Daran ändert auch die überraschende Bestzeit im Training am Freitag nicht viel, da diese Zeiten wenig aussagekräftig sind. Doch für BMW war es allemal schön anzuschauen an diesem sonnigen Tag in der Lausitz. Denn auch auf Platz zwei lag ein Auto der Münchner. Der Amerikaner Joey Hand war lediglich 17 Tausendstelsekunden langsamer als Tomczyk.
Seit dem Erfolg in der Lausitz ist einiges passiert. Der Rennfahrer aus Rosenheim krönte zunächst seine traumhafte Saison mit dem ersten DTM-Titel seiner Karriere. Und dann verließ Tomczyk Arbeitgeber Audi zum Jahresende und heuerte bei DTM-Rückkehrer BMW an.
Was er behalten durfte, war die Startnummer eins. Die hat Tomczyk als Antrittsgeschenk nach München mitgebracht, die steht fortan auf seinem BMW M3. Irgendwie geht es Tomczyk zurzeit wie einst Michael Schumacher in der Formel 1. Als der 1996 als zweimaliger Weltmeister das Benetton-Team verließ und zu Ferrari wechselte, musste er auch in gewisser Weise ganz von vorne anfangen.
"Ich hoffe, dass wir schnell sind"
Fünf Jahre hat Schumacher gebraucht, um mit Ferrari in die Erfolgsspur zurückzukehren. Doch dann erlebte er bei dem italienischen Traditionsrennstall die erfolgreichste Zeit seiner Karriere, von 2000 bis 2004 holte er fünf weitere WM-Titel. Solange wie Schumacher will Tomczyk bis zu seinem nächsten Titelgewinn natürlich nicht warten, doch er weiß, dass reichlich Arbeit auf ihn wartet.
Beim Saisonauftakt vor einer Woche in Hockenheim stand er nur auf dem zehnten Startplatz, im Rennen wurde er dann unverschuldet Opfer einer Kollision und musste früh aufgeben. Hockenheim habe gezeigt, dass BMW konkurrenzfähig sei, mehr nicht. In der Lausitz werden die Karten wieder neu gemischt. "Wir müssen abwarten, wie das Auto auf dieser ganz speziellen Strecke funktioniert", sagt Tomczyk. Vom Sieg spricht er nicht, eher vorsichtig formuliert er seine Ziele: "Ich hoffe natürlich, dass wir dort schnell sind."
Jens Marquardt betont, dass die Richtung, die man eingeschlagen habe, stimme. "Das Gesamtpaket funktioniert, die Performance ist viel versprechend", sagt der BMW-Motorsportdirektor. Er habe aber in Hockenheim auch gesehen, dass BMW in einzelnen Bereichen noch Nachholbedarf habe: "Das ist bei einem Neuling ganz normal."
Haug: "Das Blatt kann sich wieder wenden"
Eitel Sonnenschein herrscht derzeit bei Mercedes. Der Doppelsieg zum Saisonauftakt durch die Briten Gary Paffett und Jamie Green hat der ganzen Mannschaft noch einmal einen zusätzlichen Schub gegeben. Der Start hätte nicht viel besser sein können, sagt Norbert Haug.
Der Mercedes-Sportchef warnt aber zugleich vor voreiligen Schlüssen: "Wir gehen nicht davon aus, Abo-Sieger zu sein." Der Lausitzring habe eine ganz andere Streckencharakteristik: "Da kann sich das Blatt schon wieder wenden."
Dagegen steht Audi vor einem Rätsel, wie Sportchef Wolfgang Ullrich sagt. "Wir müssen herausfinden, warum wir unsere starke Leistung aus dem Training in Hockenheim nicht im Rennen abrufen konnten", erklärt Ullrich. Der Sportchef ist aber zuversichtlich, dass es diesmal auch im Rennen nach vorne geht. In Hockenheim hatte Audi-Pilot Mattias Ekström die erste Pole Position der neuen Saison geholt, im Rennen schaffte der Schwede als Dritter immerhin den Sprung aufs Podest.
Der DTM-Kalender 2012