Iga Swiatek ist endgültig die neue Königin der WTA
Zugegeben, die Polin war längst die dominierende Spielerin der aktuellen Saison, bzw. seit dem überraschenden Rücktritt von Ashleigh Barty, als sie ihre unglaubliche Siegesserie startete. Aber nach dem Sieg bei ihrem Lieblingsturnier in Roland Garros war in Wimbledon schon in der dritten Runde Schluss - und auf Hartplatz hatte sie bei den Slams bislang noch nicht abgeliefert.
Nach zwei Wochen in New York City muss man konstatieren: Spätestens jetzt ist Swiatek bei drei von vier jährlichen Slams die große Favoritin. Sie mochte die leichteren Bälle nicht, die in Flushing Meadows an die Damen herausgegeben werden, durfte erst spät im Turnier auf dem größten Court Arthur Ashe spielen - und musste zeitweise richtig kämpfen: Dreimal musste sie über drei Sätze gehen, darunter gegen Jule Niemeier, nicht immer spielte sie ihr bestes Tennis. Dennoch reckte sie am Ende die Trophäe in die Höhe.
Jetzt, wo Naomi Osakas Karriere so heftig ins Schlingern geraten ist, schickt sich Swiatek an, Serena Williams' Nachfolge anzutreten. Als erste Spielerin seit Angie Kerber 2016 gewann sie zwei Majors in einem Kalenderjahr. Als erste Spielerin seit Williams 2014 hat sie sieben Turniere in einem Jahr gewonnen.
Und sie ist in Finals einfach nur unfassbar dominant: Ihre letzten zehn Endspiele hat sie allesamt ohne Satzverlust gewonnen, auf unterschiedlichen Belägen, gegen Weltklasse-Spielerinnen. Mehr noch: Ons Jabeur war am Samstag die erste, die einen Satz erzwang, der enger als 6:4 für Swiatek ausging.
Ihre Konkurrenz muss sie in der Weltrangliste mittlerweile im Rückspiegel suchen. Wenn die beste Spielerin der Welt jetzt auch noch die Slams dominiert, fehlt eigentlich nur noch eines ...
Ons Jabeur ist die perfekte Rivalin für Swiatek
Ja, das Damentennis ist an der Spitze unfassbar breit. Bei jedem Slam können sich locker 20-30 Spielerinnen Hoffnung auf das Finale machen - vielleicht auch noch mehr. Aber wenn die topgesetzten Spielerinnen regelmäßig früh im Turnier rausgehen, fehlt es an auf dem Papier großen Matches, es fehlt an Wiedererkennungswert.
Und es fehlen die großen Rivalitäten: Swiateks Duell gegen die an Nr. 8. gesetzte Jessica Pegula im Viertelfinale war das erste Match zwischen zwei Top-10-Spielerinnen bei einem Slam in diesem Kalenderjahr. In den zehn Slams zuvor hatte es bei den Damen ganze drei (!) solche Duelle gegeben.
Vorhang auf für Ons Jabeur! Die 28 Jahre alte Tunesierin hat nach dem Wimbledon-Finale auch das Endspiel im Big Apple erreicht und sich damit endgültig zur neuen Nummer zwei der Damenwelt aufgeschwungen (nicht dass dieser Platz zuletzt besonders umkämpft war). Zwar fehlt ihr noch der erhoffte Slam, aber der ist womöglich nicht mehr fern: Sie ist vielleicht die einzige Spielerin, die auf allen drei Belägen um den Titel mitspielen kann.
Das verspricht eine Menge knackige Matches gegen Swiatek! "Das ist schon eine ganz nette Rivalität und ich bin sicher, dass wir noch viele Matches spielen werden", unkte Swiatek bei der Siegerehrung. Der WTA-Tour würde das nur gut tun: Jabeur trägt die Hoffnungen des gesamten afrikanischen Kontinents auf ihren Schultern, macht das aber unheimlich sympathisch und hat mit ihrem raffinierten Spiel schon so einige Tribünen für sich erobert.
Zwei beliebte, eloquente Spielerinnen, deren Stile sich zudem noch deutlich unterscheiden - mehr kann man eigentlich nicht verlangen. Überraschungen wird es weiterhin geben, nicht zuletzt durch das Best-of-Three-Format bei den Damen. Dennoch muss einem trotz Serenas Abschied nicht bange sein um die Zukunft der WTA.
Die Grand Slam-Sieger 2022
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