Olympia 2024 in Paris: Diese Stars und Talente können das Fußball-Turnier prägen

Von Justin Kraft
olympia-fussball
© SPOX

Das olympische Fußballturnier der Männer in Paris verspricht interessant zu werden. Schließlich bleiben die ganz großen Namen aus - umso spannender ist der Blick auf die großen Talente und die wenigen Stars, die doch dabei sind. SPOX gibt einen Überblick.

Cookie-Einstellungen

In Deutschland erinnern sich viele an die Leistungen von Serge Gnabry bei den olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Für den heutigen Star des FC Bayern München war es ein Durchbruch in der Welt des Profifußballs.

Deutschland wird in Paris nicht dabei sein. Dafür viele spannende Nationen, die in Deutschland kaum beachtet werden. Aber auch Top-Nationen wie Frankreich, Spanien oder Argentinien sind mit am Start. Bei den Männern dürfen bis auf drei Ausnahmen nur U23-Spieler mit dabei sein - auch das verleiht dem Turnier etwas Würze.

Doch wer sind die möglichen Stars von Olympia? Welche Talente können ähnlich wie einst Gnabry auf sich aufmerksam machen? Und welche Top-Spieler sind dabei? SPOX hat einen Überblick.

omorodion
© getty

Samu Omorodion (Spanien)

Spanien will nach dem Titel der A-Nationalmannschaft bei der EM in Deutschland auch bei Olympia durchstarten. Ein Spieler, der dabei helfen kann, ist Samu Omorodion. Der 20-jährige Stürmer von Atlético Madrid ist ein absoluter Schlüsselspieler im Team - und verkörpert etwas, was dem A-Nationalteam etwas abgeht.

Denn bis auf Álvaro Morata gibt es dort keine wirklich hochklassigen Mittelstürmer. Omorodion könnte ein solcher werden. Er ist physisch stark, kann kombinieren und den Ball unter Druck festmachen. In der spanischen Liga hat er bereits 35 Partien für Deportivo Alaves und den FC Granada absolviert. Immerhin neun Treffer und eine Vorlage gelangen ihm dabei.

Bei Olympia kann er Atlético beweisen, dass er zu mehr bestimmt ist. Dort läuft sein Vertrag noch bis 2028.

Boubacar Traoré, Mali
© imago images

Boubacar Traoré (Mali)

In einer Gruppe mit Japan, Paraguay und Israel stehen die Chancen für Mali gut, für eine kleine Überraschung zu sorgen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor wird Boubacar Traoré sein. Der 22-Jährige steht bei Wolverhampton in der Premier League unter Vertrag (bis 2027) und kam in der vergangenen Saison immerhin auf 24 Einsätze und 803 Minuten in der höchsten englischen Spielklasse.

Traoré zählt zwar nicht zu den absoluten Top-Talenten des Weltfußballs, kann bei Olympia aber durchaus einen weiteren Schritt nach vorn machen. Als zweikampfstarker und sehr aufmerksamer Verteidiger ist er im defensiven Mittelfeld von großer Bedeutung. Sein Potenzial liegt darin, den Spielern den Rücken freizuhalten, die für die Unterhaltung sorgen.

Der Rechtsfuß erledigt zuverlässig die Drecksarbeit und wird die technisch starken Spieler der Gegner vor große Herausforderungen stellen. Und wer weiß? Vielleicht ist Olympia sein Ticket zu mehr Einsatzzeit - oder mittelfristig sogar zu einem größeren Klub.

Eliesse Ben Seghir
© getty

Eliesse Ben Seghir (Marokko)

Die AS Monaco hat in den letzten Jahren immer wieder absolute Top-Fußballer ausgebildet und entdeckt. Darunter mit Kylian Mbappé einen der Superstars der aktuellen Generation. Eliesse Ben Seghir könnte ein weiterer Diamant sein - der allerdings noch geschliffen werden muss.

Der 19-Jährige ist im offensiven Mittelfeld flexibel einsetzbar, weil seine Qualitäten vielseitig sind. So kann der Rechtsfuß als Spielmacher im Zentrum die Fäden ziehen und Bälle klug verteilen oder sich selbst mit schnellen Kombinationen mit seinen Mitspielern in gefährliche Positionen bringen. Ben Seghir kann also selbst torgefährlich werden und andere in Szene setzen.

Er ist aber auch ein starker Dribbler, kann mit Tempo und technischer Finesse vom Flügel aus für Furore sorgen. Am besten kommt er auf der linken Seite zur Geltung, weil er da immer wieder seinen Zug zum gegnerischen Tor ausleben kann. Auf dem rechten Flügel muss er dann zu oft mit dem schwächeren linken Fuß agieren.

