Wie gewohnt ließ sich Marco Huck nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung auf den Ringseilen feiern, doch mit seinen Gedanken war der 26-Jährige schon weit weg. In einem spektakulären Kampf hatte der Weltmeister in Ludwigsburg seinen argentinischen Herausforderer Rogelio Rossi in der sechsten Runde ausgeknockt und seinen WBO-Titel im Cruisergewicht behauptet. Das war schnell als erledigt abgehakt, denn Käpt'n Huck hat ein größeres Ziel vor Augen.
Der gebürtige Bielefelder will im Schwergewicht gegen einen der Klitschko-Brüder antreten. "Das kann schneller kommen, als manche denken. Man sieht ja, wie ich drauf bin. In meiner Klasse schlage ich alles kurz und klein", sagte Huck nach dem Kampf und zeigte dabei erneut sein scheinbar grenzenloses Selbstvertrauen.
Klitschkos: "Theoretisch ist alles möglich"
Die Antwort aus dem Lager der Weltmeister Witali und Wladimir Klitschko ließ nicht lange auf sich warten. "Theoretisch ist alles möglich. Meine Telefonnummer ist ja bekannt. Aber Marco Huck müsste sich erst beweisen und sich in den Ranglisten hinten anstellen, wenn er ins Schwergewicht aufsteigt", sagte Klitschko-Manager Bernd Bönte und fügte zweifelnd an: "Ob Hucks boxerische Klasse allerdings ausreicht, weiß ich nicht."
Das Limit im Cruisergewicht liegt bei rund 90 kg (je nach Verband), Huck wiegt nach eigenen Angaben ohne Kampftraining 92 bis 93 kg. Witali Klitschko brachte bei seinem letzten WM-Fight im Schwergewicht 110,1 kg auf die Wagge. Selbst im eigenen Lager mehren sich die Mahner, für die ein Fight in der Königsklasse des Boxens für den ehemaligen Kickboxer zu früh kommt.
Uli Wegner: "Wir träumen später weiter"
"Wir träumen später weiter" entgegnete Trainer Ulli Wegner den Plänen seines Schützlings: "Erstmal hat er noch genug schwere Kämpfe in seiner Klasse vor sich." Und auch Promoter Kalle Sauerland gab sich nach dem Kampf betont zurückhaltend: "Irgendwann wird es auf jeden Fall so kommen. Aber Marco ist erst 26, wir haben noch viel Zeit. Es gibt keine Eile."
Der Kampf gegen Rossi offenbarte dann auch die beiden Gesichter des WBO-Titelträgers. Die explosive Schlagkraft mischt sich mit noch fehlender Routine. Über sechs Runden hatte Huck seinen Gegner dominiert. Schon vor dem K.o. war Rossi insgesamt dreimal vom Ringrichter angezählt worden, zweimal davon in der fünften Runde.
Nach dem schweren Niederschlag war der Argentinier kurzzeitig bewußtlos und wurde noch im Ring lange von einem Arzt behandelt, bevor er zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus nach Ludwigsburg gebracht wurde.
Disqualifikation drohte
Doch Huck hatte auch Glück. Nach der vierten Runde hatte er den Gaucho erst nach dem Gong auf die Bretter geschickt, eine Disqualifikation und damit der Verlust des WM-Titels drohte. Doch zum Glück für den Titelverteidiger wollte der Herausforderer dem Kampf unbedingt fortsetzen und ebnete so den Weg zu Hucks Sieg.
"Er hat den Gongschlag nicht gehört. Das kann passieren. Aber wir müssen ehrlich sein. Es hätte auch anders ausgehen können", sagte Trainer Wegner erleichtert.
Gegner "fairer Sportsmann"
Und auch Huck war froh, dass sein Gegner ein "so fairer Sportsmann ist".
So folgten nur zwei Strafpunkte wegen Nachschlagens und nicht der Verlust des Titels. Damit darf Huck weiter von den Klitschkos träumen.