei Frankreich gesetzt - oder macht Pavard Druck?

Varane und Umtiti spielen schon jetzt bei zwei der besten Vereine der Welt und gehören allerspätestens seit der WM auch im Mainstream zum Besten, was die Innenverteidigerposition weltweit zu bieten hat. Mit dem WM-Titel im Rücken dürften sie noch selbstbewusster zu ihren Vereinen zurückkehren und der bereits eingeleitete Prozess, neben Ramos und Pique nach und nach die wichtigere Stütze zu werden, wird fortschreiten. Sollten keine schlimmen Verletzungen dazwischenkommen, ist das Innenverteidiger-Duo vorerst gesetzt.

Spannend wird die Entwicklung von Benjamin Pavard. Nach seinen überzeugenden Auftritten in Russland buhlt halb Europa um den Stuttgarter. Spätestens 2019 wird er zu einem Spitzenklub wechseln, angeblich ist ein Wechsel zum FC Bayern München bereits eingetütet.

In der Equipe Tricolore hat sich der 22-Jährige erst einmal hinten rechts festgespielt. Sollte Pavard sich allerdings weiterhin so stark entwickeln und als Innenverteidiger auch bei einem Klub aus einem höheren Regal überzeugen, könnte er beim Weltmeister nach innen drängen und dem eingespielten Duo Druck machen. Der nächste Karriereschritt ist für Pavard entscheidend. Zwar hat er nun den Bonus einer starken WM-Performance im Rücken, aufgrund der großen Konkurrenzsituation kann er sich eine Stagnation dennoch nicht leisten.

Laporte kann sich unter Pep Guardiola entwickeln

Neben Pavard ist Aymeric Laporte ein Kandidat für die Abwehrzentrale. Nach seinem Winterwechsel von Bilbao zu Manchester City pendelte der 24-Jährige zwischen Bank und Startelf und verpasste den Sprung auf den WM-Zug. Damit war er einer der größten Härtefälle im Kader. Der Baske hat zweifelsohne das Potential, sich unter Pep Guardiola zu einem Topverteidiger zu entwickeln. Sollte er bei den Citizens national und international konstant abliefern, wird auch Didier Deschamps nicht daran vorbeikommen, ihn zumindest zu nominieren.

Dazu wird Presnel Kimpembe mit PSG künftig vermutlich eine gute Rolle spielen. Er könnte von Taktik-Freak Thomas Tuchel profitieren. Die Voraussetzungen, den Kaderplatz zu behaupten, sind gut.

Im Blickfeld wird auch die Entwicklung von Clement Lenglet bleiben. Der 23-Jährige wechselte in der vergangenen Woche für 35,9 Millionen Euro zum FC Barcelona und könnte dort auf Dauer der Partner von Umtiti werden. Das wäre zumindest ein Argument für das Aufgebot.

Fraglich ist die Zukunft von Laurent Koscielny, der die WM verletzungsbedingt verpasste. Koscielny ist bereits 32, angesichts der großen Konkurrenz hat er für die nächsten Turniere wohl kaum eine Zukunft im Team.

Linksverteidiger: Mendy und Kurzawa drängeln

Auf der Linksverteidiger-Position setzte Deschamps bei der WM auf Lucas Hernandez. Der Atletico-Mann spielte eine solide WM, hatte aber wohl in der gesamten Stammelf noch die meiste Luft nach oben.

Bleibt Benjamin Mendy dauerhaft fit (wegen eines Kreuzbandrisses hatte er beinahe die gesamte Vorsaison verpasst), wird er den Druck auf Hernandez erhöhen. Auch Layvin Kurzawa bei PSG ist links hinten im erweiterten Kreis.

Neben den Spielern, die aufgrund ihrer festen Rolle in Spitzenvereinen ohnehin schon auf dem Zettel sind, werden die Franzosen auch die Entwicklung einiger Talente beobachten. Unter anderem sind Neu-Dortmunder Abdou Diallo und Neu-Leipziger Nordi Mukiele mit ihren Anlagen ein Versprechen für die Zukunft.