Sigurdsson: "Sind ganz okay"

SID
Das DHB-Team setzte sich gegen Spanien durch
© getty

Nach dem beeindruckenden Signal an den Rest der Handball-Welt wurde es Bundestrainer Dagur Sigurdsson mit der Euphorie um seine jungen Wilden dann doch ein bisschen zu viel: "Natürlich ist dieser Sieg Gold wert. Aber das heißt jetzt nicht, dass wir besser sind als Spanien."

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"Auf uns wartet noch ein längerer Weg", sagte Sigurdsson nach dem 29:28 (17:15) im EM-Qualifikationsspiel gegen den favorisierten WM-Vierten Spanien.

Während der Isländer im Presseraum der Mannheimer Arena ganz ruhig den Überraschungscoup analysierte und schon an das Rückspiel am Sonntag in Leon (17.00 Uhr) dachte, feierten die Fans in der Halle noch immer frenetisch ihr Team. Ganz oben auf der Liste der Autogrammjäger: Niclas Pieczkowski.

Der Rückraumspieler des TuS Nettelstedt-Lübbecke war mit sechs Treffern in seinem erst zweiten Länderspiel maßgeblich daran beteiligt, dass die DHB-Auswahl das Ticket für die EM 2016 in Polen quasi schon buchen kann. "Diese Phase meiner Karriere ist gerade wahnsinnig aufregend. Dass das alles passiert, hätte ich mir in den kühnsten Träumen nicht vorgestellt", sagte Neu-Nationalspieler Pieczkowski, der im Aufbau blendend mit dem 20-jährigen Berliner Paul Drux (4 Tore) harmonierte.

Generationswechsel bisher erfolgreich

Pieczkowski ist "schon" 25 Jahre alt, und doch steht der Blondschopf mit dem spitzbübischen Lächeln stellvertretend für die neue Generation, die immer besser in Schwung kommt. "Niclas hat sensationell gespielt. Man hat gesehen, wir haben Potenzial in Deutschland. Und wenn wir das weiter herauskitzeln, ist wieder vieles möglich", meinte Torhüter Carsten Lichtlein, der Weltmeister von 2007. Auch für Kapitän Uwe Gensheimer, mit acht Treffern (davon fünf Siebenmeter) bester Werfer, war der Auftritt von Mannheim der beste Beweis, "dass wir auf einem guten Weg zurück in die Weltspitze sind".

Und das mit frischen Kräften. Der bereits vor der WM im Januar in Katar eingeleitete Generationswechsel trägt Früchte. Im Kader gegen den Weltmeister von 2013 standen neun Spieler, die 25 Jahre alt oder jünger sind. Ganz anders die erfolgsverwöhnten Routiniers aus Spanien, bei denen im 16er-Aufgebot zehn Profis 30 Jahre alt oder sogar älter sind.

Gold in Tokio möglich

DHB-Vizepräsident Bob Hanning sprach nach dem dritten Sieg im dritten EM-Qualifikationsspiel und dem Sprung an die Spitze der Gruppe 7 von einem Signal. Seine Ankündigung im Hallenheft, man wolle im Rahmen der Agenda 2020 in fünf Jahren bei den Olympischen Spielen in Tokio Gold gewinnen, erscheint nach diesem Abend irgendwie nicht mehr so realitätsfremd wie noch vor einiger Zeit.

Coach Sigurdsson war stolz wie Bolle auf seine "Jungs". Allerdings betonte er auch, den Verjüngungsprozess nicht auf die Spitze treiben zu wollen. "Ich will Spiele gewinnen und wähle die Spieler danach aus. Und wenn einer 39 Jahre alt und gut ist, würde ich ihn auch nehmen", sagte der Isländer, dessen Understatement nach einem Abend der Superlative angenehm wirkte.

Zur Weltspitze fehle noch die Routine, sagte Sigurdsson, aber man habe sich durch den siebten Platz bei der WM und den Erfolg gegen Spanien ein "bisschen Respekt und Anerkennung" erkämpft. Typisch sein Resümee: "Wir haben gezeigt, dass wir ganz okay sind."

Und auch die Rahmenbedingungen scheinen immer besser zu werden. In Mannheim wurde ein weiterer Sponsor präsentiert - bereits der vierte nach der WM. "Wir sind auf einem aufsteigenden Ast. Das Interesse am Handball steigt", sagte DHB-Generalsekretär und Interimspräsident Mark Schober.

Dagur Sigurdsson im Steckbrief

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