SPOX: Sie sitzen sogar zusammen im DFB-Kompetenzteam.
Peters: Wir reden viel miteinander. Matthias Sammer bindet mich zum Beispiel ein, wenn es um das Thema der Trainerfortbildung geht. Wir denken in vielen Aspekten gleich.
SPOX: Neben der Trainerausbildung sitzen Sie auch wegen der Jugendarbeit im Kompetenzteam. Wie weit hat Deutschland im internationalen Vergleich aufgeholt?
Peters: Wir sind auf einem guten Weg, aber es ist mir manchmal zu viel Lobhudelei. Eine gewisse Zufriedenheit über das Erreichte ist legitim, aber es gibt noch etliche Dinge, die optimiert werden können.
SPOX: Trifft das auch auf die allseits hoch gelobte Jugendarbeit in Hoffenheim zu?
Peters: Ja, es gibt einen guten Stand, auf dem wir aufbauen können. Dennoch müssen wir uns stetig verbessern. Einerseits im Bereich des Individualtrainings, andererseits in der Persönlichkeitsöffnung der Spieler.
SPOX: Im Klartext?
Peters: Das Wichtigste ist, dass sich unsere Jugendspieler keinen absurden Erfolgsdruck auferlegen. Dass sie keinen Tunnelblick bekommen und nur noch an eine mögliche Profikarriere denken. Wir wollen starke Fußballer haben, die sich über den Sport hinaus zu interessanten, reflektierenden, verantwortungsbewussten Persönlichkeiten entwickeln. Wir sind aber erst am Anfang.
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SPOX: Was heißt das konkret? Wie schafft man es, Jugendliche zu Persönlichkeiten zu entwickeln?
Peters: In dem die Jugendlichen in ihrer eigenen Wahrnehmung intensiver geschult werden. Beispielsweise führen wir Projekte zur Lebenskompetenz durch, in denen die Spieler lernen sollen, sich zu spiegeln. Wir arbeiten an ihrer Ausstrahlung, an der Rhetorik, an ihrer Kommunikationsfähigkeit, an ihrer Selbstdefinition von Zielen und Werten.
SPOX: Klingt immer noch recht abstrakt.
Peters: Finde ich gar nicht. Den Jugendspielern soll beigebracht werden, wie man ein zufriedenes, erfolgreiches Leben führt. Wie man Schule, Fußball und Freundin unter einen Hut kriegt. Und dafür ist es entscheidend, dass sich der Jugendliche zunächst mit sich selbst auseinandersetzt, indem er zum Beispiel in einer Gesprächsrunde vor der Gruppe erzählt, aus was für einem Umfeld er stammt, was einem die Familie bedeutet, was die eigenen charakterlichen Stärken und Schwächen sind, und so weiter.
SPOX: In Hoffenheim sind Sie Direktor für Sport- und Nachwuchsförderung. Was hat es mit dem ersten Teil des Titels auf sich?
Peters: Neben der Nachwuchsarbeit zeichne ich mich auch für die Führung und Fortbildung unseres Trainerstabs verantwortlich. Das heißt: Ich sorge dafür, dass eine Einheitlichkeit in der Trainerphilosophie auf hohem Niveau gewährleistet und stetig weiterentwickelt wird.
SPOX: Klingt erneut recht abstrakt. Geht das konkreter?
Peters: Ich sorge dafür, dass wir von den ganz Kleinen bis hin zum Spitzensport ein klar abgestimmtes Trainingskonzept haben. Wir wollen, dass die Übergänge von Jahrgang zu Jahrganz so nahtlos wie möglich vonstatten gehen. Zudem kümmere ich mich um die Eliteförderung - also um die talentiertesten Fußballer, die bei uns eine besondere Aufmerksamkeit erhalten - und den Ausbau des Talentsichtungssystems.
SPOX: Sie sind demnach für den langfristigen Erfolg zuständig, während Cheftrainer Ralf Rangnick kurzfristig etwas vorweisen muss.
Peters: Das trifft die Sache, auch wenn ich das langfristig mit einem mittelfristig ersetzen möchte. Der Cheftrainer ist immer verantwortlich dafür, dass eine Saison möglichst erfolgreich verläuft. Mein Job im Team ist es wiederum, die Entwicklung des Vereins in ein mittelfristiges Konzept zu kleiden, damit eine positive Entwicklung auch nachhaltig gewährleistet wird.
SPOX: Aber birgt die kurzfristige Perspektive von Ralf Rangnick und Ihr Ziel, mittelfristig etwas aufzubauen, nicht auch Konfliktpotenzial?
Peters: Klar gibt es hin und wieder Meinungsunterschiede, aber wir sind klug genug, alle Differenzen auszubügeln. Ralf, Manager Jan Schindelmeiser und ich ergänzen uns sehr gut und jeder einzelne bringt seine Stärken mit ein. Wir wissen: Es geht um das große Ganze, nicht um persönliche Eitelkeiten.