Einen Monat vor dem WM-Showdown in Peking (22. bis 30. August) haben es die deutschen Leichtathletik-Stars bei ihren nationalen Meisterschaften in Nürnberg noch einmal krachen lassen.
Ob Diskus-Riese Robert Harting in China mit seinem kleinen Bruder Christoph nach dessen Titel-Premiere in den Kampf um Gold eingreifen wird, ist dagegen weiter offen. Das DLV-Aufgebot für die Reise nach Peking wird am Mittwoch bekannt gegeben. Harting hat vom Verband mehr Zeit für seine Entscheidung bekommen, die am 11. August fallen wird. Als Fan fieberte er in Nürnberg bei den Siegen seiner Freundin Julia Fischer (65,98 m) und seines Bruders Christoph (64,06) auf der Tribüne mit.
"In Peking wird angegriffen", sagte derweil Holzdeppe, der in Nürnberg erstmals in seiner Karriere über 5,94 m flog und vier Wochen vor dem Saisonhighlight immer besser in Schwung kommt. Zwar sprang sein französischer Rivale Renaud Lavillenie am Samstag mit 6,03 m noch etwas höher. Aber: "Bei der WM werden die Karten neu gemischt", sagte Holzdeppe. Schon in Moskau 2013 hatte er Lavillenie düpiert.
Storl ohne Glanz und doch in eigener Liga
Einen Tag vor seinem 25. Geburtstag ließ es Kugel-Weltmeister Storl ruhig angehen. Mit für ihn fast schon mäßigen 21,47 m sicherte sich der 22-Meter-Mann aus Leipzig souverän seinen fünften Titel in Serie. In Peking gelten Storl und seine Trainingskollegin Christina Schwanitz, die mit genau 20 Metern nicht zu schlagen war, als die größten deutschen Gold-Hoffnungen
>Ob Harting seine Chance auf den vierten WM-Titel in Serie wahrnehmen wird, entscheidet er erst nach einem Testwettkampf gegen seinen Bruder Christoph in Kienbaum. "Das Knie wächst und gedeiht und tut auch nicht mehr weh", sagte der Olympiasieger, der nach einem Riss des vorderen Kreuzbandes und des Innenbandes im linken Knie im Training für sein Comeback schuftet, im ZDF.
"Wir haben unsere Spitzenathleten in einer tollen Form gesehen", sagte Cheftrainer Idriss Gonschinska in seiner Bilanz. Ob das Ergebnis von 2013 mit viermal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze in Peking erneut erreicht werden kann, darf dennoch bezweifelt werden. "Der internationale Wettbewerb wird deutlich enger", sagte Gonschinska: "Wir hoffen, dass unsere Leistungsträger performen."
Reus holt das Double
Insgesamt 45.750 Zuschauer an den drei DM-Tagen sahen neben viel Magerkost auch immer wieder Top-Leistungen. Auch Speerwurf-Mama Christina Obergföll genoss nach ihrer Saisonbestleistung von 64,11 m den Jubel der Fans. "Ich bin sehr zufrieden, zuletzt lief es sehr zäh. Bei der WM will ich aber noch etwas draufpacken", sagte Obergföll, die gut ein Jahr nach der Geburt von Sohn Marlon ihre mit Abstand beste Weite als Speerwurf-Mama hinlegte. Trotzdem reichte es nur zu Rang zwei hinter Katharina Molitor (65,40 m/Leverkusen).
Auch Sprinter Julian Reus nimmt nach einer langwierigen Muskelverletzung wieder Fahrt auf. Der Wattenscheider holte zum zweiten Mal nach 2013 das Double. Einen Tag nach seinem Sieg über 100 m (10,12 Sekunden) setzte sich der 27-Jährige auch über 200 m in guten 20,42 Sekunden durch. Damit hat Reus über beide Strecken die Norm in der Tasche. "Insgesamt war es ein Super-Wochenende. Aber es gibt immer noch ein paar Dinge, die man besser machen kann", sagte Reus.
Schon am Samstag hatte die frühere Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler mit ihrem zehnten Titel ein Jubiläum gefeiert und ihre Medaillensprüche (75,34 m) untermauert. "Ich möchte aus mir das rausholen, was ich kann. Ich weiß, dass ich noch weiter werfen kann", sagte Heidler: "Ich möchte wieder eine Medaille mit nach Hause nehmen."