Wie in Trance ließ Rafael Nadal die Rede des Turnier-Direktors über sich ergehen. Nur als der Name der ewig jungen Legende Rod Laver genannt wurde, war so etwas wie Leben in Rafas Augen sichtbar. Der zehnmalige Grand-Slam-Sieger aus Spanien musste am frühen Montagmorgen in Melbourne die bitterste Niederlage seiner Karriere hinnehmen. Ein vergeblicher Kampf über 5:53 Stunden gegen eine Maschine aus Belgrad.
Lange hat es im professionellen Herren-Tennis nicht mehr vier ähnlich starke Spieler gegeben wie Nadal, Andy Murray, Roger Federer und Novak Djokovic. Die Big Four machen die großen Titel seit geraumer Zeit unter sich aus, im Halbfinale der Grand Slams verirrt sich mitunter ein David Ferrer oder Jo-Wilfried Tsonga. Im Prinzip kann der Rest aber einpacken.
Im Prinzip können aber auch Nadal, Murray und Federer einpacken, je näher sie sich dem Finale eines Turniers nähern, für das auch Djokovic gemeldet hat. Nadal hat die letzten sieben Endspiele gegen den Djoker verloren, nicht jedes war so dramabehaftet wie der Clash down under.
In Melbourne war Murray im Halbfinale gegen Djokovic der bessere Spieler, verlor aber Satz fünf mit 5:7. Im Finale war Nadal in den Sätzen eins, vier und fünf der bessere Spieler. Nach dem brutalen Tie-Break im vierten schien Nadal mental klar im Vorteil. Doch er verlor Satz fünf mit 5:7.
Djokovic hat die geniale Gabe, seine Gegner zu zermürben. Wann immer er physisch und psychisch angeschlagen ist - und das war in Melbourne gegen Murray und Nadal mehrfach der Fall - packt der Djoker seine besten Schläge aus. Federer hatte nach seiner Halbfinalniederlage gegen Nadal mit der Fähigkeit des Spaniers gehadert, gegen ihn immer das beste Tennis zu spielen. Djokovic ist in der Lage, das gegen jeden Gegner abzurufen, wenn es in die Crunchtime geht.
Nole verfügt nicht über die Leichtigkeit von Federer. Er hat nicht die Kraft von Nadal. Aber er bringt sein Paket auf den Punkt zusammen. Wie Pete Sampras, der für mich beste Spieler aller Zeiten.
Vielleicht wird Djokovic nicht den Grand-Slam-Rekord von Federer brechen, aber er wird dafür sorgen, dass das Herren-Tennis in den nächsten Jahren fest in serbischer Hand bleibt. Im letzten Jahr gewann er drei Grand Slams und wenn er Nadal in Paris schlagen kann, dann nach den 5:53 Stunden von Melbourne.
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