Deutsche Talente im Fokus
Thomas Röhler (Speerwurf): Talent? Goldhoffnung? Medaillenkandidat? Röhler passt eigentlich in sämtliche dieser Kategorien. Mit 89,27 Metern belegt der Deutsche aktuell hinter Julius Yego (KEN/91,39 Meter) sowie Keshorn Walcott (TTO/89,27) Rang drei der Weltjahresbestenliste und befindet sich vor Namen wie Tero Pitkämäki (FIN/89,09). Seit der Einführung des neuen Speeres im Jahr 1986 haben nur zwei Deutsche weiter geworfen als der gerade einmal 23-Jährige.
Der Rückenwind ist vor der Reise nach Peking enorm, gleiches gilt allerdings auch für die Konkurrenz. "Acht bis zehn Athleten kommen für die Medaillen in Frage", so Röhler, der bereits im letzten Jahr beim von schwierigen Bedingungen geprägten Diamond-League-Meeting in Glasgow einen Überraschungssieg feiern konnte: "Da muss schon alles passen bei mir an diesem Tag."
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Gina Lückenkemper (100 Meter): Das Nesthäkchen des DLV-Teams geht über die Königsdisziplin der Sprinterinnen an den Start. Zarte 18 Jahre ist die Schülerin alt und verpasst aufgrund der WM gleich mal die erste Schulwoche des neuen Jahres. Die Freude über die Teilnahme fällt entsprechend groß aus. "Das ist unfassbar genial, da sind die kompletten Athleten, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kenne", sagte eine strahlende Lückenkemper, für die in Peking das Motto gilt: "Dabei sein ist alles".
Lena Malkus (Weitsprung):Einen Titel hat die 22-Jährige bereits in der Tasche. In Nürnberg wurde Malkus zum ersten Mal deutsche Meisterin. "Ich kann es noch gar nicht fassen, ich bin fix und fertig", strahlte die talentierte Bremerin nach ihrem Triumph: "Ich habe Gänsehaut und mir zittern die Finger." Zudem steht Platz sieben der Weltjahresbestenliste mit einer Weite von 6,94 Metern zu Buche. Zusammen mit Sosthene Moguenara (6,94 Meter) hofft Malkus auf den großen Sprung.
Deutsche Goldhoffnungen
David Storl (Kugelstoßen): Alles außer Gold wäre für Storl eine Enttäuschung. Dass der 24-jährige Doppelweltmeister, der als zweiter Kugelstoßer nach dem Schweizer Werner Günthor (1987, 1991, 1993) den WM-Titel drei Mal in Serie gewinnen könnte, in diesem Jahr die magische 22-Meter-Grenze durchbrach, dürfte für weiteres Selbstvertrauen sorgen. "Ich wusste, dass ich das drauf habe und bin super happy", sagte der Polizeibeamte nach seinen 22,20-Meter-Versuch von Lausanne.
Sein größter Widersacher ist Joe Kovacs. Der US-Amerikaner, der in Monaco mit 22,56 Metern die Konkurrenz schockte und 2015 insgesamt vier Mal die 22-Meter-Marke übertraf, ist der Favorit auf Gold. Sollten die Rückenbeschwerden des Deutschen nicht erneut aufbrechen, darf mit einem engen Kampf um Gold gerechnet werden. Tom Walsh, der mit 21,50 Metern einen neuen Ozeanien-Rekord aufstellte, O'Dayne Richards (JAM/21,69 Meter), Christian Cantwell (USA/21,64) und Asmir Kolasinac (SRB/21,58) kämpfen wohl nur um Bronze.
Christina Schwanitz (Kugelstoßen): Mit ihrer Weltjahresbestleistung von 20,77 Metern, aufgestellt ausgerechnet in Peking, untermauerte Schwanitz eindrucksvoll ihre WM-Ambitionen. In Nürnberg gab es zudem den vierten DM-Titel in Serie und auch im Diamond-League-Ranking ist die 29-Jährige, die nach einer Knie-OP im Herbst 2014 die Hallen-Saison verpasste, nicht mehr einholbar. "Wenn ich Spaß hatte, konnte ich ganz gut stoßen", blickt Schwanitz auf die bisherige Saison zurück. Sie weiß jedoch auch: "Aber wenn es ernst wurde, bin ich früher oft unter dem Druck zusammengebrochen."
Eine Niederlage gab es etwa Anfang des Jahres in Doha gegen die Chinesin Lijiao Gong, die ihre Bestmarke im Jahr 2015 auf 20,34 Meter verbesserte und als größte Konkurrentin gilt. Die restliche Konkurrenz, die durch die Absage der viermaligen Weltmeisterin Adams aus Neuseeland an Qualität eingebüßt hat, kann nicht mithalten. Michelle Carter (USA/20,02 Meter) spielt nur eine Nebenrolle. Abgesehen von Cleopatra Borel (TTO/19,26) konnte zudem keine Athletin 2015 die 19-Meter-Marke knacken.
Raphael Holzdeppe (Stabhochsprung): Sollte Lavillenie seine Form bestätigen, dürfte es mit der Titelverteidigung nichts werden. Patzt der Franzose allerdings, könnte erneut die Stunde des Deutschen schlagen. "In Peking wird angegriffen", unterstrich Holzdeppe, dessen Formkurve klar nach oben zeigt, nach seiner persönlichen Jahresbestleistung von 5,94 Metern beim DM-Sieg. Die psychische Komponente scheint durch die Rückkehr in die Weltspitze endlich wieder zu passen.
"Es ist einfach nur ein geiles Gefühl, wieder fliegen zu können", sagte der 25-Jährige, der nach seinem überraschenden WM-Titel in ein tiefes Tal gefallen war, bereits nach der Team-EM. Vergessen sind auch die gesundheitlichen Probleme der Saison 2014. Mit Barber (CAN/5,93 Meter), Da Silva und Konstantinos Filippidis (GRE/5,91) trennen Platz zwei und vier der Weltjahresbestenliste nur wenige Zentimeter. Auch dahinter rechnen sich Pawel Wojiechowski (POL/5,84) und Co. noch Medaillenchancen aus. "Bei der WM werden die Karten neu gemischt", sagt auch Holzdeppe.
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