Eigentlich könnte Jonas Folger ziemlich zufrieden sein. Kein einziger Sturz, immer in den Punkten - der Einstieg in die MotoGP lief so gut, dass der Rookie den Vertrag für 2018 schon jetzt in der Tasche hat. Doch der 23-Jährige trauert den vielen vergebenen Chancen im ersten Saisondrittel der Königsklasse nach und sagt klipp und klar: "Es liegt an mir."
Das Problem ist immer das gleiche. Folger fährt erst auf den letzten Runden Topzeiten, dann ist es meist schon zu spät. "Ich verliere oft das Rennen schon am Anfang", sagt der Yamaha-Pilot im SID-Gespräch am Circuit de Barcelona-Catalunya. Man sieht, dass die Situation an ihm nagt. "Ich bin oft zu selbstkritisch und zu schnell enttäuscht. Aber ich weiß, dass es schneller geht. Deswegen ärgert mich das so sehr."
Am Sonntag (14.00 Uhr) steht in Katalonien der siebte Grand Prix an. Folger hat etwas weniger Druck, weil sein Tech3-Team zuletzt mit ihm um ein Jahr verlängert hatte. "Es ist eine Riesenerleichterung für mich. Es hat sich ja schon abgezeichnet. Es war aber gut, dass wir das schnell schriftlich erledigt haben."
Teamchef Hervé Poncharal vertraut Folger
Das Vertrauen von Teamchef Hervé Poncharal weiß der Rennfahrer zu schätzen. "Er hat immer gescherzt, dass er mich als Fahrer haben will. Ich dachte, es wäre ein Witz, aber irgendwann ist es Realität geworden. Er ist ein super sympathischer und offener Mensch. Er traut mir unheimlich viel zu."
Folger hat die Erwartungen erfüllt. Mit 41 WM-Punkten ist er Achter und damit zweitbester Neuling hinter seinem französischen Teamkollegen Johann Zarco (64/6.). Seine bisherigen Leistungen bewertet Folger mit der Schulnote 3, bis zum Ende des Jahres soll eine 2 daraus werden.
Dass er als einziger Fahrer bislang immer die Zielflagge sah, sei "schon wichtig. Aber ich würde gerne öfter mal mehr Punkte sammeln", sagt Folger. "Ich hab speziell in der Anfangsphase Probleme und falle dann immer ziemlich weit zurück. Ich brauch ein bissel länger, bis ich meinen Rhythmus aufgebaut habe."
Folger: "Es ist Kopfsache"
Aber woran liegt das? "Man fährt das ganze Wochenende alleine oder mal ein zwei Fahrern hinterher. Es ist einfach mehr Distanz da", erklärt Folger. "Und im Rennen werden die Ellenbogen ausgefahren, es wird später gebremst, und man macht dann ganz schnell Fehler." Der fünfmalige Grand-Prix-Sieger weiß, woran er arbeiten muss. "Man sieht's ja an den Daten. Ich fahre mit der Brechstange. Es ist Kopfsache."
Barcelona ist der richtige Kurs, um einen Richtungswechsel vorzunehmen. Folger kennt ihn wie seine Westentasche. "Ich fahre schon seit Ewigkeiten auf der Strecke. Ich hab hier in der spanischen Meisterschaft Tausende Runden gedreht", sagt der junge Familienvater, "es ist eine Strecke, die mir liegt. Und sie kommt der Yamaha entgegen." Am Freitag lief es schon mal bestens, Folger wurde im Training starker Dritter.
Noch drei Rennen, dann ist Sommerpause, und Folger kann sich in Deutschland seiner Freundin, der kleinen Tochter und auch dem Hausbau wieder etwas mehr widmen. "Der Keller ist fertig. Im August sind wir drin", sagt er. Selber legt der Oberbayer kaum Hand an. "Ich hab ein, zwei Tage im Bagger gesessen. Ich hab einen anderen Job."