Olympia könnte für ihn ein wichtiger Schritt sein. Bei Monaco kam er bisher hauptsächlich als Joker zum Einsatz. In 37 Einsätzen und 1.656 Minuten gelangen ihm bereits elf Torbeteiligungen (sechs Tore, fünf Assists) - vielversprechend! Vertrag hat er dort noch bis 2027.

olise

Michael Olise (Frankreich)

Jüngst wechselte Michael Olise für rund 53 Millionen Euro zum FC Bayern München. Nun hat er bei Olympia die Möglichkeit, sich ähnlich wie einst Gnabry zu präsentieren. Interessant: Olise ist Gnabry gar nicht unähnlich. Beide sind auf dem Flügel zu Hause, beide haben einen unglaublichen Drang zum Tor, wollen selbst Tore erzielen.

Sie kommen dabei gleichermaßen über physische und technische Stärken. Olise hat bereits in den Vorbereitungsspielen der Franzosen gezeigt, dass er der Schlüsselspieler in einer ohnehin schon stark besetzten Offensive ist. Durch seinen Wechsel werden viele Augen auf ihn gerichtet sein - was ihn womöglich auch von Gnabry 2016 unterscheidet.

Denn der Druck ist bei Olise ein anderer. Mit 82 Premier-League-Einsätzen ist der 22-Jährige schon sehr erfahren. Man darf gespannt sein, wie er mit der Rolle umgeht.

desire-doue-2
© getty

Désiré Doué (Frankreich)

Spoiler: Frankreich wird nicht zum letzten Mal in dieser Liste auftauchen. Der Pool an Talenten scheint bei den Franzosen unendlich groß zu sein. Désiré Doué ist ein weiteres Beispiel dafür. Der 19-Jährige von Stade Rennes wird derzeit unter anderem von Paris Saint-Germain und dem FC Bayern umworben.

Eine seiner größten Qualitäten ist neben technischen und athletischen Fähigkeiten seine Beidfüßigkeit. Das macht ihn schwer zu berechnen und lässt Thierry Henry die Möglichkeit, ihn quasi überall in der Offensive einzusetzen. Doué ist schnell, etwas wendiger als Olise, dafür aber physisch nicht ganz so durchsetzungsfähig.

Auch er ist aber ein Spielertyp, der eine gegnerische Abwehr stark unter Druck setzen kann - sei es durch ständige Läufe in die Tiefe oder Dribblings. Doué ist definitiv einer der Spieler, die man bei Olympia im Auge behalten muss.

thiago-almada
© getty

Thiago Almada (Argentinien)

Thiago Almada war Teil des Kaders, der 2022 in Katar die Weltmeisterschaft gewonnen hat - und kam sogar sechs Minuten zum Einsatz. Für den großen Durchbruch hat es in der A-Nationalmannschaft aber noch nicht gereicht. Bisher absolvierte der 23-Jährige vier kürzere Einsätze zwischen fünf und 45 Minuten. Immerhin: Gegen Panama schoss er am 24. März 2023 sein erstes Tor für das A-Nationalteam.

Almada ist auch deshalb schwer einzuordnen, weil er bisher noch nicht in Europa gekickt hat. Im Februar 2022 wechselte er aus seiner Heimat in die USA zu Atlanta. In diesem Sommer kam der Transfer zu Botafogo in die brasilianische Top-Liga.

Seit vielen Jahren gilt der Offensivmann als absolutes Top-Talent in Argentinien. Für Atlanta gelangen ihm in 83 Partien immerhin 26 Tore und 24 Vorlagen - allerdings auf einem Niveau, das mit dem in Europa nicht zu vergleichen ist.

Almada ist schnell, wendig, technisch begabt und kann bei Olympia gewiss den Unterschied machen. Da er erst gewechselt ist, wird der Schritt nach Europa weiterhin auf sich warten lassen. Vielleicht spielt er sich mit einem guten Turnier in Paris aber mehr in den Fokus - auch mit Blick auf die A-Nationalmannschaft.

millot-vfb-club-1200
© imago images

Enzo Millot (Frankreich)

Beim VfB Stuttgart wird man mit großem Interesse verfolgen, wie sich Enzo Millot schlägt. Noch ist unklar, welche konkrete Rolle er im Team von Thierry Henry einnehmen wird. Die Konkurrenz in der Offensive ist groß. Doch der 22-Jährige hat bewiesen, dass er sich vor niemandem verstecken muss.

In der vergangenen Bundesliga-Saison steuerte Millot in Pokal und Bundesliga sechs Tore und elf Assists in 35 Partien bei. Seine hohe Spielintelligenz und die Fähigkeit, Spielsituationen schnell zu erkennen sowie darauf zu reagieren helfen ihm und seinem Team enorm auf dem Feld.

