Schon wieder keinen Flow: Karim Adeyemi droht beim BVB ein altbekanntes Szenario

Von Daniel Buse
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Karim Adeyemi glänzt in einer überragenden ersten Hälfte - und muss dann verletzt raus. Der BVB braucht seinen Offensivspieler in dieser Top-Form.

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Karim Adeyemi machte das Gesicht, das zum Begriff des "tragischen Helden" perfekt passte. In der 47. Minute saß er auf dem Rasen des Dortmunder Stadions, presste die Lippen zusammen und starrte ins Leere. Er war sich wohl bewusst, dass mindestens eine Kamera auf ihn gerichtet ist, denn schließlich hatte er in der ersten Halbzeit beim 7:1 (5:1) von Borussia Dortmund gegen Celtic in der Champions League genug dafür getan, um die volle Aufmerksamkeit zu bekommen.

Drei Tore hatte er vor dem Seitenwechsel selbst erzielt und dazu noch einen Elfmeter herausgeholt - er war der BVB-Held an diesem Abend. Doch nur 45 Sekunden nach dem Seitenwechsel war er mit einem langen Schritt in einen Zweikampf gegangen - und hatte sich danach sofort hinten an den rechten Oberschenkel gefasst. "Ich musste raus und hoffe, dass es nicht so schlimm ist", sagte er hinterher bei Prime Video zum für ihn tragischen Aus.

Und mit ihm hoffen auch die Dortmunder Verantwortlichen und Fans, dass die Verletzung nicht zu arg ausfällt. Denn bislang haben sie in dieser Saison in seinem dritten Jahr beim BVB den besten Karim Adeyemi gesehen - zumindest, was die Zahlen angeht: Er steht bei wettbewerbsübergreifend zehn Scorerpunkten aus acht Partien, nach schwachen sieben aus 34 in der Vorsaison und guten 15 aus 32 in seinem ersten Jahr bei den Schwarz-Gelben.

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Karim Adeyemi: Jedes Jahr Verletzungsprobleme

"Wenn ein Spiel läuft, dann weißt du, dass dich heute niemand aufhalten kann", hatte Adeyemi schon vor dem Anpfiff erklärt - und genau solch ein Spiel erlebte der 22-Jährige. Beim 2:1 hatte er noch etwas Glück, dass sein Schuss abgefälscht wurde, dafür war sein Treffer zum 3:1 umso schöner, als er die Kugel mit links hoch in die kurze Ecke nagelte. Und als Krönung des Traum-Durchgangs machte er seinen Hattrick mit links auch noch kurz vor der Pause perfekt. "Bei mir ist das auch manchmal so, dass ich Tage habe, an denen ich denke 'Heute kann mir niemand was'", sagte Adeyemi - schon vor dem Spiel.

Das stimmte für die erste Hälfte, doch die zweite dauerte für Adeyemi keine fünf Minuten mehr. Und damit droht nun ein Szenario, das Adeyemi und der BVB schon allzu gut kennen. Denn wie die Anzahl seiner Pflichtspiele in den ersten beiden Dortmunder Jahren schon verrät, war der Flügelspieler nie durchgehend fit: In seinem ersten Jahr waren es Verletzungen am Zeh, am Fuß sowie ein Muskelfaserriss, die ihn länger zusehen ließen. Und im zweiten Jahr sorgte ein Syndesmosebandanriss dafür, dass er mehr als zwei Monate pausieren musste.

Jetzt also der Oberschenkel: "Es wird auf jeden Fall eine Muskelverletzung sein", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl und ergänzte: "Es ist schade, er war gerade im Flow." Dieser Flow ist nun weg - und die Frage ist, wie schnell Adeyemi zum einen wieder auf den Platz zurückkehren kann und zum anderen, wie lange es dann dauert, bis er wieder die Form vom Dienstagabend erreicht.

Denn die Dortmunder können einen starken Karim Adeyemi bestens gebrauchen. Weil ein Serhou Guirassy, der bislang ebenfalls eine Top-Quote vorweisen kann, nicht immer zum Retter der Borussia werden kann und werden wird. Und weil ein Jamie Gittens nicht dessen einziger Unterstützer mit seinen unberechenbaren Aktionen und seinen unermüdlichen Dribblings sein kann, wenn es weiterhin erfolgreich für die Dortmunder laufen soll. Adeyemi muss zurückkehren und liefern - und das beständig.

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Es hätte für den BVB auch deutlich öfter schiefgehen können

"Man muss konstant Fußball spielen. Das gehört auch zum Erwachsenwerden", meinte Adeyemi. Wenn man einen genaueren Blick auf seine Werte aus dieser Saison wirft, fällt auf, dass er so etwas wie das Sinnbild für die bisherige BVB-Spielzeit ist. Denn die Zahlen lesen sich für Spieler und Klub erst einmal gut - und besser, als es die Leistungen bisher waren. Zehn Scorerpunkte in acht Partien sind für ihn überragend, aber sieben dieser Punkte hat Adeyemi in nur zwei Spielen verbucht: beim 4:2 gegen Heidenheim und am Dienstag gegen Celtic. In den anderen Spielen tat er sich deutlich schwerer. Von "konstant Fußball spielen" war er da noch ein gutes Stück entfernt.

Auf dem Weg zum konstant guten Fußball war das 7:1 gegen Celtic für die Dortmunder Mannschaft möglicherweise aber der erste Schritt. Es bleibt jedoch die böse Vermutung, dass es mit den Erfolgserlebnissen für den BVB in dieser Saison schlagartig vorbei sein könnte, wenn das Team - überspitzt formuliert - mal wieder auf einen ordentlichen Gegner trifft. Denn gegen Frankfurt war es zuvor zäh, in Bremen nicht besser, gegen Heidenheim gab es zwei Gegentore, in Brügge war man lange das schlechtere Team und gegen Bochum hätte mit einem 0:3 schon vor der Pause alles gelaufen sein können.

Dass das BVB-Konstrukt unter dem neuen Trainer Nuri Sahin noch äußerst wacklig sein kann, nutzte allerdings nur der VfB Stuttgart beim 5:1 in der Bundesliga gnadenlos aus. Der nächste Härtetest für die Dortmunder ist aber wohl erst der Königsklassen-Auftritt bei Real Madrid in drei Wochen. Bis dahin können sie sich über das starke 7:1 gegen Celtic freuen - und das tat am Ende auch der "tragische Held": Karim Adeyemi wurde von der Südtribüne mit Sprechchören gefeiert und bedankte sich zart lächelnd, den Spielball als Andenken an seine Drei-Tore-Halbzeit unter den Arm geklemmt. "Hoffentlich bin ich schnell wieder da", sagte er - und viele Schwarz-Gelbe werden mit ihm hoffen.