Stefan Luitz warf sich auf den Bauch und verbarg seinen Kopf im Schnee. "Du Vollidiot!", dachte er sich. Und es war ja auch ein unglaubliches Malheur, das ihm da am 57. und letzten Tor im ersten Lauf des olympischen Riesenslaloms unterlaufen war.
Luitz war schnell, verdammt schnell sogar, als sein rechter Ski auf einer kleinen Eisplatte minimal nach außen rutschte. Eine winzige Bewegung nur, aber sie reichte, um Luitz im letzten Tor des ersten Laufs einfädeln zu lassen. Sein rechter Ski wurde ihm vom Fuß gerissen, wie ein Ski-Akrobat rettete sich der Allgäuer auf einem Bein ins Ziel - und war dort nur 0,59 Sekunden langsamer als Weltmeister Ted Ligety (USA), der die überlegene Bestzeit vorgelegt hatte.
"Der Blick auf die Anzeigetafel", sagte Luitz, "war doppelt bitter." Dort stand die "2" vor seinem Namen, er wäre mit einer riesigen Chance auf eine Medaille ins Finale gegangen. Wäre. Denn kurz nachdem er sich aufgerappelt und seinen verbliebenen Ski wutentbrannt in den Schnee gedonnert hatte, erschien ein kleines Sternchen hinter der "2".
Auch die Jury hatte gesehen, das Luitz das letzte rote Tor nicht regelkonform passiert hatte. Aus dem Sternchen wurde bald ein "DSQ" - disqualifiziert.
Ausgerechnet bei Olympia
"Es ist sehr schade, dass so etwas bei Olympia passiert", sagte Luitz, seinen Kopf zierte eine große russische Fellmütze mit dem Schriftzug "Sochi2014". Diese Spiele hätten seine Spiele sein können. "Vielleicht", mutmaßte er, "war ich mit dem Kopf zu früh über der Ziellinie." Zimmergenosse Felix Neureuther litt mit. "Das ist brutal, der Junge fährt so gut Ski."
Alpindirektor Wolfgang Maier hätte am liebsten in seine neben ihm stehenden Skier gebissen, als er über Luitz' Ausfall sprach. Dann aber besann er sich. "Vielleicht", meinte er, "muss dass dazugehören, damit er irgendwann ein ganz Großer wird." Luitz ist 21. In Pyeongchang 2018 wäre er im besten Rennfahrer-Alter.