Es ist kein Geheimnis, dass Kentucky sich unter Coach John Calipari zur wohl beliebtesten Talentschmiede Amerikas aufgeschwungen hat - insbesondere für die sogenannten One-and-Done-Spieler, die nach einem Jahr Richtung NBA weiterziehen. Allein seit 2010 verließen drei Wildcats ihre Uni als No.1-Pick.
Blickt man auf die Big Men der Liga, nennen mit DeMarcus Cousins und Anthony Davis ebenfalls zwei der talentiertesten Akteure Kentucky ihre Alma Mater. Der 26-jährige Cousins ist trotz allem Chaos in Sacramento individuell der vermutlich dominanteste Center der NBA, Davis (22) lieferte vergangene Saison eines der besten Player Efficiency Ratings der Geschichte und galt seither als nächster "bester Spieler der Welt", wenngleich diese Saison einen Dämpfer darstellte.
So dominant Boogie und The Brow auch sind - womöglich ist bald keiner von beiden mehr der "Big Dog" auf dem Campus in Lexington. Der 2015er No.1-Pick (und Kentucky-Alumnus) Karl-Anthony Towns spielt nämlich eine Premieren-Saison, die denen seiner beiden Vorgänger in Nichts nachsteht. Im Gegenteil.
Gute Gesellschaft
Es gab in der Geschichte der Liga bis dato vier Rookie-Bigs, die über eine Saison 18 Punkte und 10 Rebounds bei einer Quote von mindestens 53 Prozent aus dem Feld aufgelegt haben. Mit David Robinson, Shaquille O'Neal und Hakeem Olajuwon sind drei davon bereits in der Hall of Fame. Dass Tim Duncan ebenfalls dort landen wird, ist keine allzu gewagte Prognose.
Towns steht aktuell bei 18,3 Punkten, 10,3 Rebounds und 54,8 Prozent. Seine True Shooting Percentage (59,7 Prozent) ist dabei sogar höher als die von allen Genannten außer Robinson in deren erster Saison, denn sie berechnet ja auch Dreier mit ein - eine Fähigkeit, die keiner der anderen besaß.
Towns hält zwar nur einmal pro Spiel von draußen drauf, seine Quote von 33,8 Prozent deutet aber an, dass dieser Wurf in Zukunft ein wichtiger Teil seines Arsenals sein wird. Freiwürfe trifft er bereits deutlich besser (82,5 Prozent) als das prominente Quartett. Ist das der richtige Zeitpunkt, um zu erwähnen, dass Towns erst 20 Jahre alt ist? Und dass Hakeem, Shaq, Duncan und Robinson alle mindestens drei Jahre am College verbracht hatten?
Seinem Alter weit voraus
Nun soll nicht der Eindruck erweckt werden, Towns wäre in irgendeiner Weise bereits Teil dieses Klubs. Jeder davon hat mindestens einen MVP-Award und mindestens zwei Titel gesammelt, kombiniert sind es 13 Titel und fünf MVPs - bis dahin hat KAT dann doch noch etwas mehr zu leisten.
Aber statt ihn mit den Legenden des Sports zu vergleichen, kann man sich ja einfach der aktuellen Konkurrenz bedienen. Nicht unbedingt der Rookie-Klasse, denn das wäre auch nicht aussagekräftig - Towns ist in fast jeder relevanten Statistik besser als seine Alters- beziehungsweise "Erfahrungsgenossen". Sondern der gesamten Liga.
Towns spielt bereits in seinem ersten Jahr durchaus All-Star-würdigen Basketball. Er hat bereits 45 Double-Doubles gesammelt und belegt damit Platz 6 ligaweit. Bei den Rebounds belegt er Platz 9, bei den Blocks Platz 13. Bei den Punkten reicht es immerhin für Platz 33, obwohl sich gerade Big Men als Rookies oft beim Scoring schwer tun. Towns nicht, er legt die siebtbeste Field Goal Percentage der Liga auf. Sein Player Efficiency Rating (22,98) reicht für Platz 13.
Keine Empty Stats
Man kann auch nicht behaupten, er würde einfach bei einem schwachen Team seine Stats sammeln. Die Wolves sind auch mit ihm kein gutes Team, doch wenn er sitzt, verliert Minnesota pro 100 Ballbesitze knapp 3 Punkte "höher".
Er führt die Wölfe mit 7,4 Win Shares deutlich an, hat dem Team also geschätzt diese Anzahl an Siegen beschert (Platz 24 ligaweit). Kein schlechter Wert bei bis dato nur 25 Siegen und höher als die Win Shares der Kollegen Davis oder Cousins, um nur zwei "gestandene" Beispiele zu nennen.
Häufig würde man sich sogar wünschen, dass Interimscoach Sam Mitchell seinem Rookie etwas mehr Verantwortung überträgt. Wenn er auf dem Court steht, nutzt er zwar 24,7 Prozent der Angriffe, was für einen Frischling bereits viel ist. Allerdings ist KAT bei den Wolves eben auch mit Abstand die effektivste Offensiv-Option.
Andrew Wiggins legt zwar über 20 Punkte pro Spiel auf, braucht dafür aber auch deutlich mehr Würfe. Der Kanadier hat nicht den Schritt gemacht, den man sich in Minnesota nach seiner starken Rookie-Saison erhofft hatte.