Millot mag selten die ganz großen Highlights liefern, kann mit seiner Zuverlässigkeit aber für Stabilität in der Offensive sorgen. Frankreich hat viele Zauberer, Dribbler und Tempoläufer - und mit dem Stuttgarter vielleicht jemanden, der sie zusammenhält und orchestrieren kann.

Miles Robinson, USA
© getty

Miles Robinson (USA)

Hätte ein Achillessehnenriss seine Karriere nicht gebremst, könnte Robinson inzwischen Stammspieler der USA sein. Doch was nicht ist, könnte ja in Bälde immer noch sein.

Das Turnier ist eine echte Chance für den Spieler vom FC Cincinnati, sich zu beweisen. Der 27-Jährige hat bislang 29 Länderspiele absolviert (drei Tore), sein letzter Einsatz für die USA datiert jedoch aus dem März beim Halbfinale der CONCACAF Nations League Finals.

Eric Garcia
© getty

Eric García (Spanien)

Eric García kommt mit geballter Erfahrung nach Paris. Der 23-Jährige steht beim FC Barcelona unter Vertrag, war zuletzt aber ausgeliehen. Beim Überraschungsteam FC Girona war er eine absolute Säule in der Innenverteidigung.

Der Abwehrspieler ist robust, zweikampfstark, kann aber auch mit dem Ball am Fuß umgehen und so das Spiel schnell machen. Gleichzeitig verfügt er über eine gute Grundgeschwindigkeit, weshalb er hin und wieder auch auf der Rechtsverteidigerposition eingesetzt wird.

Für Spanien zudem besonders interessant: García kann offensiv gefährlich werden. Für Girona erzielte er in der vergangenen Saison immerhin fünf Tore. Sein Vertrag bei Barça läuft noch bis 2026. Unklar ist, ob er dort fest eingeplant ist oder ob er den Klub noch verlassen kann. Olympia ist in jedem Fall eine gute Bühne, um sich zu empfehlen.

Pau Cubarsi, FC Barcelona
© getty

Pau Cubarsí (Spanien)

Ein weiteres Top-Talent vom FC Barcelona ist Pau Cubarsí. Viele vergleichen ihn bereits mit Carles Puyol. Der 17-Jährige ist nicht nur in allen Basics des Verteidigens sehr stark, sondern auch spielerisch eine echte Waffe.

In der vergangenen Saison startete er bei Barça durch. Hier haben wir den Spieler damals genauer unter die Lupe genommen.

hakimi-1200neu
© getty

Achraf Hakimi (Marokko)

Längst kein Top-Talent mehr, aber einer, der bei Olympia definitiv zu den großen Stars werden kann: Achraf Hakimi ist für Marokko mit dabei. Der Rechtsverteidiger von Paris Saint-Germain wird eine gewichtige Rolle im Team einnehmen und über den Flügel für Offensivdruck sorgen wollen.

Sein Spielerprofil ist bekannt: Hakimi beackert die rechte Seite unermüdlich mit Tempoläufen und Dribblings. Auch bei Olympia wird er versuchen, seine Torgefährlichkeit auszuspielen. In bisher 120 Partien für PSG kommt er immerhin auf 14 Treffer und 19 Vorlagen. Sein Vertrag in der französischen Hauptstadt läuft noch bis 2026.

Argentinien, Argentina, WM, Weltmeisterschaft, Lionel Messi, Lineup, Emiliano Martínez, Enzo Fernández, Julian Álvarez
© getty

Julián Álvarez (Argentinien)

Auch den 24-jährigen Stürmer von Manchester City kennt die Welt bereits. Bei den Skyblues kam Álvarez im Schnitt 58 Minuten pro Partie zum Einsatz, alle 111 Minuten ist er direkt an einem Treffer des Guardiola-Teams beteiligt. Keine schlechte Quote, wenn man bedenkt, dass mit Erling Haaland große Konkurrenz auf seiner Position herrscht.

Mit seiner Erfahrung und seiner Qualität wird er bei Argentinien einer der wichtigsten Spieler sein. Auch für seine Zukunft könnte Olympia durchaus richtungsweisend sein. Denn perspektivisch will Álvarez sicher mehr sein als der Side Gig von Haaland. Vertrag hat er bei City noch bis 2028.

alex-baena
© getty

Álex Baena (Spanien)

Europameister und Olympiasieger in einem Jahr? Das ist bisher noch keinem Spieler gelungen. Álex Baena verfolgt diesen Traum nun. Mit der spanischen A-Nationalmannschaft gewann er in diesem Sommer den EM-Titel in Deutschland. 19 Minuten gegen Italien und sechs gegen Albanien stehen dabei auf seinem Konto.

