In der Nacht auf Sonntag ging in Anaheim, Kalifornien die erste Ultimate Fighting Championship auf dem amerikanischen Kabelfernsehsender Fox zu Ende. Im Hauptkampf setzte sich der Brasilianer Junior Dos Santos nach nur 1:04 Minuten der ersten Runde durch Knockout gegen den Schwergewichtsmeister Cain Velasquez durch.
Velasquez war von Anfang an zu passiv und erweckte den Eindruck, erst einmal in den Kampf hinein finden zu wollen. Dies, so die Expertenanalyse von Ex-Weltmeister Brock Lesnar und UFC-Präsident Dana White, war ein Riesenfehler, den der schlagstarke Herausforderer sofort für sich zu nutzen wusste.
Die halbherzige Art, in der der Champion einen Takedown versuchte, warf vielerorts die Frage auf, ob er an jenem Abend überhaupt etwas im Octagon verloren hatte.
Rechter Haken zum Ohr
Dieser Eindruck wurde zudem von den Gerüchten der letzten Tage genährt, dass Velasquez sich im Training eine Verletzung zugezogen hatte, die ihn in den entscheidenden zwei Wochen vor dem Kampf an einem effektiven Training hinderte.
Wie dem auch sei - es stellte sich inzwischen heraus, dass auch Dos Santos mit einem Bänderabriss im Knie in den Kampf ging.
Nach dem vereitelten Takedownversuch traf Dos Santos den Weltmeister mit einem rechten Haken zum Ohr. Velasquez ging zu Boden und konnte sich dort Juniors Schlagbarrage nicht erwehren, sodass Ringrichter John McCarthy gezwungen war, den Kampf abzubrechen.
Nächster Gegner: Lesnar oder Overeem?
Es ist schade, dass viele Analysten nach dem Kampf mehr darüber gesprochen haben, dass Velasquez den Kampf verlor, und weniger über die ausgezeichnete Leistung des neuen Weltmeisters. Verletzungen sind in der Kampfvorbereitung an der Tagesordnung, und wer sich trotzdem entscheidet, ins Octagon zu steigen, verwirkt damit das Recht, sich im Nachhinein darauf herauszureden, dass man verletzt gewesen war.
Junior Dos Santos wird im zweiten Quartal 2012 auf den Sieger des Ausscheidungskampfes zwischen Ex-Champion Brock Lesnar und dem früheren Strikeforce-Titelträger Alistair Overeem treffen. Der Niederländer Overeem gab seinen Weltmeisterschaftstitel kampflos ab, um zur UFC zu wechseln.
Die einstündige Liveübertragung auf Fox bestand somit aus gut 58 Minuten Vor- und Nachberichterstattung und Werbung und weniger als zwei Minuten Kampf. Was das Publikum davon hielt, werden die Einschaltquoten zeigen, aber der Knockout war zu wenig spektakulär, als dass man sich als unbedarfter Zuschauer zu einem "wow" hätte hinreißen lassen.
Die Präsentation war auf dem Niveau einer Super-Bowl-Übertragung und damit erstklassig. Für die internationalen Märkte wie Deutschland wurde ein zweiter Feed produziert, der auf die Rahmenberichterstattung verzichtete, dafür aber zwei Vorkämpfe präsentierte, darunter den Kampf des Abends zwischen Clay Guida und Ben Henderson.
Eine der spannendsten Runden der UFC-Geschichte
In diesem Leichtgewichtsduell wurde ermittelt, wer am 26. Februar in Saitama, Japan einen Titelkampf gegen Weltmeister Frankie Edgar bekommen würde. Das Publikum war - wie nicht anders zu erwarten - durch die Bank auf Guidas Seite, aber dieser konnte den früheren Champion der WEC zu keiner Zeit wirklich gefährden. Henderson holte sich die erste Runde durch überlegenes Striking und zwei Knockdowns gleich zu Beginn der Runde.
Auch die zweite Runde konnte er sich auf den Punktrichterzetteln mit einem späten Rear-Naked Choke-Versuch sichern. Beide Männer drehten dann noch einmal auf und zeigten eine der spannendsten Runden der UFC-Geschichte.
Guida bekam Henderson mit einer Minute verbleibender Kampfzeit in einen Guillotine Choke, konnte diesen aber weder bis zum Ende halten, noch Henderson zum Abklopfen zwingen. Henderson holte sich damit einen einstimmigen Punktsieg. Wäre dieser Kampf auf Fox ausgestrahlt worden, hätte die UFC nun zwei neue Superstars.
DaMarques knipst Harvison die Lichter aus
Im zweiten ausgestrahlten Vorkampf knipste der frühere Ultimate-Fighter-Finalist DaMarques nach nur 1:34 Minuten Clay Harvison die Lichter aus, als er Harvison mit einer Links-Rechts-Kombination traf. Dustin Poirier zwang Pablo Garza nach 1:32 Minuten der zweiten Runde mit einem Brabo Choke/D'Arce Choke zur Aufgabe. Ricardo Lamas besiegte Cub Swanson nach 2:16 Minuten der zweiten Runde mit einem Arm Triangle Choke.
Darren Uyenoyama schlug Kid Yamamoto nach Punkten. Robert Peralta setzte sich durch technischen Knockout gegen Mackens Semerzier durch.
Alex Caceres, alias Bruce Leeroy, gewann überraschend einseitig nach Punkten gegen Cole Escovedo. Mike Pierce holte sich einen geteilten Punktsieg gegen Paul Bradley, und Aaron Rosa wechselte im Eröffnungskampf ins Halbschwergewicht und holte sich dort seinen ersten UFC-Sieg gegen Matt Lucas - nach Punkten.