An einem historischen Tag für Ole Einar Björndalen haben die deutschen Biathleten in den Bergen um Krasnaja Poljana eine weitere Enttäuschung erlebt. Während Björndalen mit der norwegischen Mixedstaffel überlegen Gold gewann und sich mit seiner 13. olympischen Medaille zum König aller Wintersportler krönte, verpasste das schussschwache DSV-Quartett auf Platz vier das angestrebte Edelmetall deutlich. "Das ist cool! Ein richtig großes Ding für mich", sagte Björndalen.
Evi Sachenbacher-Stehle, Laura Dahlmeier, Daniel Böhm und Simon Schempp hatten im Ziel derweil 43,1 Sekunden Rückstand auf Bronze. Bundestrainer Uwe Müssiggang ärgerten vor allem die insgesamt neun Nachlader. "Das ist natürlich zu viel für ganz vorne. Wir sind enttäuscht", sagte der Chef-Coach:
"Wir wollten unbedingt eine Medaille machen, haben das aber am Schießstand verloren. Wir rennen die ganzen Spiele schon dieser Medaille hinterher, da schießt es sich eben schwerer." Ganz anders die Norweger, die vor den Augen ihres Königs Harald V. nur zwei von 40 Scheiben verfehlten.
Björndalen überholt Dählie
Björndalen, der bereits zum Auftakt in Sotschi den Sprint gewonnen hatte, feierte sein achtes olympisches Gold mit den Teamkollegen Tora Berger, Tiril Eckhoff und Emil Hegle Svendsen.
Der 40-Jährige löste damit seinen Landsmann Björn Dählie, den legendären Langläufer, an der Spitze der Rekordbücher ab. Björndalen besitzt nun acht Gold-, vier Silber- und eine Bronzemedaille und hat in der Männerstaffel am Samstag die große Chance, diese einmalige Bilanz weiter auszubauen. "Ich verneige mich tief vor Björndalen. Er verdient diesen Titel", sagte Dählie.
Die überragenden Norweger schossen und liefen bei der olympischen Premiere der Mixedstaffel in einer eigenen Welt. Schlussläufer Svendsen, der sein zweites Gold in Sotschi nach dem Sieg im Massenstart am Dienstag gewann, feierte bereits nach dem letzten Schießen. Tschechien auf Platz zwei hatte bereits 32,6 Sekunden Rückstand, Dritter wurde Italien (+58,2 Sekunden).
"Haben mit Medaille spekuliert"
Deutschland schnupperte zu keiner Zeit an einer Medaille, schon Startläuferin Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) gab ihrer Teamkollegin Dahlmeier (Partenkrichen) nach vier Nachladern bereits fast eine halbe Minute Rückstand auf Rang drei mit auf den Weg. Die Doppel-Olympiasiegerin im Langlauf knüpfte nicht an ihre herausragende Leistung aus dem Massenstart an, als sie auf Platz vier Bronze nur um eine Sekunden verpasst und das beste Ergebnis der deutschen Frauen in den Einzelrennen erzielt hatte.
Sowohl Dahlmeier (ein Nachlader), der Buntenbocker Böhm (vier Nachlader), als auch der fehlerfreie Schlussläufer Simon Schempp (Uhingen) kamen nie in Schlagdistanz zu den Medaillenrängen. "Wenn es so knapp nicht reicht, dann ist es schon blöd", sagte Böhm:
"Es sind alle hier, um Medaillen zu holen. Wenn man dann der Erste ist, der keine bekommt, ist das sehr unglücklich." Das sah auch Schempp so: "Wir haben schon mit einer Medaille spekuliert, aber die anderen waren besser. Das müssen wir so akzeptieren, es reicht einfach nicht."
Letzte Hoffnung ist die Staffel
Nach einem freien Tag stehen zum Abschluss der Winterspiele die Staffeln auf dem Programm. Den Auftakt machen am Freitag die Frauen, einen Tag später beschließen die Männer in den Bergen über Sotschi die olympischen Wettbewerbe - die den erfolgsverwöhnten deutschen Skijägern erst einen Podestplatz durch Erik Lesser (Silber im Einzel) beschert haben. "Wir gehen an den Start, um eine Medaille zu holen", sagte Schempp.
Die Biathleten haben dabei einen Ruf zu verlieren: Bislang gab es seit 1992 mit einer Ausnahme immer zwei deutsche Staffel-Medaillen. Nur 2010 in Vancouver hatten die Männer als Fünfte das Podest verfehlt. Über die Aufstellungen für die Teams wird erst nach den letzten Trainingseinheiten entschieden.
Die ewige Rangliste der erfolgreichsten Wintersportler:
- 1. Ole Einar Björndalen (Norwegen) Biathlon 1998-14 8 4 1
- 2. Björn Dählie (Norwegen) Skilanglauf 1992-98 8 4 0
- 3. Ljubow Jegorowa (GUS) Skilanglauf 1992-94 6 3 0
- 4. Lidija Skoblikowa (UdSSR) Eisschnelllauf 1960-64 6 0 0
- 5. Marit Björgen (Norwegen) Skilanglauf 2002-14 5 3 1
- 6. Claudia Pechstein (Berlin) Eisschnelllauf 1992-06 5 2 2
- 7. Larissa Lassutina (Russland) Skilanglauf 1992-98 5 1 1
- Clas Thunberg (Finnland) Eisschnelllauf 1924-28 5 1 1
- 9. Thomas Alsgaard (Norwegen) Skilanglauf 1994-02 5 1 0
- 10. Bonnie Blair (USA) Eisschnelllauf 1988-94 5 0 1