Flops:
Watergate: Eine Farce. Ein Witz. Der zweimalige Rallye-Weltmeister Walter Röhrl bezeichnete die Offiziellen in der "Bild" gar als "Krautköpfe". Das Rennen auf dem Norisring wird wohl in die DTM-Geschichte eingehen.
Eine Wasserflasche sorgte für einen der größten Skandale der jüngeren Vergangenheit. Doch was war eigentlich passiert? Mattias Ekström gewann an seinem 35. Geburtstag das Rennen in Nürnberg, konnte sich allerdings nicht lange darüber freuen.
Im Parc ferme wurde er beim gemeinsamen Jubel von seinem Vater mit Wasser übergossen, der damit angeblich das Gewicht des Schweden veränderte und somit einen Regelbruch beging. Ekström wurde disqualifiziert, der Rennsieg war futsch.
"Was ist denn passiert? Es hat doch alles dem Reglement entsprochen, das Auto war sogar sieben Kilo zu schwer", verteidigte Röhrl Audi. "Und dann wird Ekström disqualifiziert, weil ihn sein Vater aus Freude nassspritzt oder um ihn bei der Hitze zu kühlen? Also, das ist unverhältnismäßig und Irrsinn."
Auch Glock konnte die Strafe gegenüber "Motorsport-Magazin.com" nicht wirklich nachvollziehen: "Wenn die DTM nicht aufpasst, fängt man an, sich lächerlich zu machen." Audi legte folgerichtig Berufung ein, das Berufungsgericht des Deutschen Motorsport Bundes wies den Einspruch jedoch ab. Obwohl man laut Audi das Urteil "im Sinne des Sports" akzeptiere, ist der Schaden für die DTM nicht mehr von der Hand zu weisen.
Roberto Merhi: Wirklich viele Freunde hat sich der Spanier in dieser Saison noch nicht gemacht. Ganz im Gegenteil: Mehri sorgte bei seinen Konkurrenten bisweilen für Angst und Schrecken.
Der Mercedes-Pilot hat sich bislang einen Namen als Crashkid gemacht. Vor allem Martin Tomczyk wurde zum Lieblingsopfer und machte sowohl in Brands Hatch als auch in Spielberg Bekanntschaft mit dem Youngster: "Ich bin das zweite Mal mit Merhi aneinandergeraten, zweimal musste ich danach das Rennen beenden. Das wird mir langsam zu blöd."
Der Meister von 2011 war dabei nicht der einzige Fahrer, der sich über Mehri beschwerte. "Der hat Tomaten auf den Augen. So jemand gehört nicht hierher, der soll mal ein paar Fahrstunden nehmen", echauffierte sich beispielsweise Timo Glock.
Zumindest erhält der 22-Jährige Rückendeckung von höchster Stelle. "Für mich sind solche Fahrer wie Merhi wichtig für unseren Sport. Wir brauchen diese jungen Rennfahrer, auch wenn sie manchmal über das Ziel hinausschießen", betonte Hans-Werner Aufrecht, der Boss des Serien-Dachverbandes ITR, gegenüber "Motorsport-Total.com".
Dass Mehri allerdings durchaus eine Daseinsberechtigung hat, bewies er mit Platz sechs auf dem Norisring: "Ein schönes Ergebnis, das Rennen von Platz 20 auf Rang sechs beendet zu haben." Nur mit Tomczyk sollte er in Zukunft vielleicht besser nicht auf Tuchfühlung gehen.
Jamie Green: Er sollte Audi mit seinen Leistungen zu altem Glanz verhelfen. Auch Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich überhäufte ihn vor der Saison mit Lob und bezeichnete ihn "als einen der besten DTM-Piloten, die es derzeit gibt."
Doch dieses Prädikat ist Jamie Green bislang schuldig geblieben. Der Brite scheint bei den Ingolstädtern noch nicht wirklich angekommen zu sein. Insbesondere von der beeindruckenden Konstanz aus dem Vorjahr, als Green als einziger Fahrer an jedem Wochenende in die Punkte fahren konnte, ist nicht mehr viel übrig.
Selbst auf seiner Lieblingsstrecke in Nürnberg war der 31-Jährige nicht bei der Musik und musste seinen Wagen nach 65 Runden wegen eines Getriebeproblems abstellen. Zumindest die Hoffnung auf bessere Zeiten hat Green aber nicht verloren.
"Meine Erwartungshaltung ist es, konstant meine Leistung zu bringen. Das klappt, wenn alles glatt läuft", stellte er gegenüber "Motorsport-Total.com" klar. Den Abschied von Mercedes bereue er trotz der schwierigen Phase dennoch nicht: "Ich bin glücklich bei Audi und lerne täglich dazu."
Options-Reifen und DRS: Mehr Spannung, mehr Action, mehr Überholmanöver! Die technischen Neuerungen sollten eine neue Ära in der DTM einläuten. Zur Halbzeit der Saison herrscht aber eher Ernüchterung im Fahrerlager.
Zugegeben: Options-Reifen, DRS und Co. haben für aufregende Rennen gesorgt. Das lag aber vor allem auf dem munteren Chaos, das auf den Strecken herrschte.
"Der Fan will ein geiles Rennen sehen. Den DTM-Leuten ist es gelungen, die Fans mit einem Gewirr von ständig neuen Vorschriften und Regeln zu verunsichern", fand Christian Danner, der in der DTM selbt 57 Mal an den Start ging, gegenüber der Münchner "Abendzeitung" deutliche Worte.
Auch die Piloten verloren ab und zu den Überblick. "Mir ist noch immer nicht klar, wie ich von Startplatz zwei losfahren konnte und am Ende Sechster wurde", resümierte Bruno Spengler nach dem Rennen in Nürnberg.
Hans-Werner Aufrecht, Vorstandschef des DTM-Rechteinhabers ITR, will davon allerdings nichts wissen: "Wir haben auch dank der Regeländerungen mit dem DRS und den Options-Reifen noch nie so viele spannende Rennen und so viele Überholmanöver wie in dieser Saison gesehen." Die Wahrheit liegt wohl - wie immer - irgendwo in der Mitte.