Die Zweiklassengesellschaft

Von Gunnar Göpel
Der amtierende Champion Bruno Spengler gewann zuletzt das Rennen in Spielberg
© getty

Nach drei Rennen erweckt die DTM den Anschein einer Zweiklassengesellschaft. BMW feiert Erfolg um Erfolg, obwohl auch bei den Münchnern nicht alles glatt läuft. Bei Mercedes und Audi schlagen sich vor allem die nominellen Spitzenpiloten mit Problemen herum. Bisher konnte nur einer in die Bresche springen.

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Fahrerwertung:

Wenn drei BMW-Piloten unter den ersten vier Fahrern sind, dann ist der Saisonstart einfach bärenstark. Vorjahresmeister Bruno Spengler (56 Punkte) führt die Fahrerwertung mit zwölf Punkten Vorsprung an. Dem Kanadier folgt die neue Audi-Speerspitze Mike Rockenfeller (41). Auf den Plätzen drei und vier liegen der schnelle Brasilianer Augusto Farfus (33) und Neuling Marco Wittmann (32). Krass: Audi-Neuling Jamie Green hat bisher keinen Punkt holen können. Damit ist er nicht allein: Von 22 Piloten holten bisher nur 14 Meisterschaftspunkte.

Herstellerwertung und Teamwertung:

BMW dominiert auch hier fast nach Belieben. In allen drei Rennen fuhren die Münchner mehr Punkte als ihre Konkurrenz ein und führen die Markenwertung mit 171 Punkten an. Audi (67) und Mercedes (65) müssen endlich aufwachen, damit die Saison nicht bereits zur Halbserie verloren ist. Auch der Zwischenstand in der Teamwertung spricht Bände. Auf den ersten drei Plätzen liegen die BMW-Teams Schnitzer (Spengler/Werner), RBM (Hand/Farfus) und MTEK (Glock/Wittmann).

Die neue Technik:

DRS und Optionsreifen sind schon jetzt ein Gewinn für Fahrer und Zuschauer. Sie trugen zu einem unterhaltsamen Renngeschehen bei und erlaubten Überholmanöver, wo eigentlich kein Platz war. Es bleibt jedoch noch abzuwarten, ob die Optionsreifen nicht zu langlebig sind. Vor allem in Hockenheim baute der Reifen ziemlich langsam ab und erlaubte längere Stints als erwartet.

Die Teams:

BMW

BMW hat sich im Sommer nicht auf den Lorbeeren des letztjährigen Triumphes ausgeruht. Auch ein Jahr nach dem DTM-Comeback zeigen die Bayern Expertise und Fortschritt. Die Fahrer zeigten fast durch die Bank gute Leistungen.

Als amtierender Meister ist Bruno Spengler mit einer Extraportion Druck in die Saison gestartet. Davon ließ sich der 29-Jährige nicht beeindrucken. Er hielt sich clever aus Kollisionen heraus und fuhr konsequent Punkte ein. Die Platzierungen Fünfter, Zweiter und Sieger sind verdient.

Die Überraschung der Saison ist DTM-Neuling Marco Wittmann. Im Interview mit der "Nürnberger Zeitung" verriet der 23-Jährige sein Erfolgsrezept: "Auch als Rookie zeige ich meine Zähne. Ich schrecke nicht zurück, weil manche länger in der DTM sind." Beim Saisonauftakt auf dem Hockenheimring kam der MTEK-Pilot auf einem ordentlichen 9. Platz in das Ziel.

In England fuhr der BMW-Youngster als Vierter zwölf Meisterschaftspunkte nach Hause. In Spielberg gelang Wittmann sogar der Sprung auf Rang zwei: "Ich hatte die schnellste Rennrunde, auf zwei zu fahren ist ein richtig geiler Erfolg, einfach klasse! Das Team ist happy, und ich bin es auch."

Augusto Farfus war auch in der letzten Saison schnell, doch dem Brasilianer fehlte das letzte Quäntchen Konzentration und Timing bei Überholmanövern. In Hockenheim startete er von Position 2 und gewann den Saisonauftakt. Trotz Ausfall in Brands Hatch liegt der 29-Jährige auf Rang drei der Fahrerwertung und darf sich berechtigte Hoffnungen auf den ganz großen Coup machen.

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Im Gegensatz zu seinen betagten Vorgängern David Coulthard und Ralf Schumacher, die ihre Karriere in der DTM ausklingen ließen und lediglich mit ihren Namen Glanz versprühten, wirkt Timo Glocks Engagement wohl überlegt. Es hat bislang eher den Anschein eines Comebacks mit zwei Rennen Eingewöhnungszeit. Im dritten Saisonlauf im österreichischen Spielberg stand der 31-Jährige bereits auf dem Podium. Doch Glock stapelt tief.

Er sieht sich immer noch als Lehrling. Das Understatement des charismatischen BMW-MTEK-Piloten ist lobenswert. Jedoch: Wer bei einem irren Zwischenspurt pro Runde bis zu zwei Sekunden schneller fährt als die Rennspitze und von Startplatz 13 durch das Feld rauscht, um am Ende auf dem Podium zu landen, ist angekommen. Glock und sein "Yellow Biest" - eine Beziehung, die noch viel Spaß machen könnte. Und die Flüche im Teamradio, als Glock in den ersten beiden Rennen mehrfach geschoben und geschubst wurde, haben der Unterhaltung der Fernsehzuschauer sicher keinen Abbruch getan.

Der stets gut gelaunte US-Sunnyboy Joey Hand ist in der DTM angekommen. Seine Qualifying-Leistungen sind stark verbessert, auch die nötige Rennpace hat er gefunden. Am Start muss er jedoch dringend arbeiten. Hier verlor der Amerikaner zu viele unnötige Plätze. Die Platzierungen stimmen: Platz 7 in Hockenheim, Platz 5 in Brands Hatch. In Spielberg stoppte den 34-Jährigen sein "Dreirad", als er auf dem Weg zu einem guten Ergebnis war. Mechaniker hatten bei einem Boxenstopp nur drei Reifen festgezogen.

Auch Dirk Werner hamstert weitere 22 Meisterschaftszähler. Die große Leistungsdichte bei BMW und die ausführliche Vorbereitung sind die Quintessenz des Münchner Erfolges.

Nur Andy Priaulx kann mit seinen Markenkollegen nicht Schritt halten. Null Punkte. Ohne Chance. Der Wechsel des 39-Jährigen in die DTM kam zu spät. Auch im letzten Jahr holte der dreifache WTCC-Champion nur 24 Zähler.

Seite 2: Probleme bei Mercedes und Audi