SPOX: Die Celtics sind in diesem Jahr ungemein defensivstark, sogar das beste Defensiv-Team der Liga - was angesichts des jungen Kaders doch überrascht. Wie groß ist der Einfluss von Stevens dabei?
Brown: Brad ist dafür auf jeden Fall sehr wichtig! Er ist ein wirklich großartiger Coach, der jeden Gegner in- und auswendig kennt und uns immer wieder akribisch und detailgenau vorbereitet. Allerdings denke ich, dass auch unser Charakter als Mannschaft eine Rolle spielt. Bei uns sind alle bescheiden genug, um wirklich zuzuhören und seine Anweisungen anzunehmen, ohne dass dabei das Ego im Weg steht. Das macht einen großen Unterschied aus: Du kannst ein noch so guter Coach sein, wenn dein Team nicht zuhört. Bei uns tun das alle, was nicht selbstverständlich ist. Aber diese Kombination macht uns in diesem Jahr zu einem guten Team.
SPOX: Hat es Sie ein bisschen überrascht, wie gut sich Kyrie Irving in diesem Kollektiv zurechtfindet? Er war ja nicht gerade als Defensivspezialist bekannt...
Brown: Nein, gar nicht. Kyrie ist Kyrie, ein großartiger Spieler. Seit unseren ersten gemeinsamen Trainingseinheiten war uns allen klar, dass er defensiv viel besser ist als sein Ruf. Generell hat er von seinem Auftreten her sofort gezeigt, dass er Teil des Teams sein will und nichts anderes.
SPOX: Inwiefern profitieren Sie persönlich von ihm?
Brown: Kyrie zieht einfach unfassbar viel Aufmerksamkeit auf sich. Dadurch entsteht für alle anderen viel Platz, zumal er den Ball auch gerne abspielt - auch wenn sein Ruf etwas anderes sagt. Außerdem ist er ein sehr reflektierter Typ. Es ist jetzt schon mehrere Male vorgekommen, dass wir uns zu zweit hingesetzt haben und er das komplette Spielgeschehen mit allen Situationen für mich heruntergebrochen hat. Er ist echter ein Lehrer. Und er hat natürlich schon so viel erlebt. Deswegen lernt man automatisch viel, wenn man mit ihm zusammenspielt.
SPOX: Generell wirkt es, als sei die Atmosphäre im Team sehr gut, obwohl im Sommer sehr große Teile des Kaders ausgetauscht wurden. Hat es von Anfang an geklickt oder ist das mit der Zeit gewachsen?
Brown: Es steckte schon ein wenig Arbeit dahinter. Ehrlich gesagt - es ist schlecht, dass zu sagen - glaube ich, dass die Verletzung von Hayward einen Teil dazu beigetragen hat. Das war so ein tragischer Moment direkt zum Start der Saison und wir wollen seitdem insbesondere auch für ihn ein gutes Team sein. Das hat uns noch ein Stück mehr und vor allem schneller zusammengeschweißt, als es sonst passiert wäre. Aber nochmal: Das ist wirklich kein schöner Gedanke.
SPOX: Wie häufig stehen Sie denn aktuell mit Hayward im Kontakt?
Brown: Er ist sehr oft bei uns in der Practice Facility und macht schon Fortschritte, man kann das ja über Social Media auch ein bisschen verfolgen. Außerdem ist er bei fast allen Heimspielen von uns und häufig im Locker Room - er ist immer noch ein Teil unseres Teams. Und gerade den jüngeren Wings wie mir und Jayson Tatum gibt er auch Ratschläge, wenn ihm etwas auffällt. Er ist einfach einer der Jungs.
SPOX: Es gibt ja immer wieder Spekulationen, dass er vielleicht doch noch in dieser Saison zurückkehren könnte - wie geht das Team damit um? Haben Sie da irgendeine Erwartung?
Brown: Wir wissen es nicht, wir wissen es nicht. Es wäre schön, wenn er zurückkommt, aber wir rechnen nicht damit. Wir machen unser Ding und machen ihm keinen Druck. Er soll sich komplett erholen, nichts anderes zählt!
SPOX: Auch ohne ihn stehen Sie derzeit auf Platz 1 im Osten, nie wirkten die Cavaliers so verletzlich, seitdem LeBron James dorthin zurückgekehrt ist. Ist Boston schon in diesem Jahr bereit, die Eastern Conference zu gewinnen?
Brown: Es ist definitiv das Ziel, das wir im Kopf haben. Das muss auch die Einstellung sein. Uns sind Seedings egal und genauso ist es unerheblich, was die Leute sagen, ob wir echte Contender sind oder was auch immer: Wir wollen an die Spitze.
SPOX: Und was ist das Ziel, was Sie persönlich verfolgen? Was möchten Sie noch verbessern?
Brown: Alles. (lacht) Im Ernst: Es gibt keinen Bereich, in dem ich mich nicht noch verbessern könnte. Ich bin schon weit gekommen, aber ich habe auch noch einen weiten Weg vor mir. Ich könnte jetzt alles aufzählen, aber dann bin ich den ganzen Tag hier - ich muss aber noch weiter. Nein, ich will in allen Aspekten besser werden. Und das werde ich auch.