Andrea Rothfuss (Mitteltal) holte bei den Alpinen in der stehenden Klasse wie in der Abfahrt auch im Super-G Silber. Zudem gewann Fahnenträgerin Andrea Eskau nach der "Nullrunde" im Biathlon am Sonntag die erste Medaille für die nordischen Athleten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS): Die 46-Jährige vom ZSC Magdeburg wurde Zweite im Langlauf über 12 km.
Doch im Mittelpunkt stand erneut Anna Schaffelhuber. "Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich musste im Ziel gleich zweimal hinschauen. Das ist unfassbar", sagte sie nach ihrem zweiten Coup auf der Piste im Jeongseon Alpine Centre. Sie sei nach ihren Erfolgen vor den weiteren drei Rennen "extrem tiefenentspannt. Ich kann jetzt voll riskieren".
Große Politik und große Emotionen
"Sie ist Wahnsinn", sagte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), voller Anerkennung und drückte seine Vorzeigeathletin herzlich. Schaffelhuber konnte sich vor Glückwünschen ohnehin kaum retten. Hier ein Küsschen, dort eine Umarmung - und am Samstag dann auch noch ein sporthistorischer Handschlag: Sogar Kim Mun Chol, Präsident des nordkoreanischen Paralympic-Komitees, verneigte sich vor Schaffelhuber.
Kim habe ihr gesagt, berichtete die Monoskifahrerin vom TSV Bayerbach später, dass er sich wünsche, "dass Nord- und Südkorea irgendwann wieder zusammen sind". Schaffelhubers spontane Replik auf die staatstragenden Worte: "Das wünscht sich die ganze Welt."
Große Politik und große Emotionen lagen bei "Anna Goldhuber", wie sie von Gerd Schönfelder, dem bislang erfolgreichsten Paralympics-Starter, kurzerhand getauft wurde, an diesem beeindruckenden Wochenende ganz nah beieinander. Bei den Siegerehrungen im Zielraum hatte sie Tränen in den Augen, als sie ihren Liebsten auf der Tribüne glückselig zujubelte.
Beucher bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. "Sie ist eine Ausnahmeathletin", schwärmte Beucher mit der Deutschland-Fahne in der Hand.
"Wesentlich lockerer" im Super-G
Nach ihrem Abfahrts-Gold war die querschnittsgelähmte Rennläuferin vom TSV Bayerbach schon im Super-G "wesentlich lockerer", wie sie selbst einräumte. Entsprechend souverän siegte Schaffelhuber in 1:34,76 Minuten souverän vor der Österreicherin Claudia Lösch (0,95 Sekunden zurück) und der Japanerin Mumoka Muraoka (1,34). Anna-Lena Forster (Radolfszell) wurde Vierte. Die 22-Jährige war in der Abfahrt mit Zwischenbestzeit kurz vor dem Ziel gestürzt.
Rothfuss musste sich erneut Marie Bochet aus Frankreich geschlagen geben. Sie lag nur 0,27 Sekunden hinter Bochet (1:32,83). "Ich bin superhappy und habe nicht damit gerechnet. Das macht Lust auf mehr", sagte sie nach dem Super-G.
Bei den Alpinen geht es nach einem Ruhetag (Schaffelhuber: "Den brauche ich dringend") am Dienstag mit der Superkombination weiter. Auch da zählen Schaffelhuber und Rothfuss zu den Favoritinnen. Gerd Schönfelder, erfolgreichster Starter bei Winter-Paralympics, sprach schon schmunzelnd von "Anna Goldhuber und Andrea Silberfuss".
Erste Medaille bei den Nordischen
Im Langlauf brach Eskau den Bann bei den Nordischen. Als Zweite lag sie 32,4 Sekunden hinter der Amerikanerin Kendall Gretsch. "Ich bin super glücklich. Ich hatte nach Samstag schon gezweifelt. Jetzt habe ich meine Medaille und kann die nächsten Rennen lockerer angehen", sagte Eskau."
Für die sechsmalige Paralympicssiegerin Eskau war es in ihrer langen und erfolgreichen Karriere die zehnte Medaille. Zudem ist die querschnittsgelähmte Athletin, die auch im Sommer mit dem Handbike startet, 20-malige Weltmeisterin. Ein kleines Fragezeichen steht noch hinter ihrem Einsatz am Dienstag im Biathlon über 10 km. Eskau klagte am Sonntag über leichte Schmerzen am Arm.
Im Biathlon am Samstag hatte es für die Deutschen in fünf Rennen dagegen keine Medaille gegeben. Eskau hatte sich über 6 km mit Rang sechs begnügen müssen. Bester DBS-Starter war Alexander Ehler (Kirchzarten) in der stehenden Klasse über 7,5 km als Fünfter.