Bei den olympischen Spielen wird seine Rolle wichtiger sein. Baenas Weg in den Spitzenfußball war holprig, obwohl er seit vielen Jahren verschiedene Stationen beim FC Villarreal durchlief. Sein Debüt beim "Gelben U-Boot" absolvierte er 2020 im Alter von 18 Jahren, richtig durchsetzen konnte er sich aber erst vergleichsweise spät. Seit der Saison 2022/23 zählt er mehr oder weniger zum Stamm des Teams.

In der vergangenen Saison lieferte er fünf Tore und 18 Vorlagen in 45 Partien. Auch bei Olympia wird er als Kombinations- und Kreativspieler gefragt sein. Und wer weiß? Vielleicht ist das Turnier in Paris der Anfang von einer Reise, die ihn irgendwann doch nochmal von Villarreal in die weite Welt führt.

Castello Lukeba, Frankreich
© getty

Castello Lukeba (Frankreich)

Castello Lukeba ist zwar erst 21, verfügt aber über sehr viel Erfahrung im Profibereich. 58 Partien in der Ligue 1, 32 für RB Leipzig in der Bundesliga, sieben Einsätze in der Champions League und sechs in der Europa League - der Innenverteidiger ist schon jetzt ein gestandener Profi im oberen Segment der Top-5-Ligen.

Seine Stärken liegen in der Zweikampfführung und im athletischen Bereich. Er ist schnell, im Passspiel sicher und Frankreich wird enorm davon profitieren, in der Defensive einen Spieler zu haben, den kaum noch etwas nervös machen kann.

fermin-lopez-barca-bank-1200
© getty

Fermin López (Spanien)

Auch Fermin López kann das historische Double aus EM und Olympia holen. Der 21-Jährige kommt aus der berühmten Akademie des FC Barcelona, hat bereits 42 Pflichtspieleinsätze bei den Katalanen absolviert und kommt als Achter auf elf Tore und eine Vorlage.

Interessant ist, dass López weniger für die Barça-typischen Fähigkeiten geschätzt wird, sondern dafür, dass er über eine besondere Mentalität und Einsatzbereitschaft verfügt. So wurde er in "La Masia" lange als Mann für die großen Spiele gesehen - auch weil er in vielen Clasicos entscheidend war.

Sich in Barcelona weiter durchzusetzen, wird jedoch bei aller Qualität schwierig für ihn. Die Konkurrenz im Mittelfeld ist enorm. Umso wichtiger wird es sein, ein gutes Olympia-Turnier zu spielen und sich so für höhere Aufgaben zu empfehlen.

echeverri
© getty

Claudio Echeverri (Argentinien)

Für CA River Plate hat Claudio Echeverri noch keine 1.600 Pflichtspielminuten absolviert, da steht schon ein riesiger Wechsel bevor: Ende des Jahres geht es für ihn zu Pep Guardiola und Manchester City. Der 18-Jährige gilt als absolutes Top-Talent und kann bei Olympia erstmals auf europäischer Bühne zeigen, was er draufhat.

Während die Augen der Argentinier vor allem auf Álvarez, Nicolas Otamendi und Geronimo Rulli gerichtet sind, könnte der offensive Mittelfeldspieler das wirkliche Highlight der Argentinier bei Olympia werden. In der Heimat nennen sie ihn "El Diablito" (der kleine Teufel) - ein Spitzname, der sich aus seinen teuflisch guten Dribblings ergeben hat. Echeverri ist schnell, beweglich und technisch sehr stark. Kein Wunder, dass Guardiola sich einen solchen Spieler frühzeitig gesichert hat.

Für Argentiniens U17 traf er in 23 Partien zwölfmal. Bei der U17-WM gewann er den bronzenen Schuh mit fünf Toren und zwei Vorlagen - darunter ein Hattrick gegen den großen Rivalen Brasilien.

Argentinien mag bei Olympia nicht der Top-Favorit sein, aber Echeverri in bester Verfassung könnte den Unterschied für die Südamerikaner machen.

olympia-1200
© getty

Olympia: Und sonst so?

Neben den genannten 16 Spielern lohnt auch ein Blick auf einige andere bekannte Stars. Otamendi und Rulli für Argentinien, Alexandre Lacazette oder Jean-Philipe Mateta für Frankreich sowie Naby Keita für Guinea sind Beispiele.

Auch die Fußball-Nationen, die eher nicht zu den Besten der Besten zählen, bieten zudem vielversprechende Talente. Julio Enciso (20) für Paraguay zum Beispiel oder Caleb Wiley (19) aus den USA. Und wer weiß? Vielleicht wird der nächste Gnabry doch jemand, den noch gar keiner auf dem Zettel hat.

Artikel und Videos zum Thema